2024-04-29T14:34:45.518Z

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„Wegen der Jungs fällt der Abschied schwer“

Nach zwei Jahren verlässt Trainer Marc Bach den VfB 03 Hilden, der in der siebten Oberliga-Saison seine beste Platzierung erreicht.

Nach zwei Jahren verlässt Chefcoach Marc Bach den VfB 03 Hilden und reiht sich damit in die Gilde seiner Vorgänger Toni Molina und Marcel Bastians ein, die das Team ebenfalls jeweils zwei Jahre betreuten. Einzig in der Saison 2015/2016 gab es mit Georg Kreß und Björn Scheffels gleich zwei Trainer in einer Spielzeit. Das verflixte siebte Jahr in der Oberliga endet für die Hildener mit der besten Platzierung seit dem Aufstieg. Als die Meisterschaftsrunde Mitte März abrupt stoppt, steht das Team auf Rang acht. Die Corona-Pandemie beraubt die Mannschaft um Kapitän Stefan Schaumburg um ein noch erfolgreicheres Abschneiden, denn just in jener Phase hatte der VfB 03 einen Lauf. Nicht nur deshalb verlässt Mark Bach den Traditionsklub mit gemischten Gefühlen.

Vor drei Monaten hat Ihre Mannschaft das letzte Spiel in der Oberliga absolviert. Seither ruht der Spielbetrieb: Fällt der Abschied da noch schwer?

Marc Bach: Tatsächlich ja, weil ich mit der Mannschaft noch einen sehr regen Austausch hatte, sei es über WhatsApp oder Telefon. Und dann haben wir auch noch die Lauf-Challenge gemeinsam durchgezogen. Ich gehe mit einem lachenden Auge, denn mit der Aufgabe beim TVD Velbert haben wir eine Alternative, die nicht unattraktiv ist. Ich gehe aber auch mit einem weinenden Auge, denn hier in Hilden haben wir etwas aufgebaut, was wir gerne weitergeführt hätten. Vor allem wegen der Jungs fällt der Abschied sehr schwer.

Wird es noch zu einem Treffen mit der Mannschaft kommen oder liegt der Fokus schon ganz auf Velbert?

Bach: Wir hoffen, dass wir noch einmal gemeinsam auf dem Platz stehen und uns noch einmal sehen. Aktuell darf man wegen der Kontaktbeschränkung nur mit zehn Leuten in einer Gruppe trainieren. Eventuell müssen wir in zwei Einheiten mit zehn Leuten auf den Platz kommen und eine Verabschiedung machen. Sobald die Corona-Lage ein Treffen von mehr Leuten zulässt, werden wir uns nochmal an einem Abend sehen. Da müssen wir aber noch etwas warten, vielleicht bis in den Juli hinein.

Wie sehr wurmt es Sie, dass Sie die Saison nicht zu Ende spielen konnten?

Bach: Das wurmt mich sehr. Die Jungs waren sehr gut drauf, haben in den letzten Spielen gute Leistungen gebracht. Das Team hat Baumberg geschlagen und auch beim TVD Velbert ein gutes Spiel gezeigt. Wir hatten eine gute Ausbeute. Die Mannschaft war heiß und wollte in der Tabelle noch klettern. In Velbert war ein Sieg möglich und dann wären wir an Meerbusch vorbei auf den sechsten Platz gezogen. Die Jungs hätten in den letzten Begegnungen noch eine Schippe drauflegen können – wir waren noch nicht am Ende.

Wie bewerten Sie die Saison?

Bach: Absolut positiv. Wir haben einige Spieler verloren, dafür die Mannschaft aber noch einmal verjüngt. Nachwuchsleute wie David Szewczyk, Nick Sangl oder Oliver Krizanovic sind komplett integriert worden. David hat mit seiner Leistung überrascht, Nick hat fantastisch gespielt. Als Erwin Mambasa endlich verletzungsfrei war und spielen konnte, ist es immer besser geworden. Sportlich war es eine sehr gute Saison mit vielen Highlights. Es gab auch ein paar Spiele, die waren nicht so schön, aber das hat die Jungs selbst am meisten geärgert.

Rein rechnerisch war Ihr zweites Jahr mit dem VfB 03 besser. Ist das auch Ihr persönlicher Eindruck?

Bach: Die 47 Punkte in der vergangenen Saison waren schon sehr ordentlich, in dieser Spielzeit hätten wir aber auf jeden Fall die 50-Punkte-Marke geknackt. Zum Zeitpunkt des Abbruchs hatte die Mannschaft an Konstanz gewonnen. Und wir hätten die Leistung durchgezogen, denn es standen noch Gegner aus der unteren Tabellenregion wie Cronenberg, Niederwenigern oder SC Velbert auf dem Spielplan – für uns waren das fast Pflichtsiege.

Welche Dinge bleiben Ihnen in Erinnerung?

Bach: Der Zusammenhalt in der Mannschaft war fantastisch. Nick Hellenkamp zum Beispiel war wegen seines Amerika-Aufenthaltes ein halbes Jahr nicht da, aber es schien, als sei er nie weg gewesen. Wir haben fantastisch zusammengearbeitet. Dazu gehören aber auch Susanne Klose oder Gisela Scholl, die viel im Hintergrund gemacht haben. Und die Edelfans haben immer überlegt, was sie für den Verein tun können.

Sie nehmen einige Spieler mit nach Velbert, sind offenbar von der Qualität des VfB 03 überzeugt. Warum sind Sie nicht geblieben?

Bach: Wir sind davon ausgegangen, dass wir weiter in Hilden arbeiten, wollten aber bis Ende Januar Klarheit haben. Letztlich hat sich der Verein anders entschieden. Tim Schneider als mein Nachfolger ist ein toller Mensch und in meiner Sicht auch ein toller Trainer.

Was hat der TVD, was der VfB 03 nicht hat?

Bach: Das ist schwer zu sagen, denn bis auf die Vertragsgespräche hatte ich noch nicht soviele Bezugspersonen. Die enge Zusammenarbeit mit André Grimmert und Michael Kirschner ist richtig gut. Der Verein ist ähnlich aufgestellt wie der VfB 03, hat aber in der letzten Saison eher auf Spieler aus höheren Ligen gesetzt – der VfB ist da schon einen Schritt weiter. Marvin Schneider, Stefan Jäger und ich arbeiten gerne mit jungen Leuten – Justin Härtel ist daher mit seinen 25 Jahren jetzt der älteste Neuzugang in Velbert.

Ausgerechnet nach der Partie beim TVD war übrigens die jetzige Saison beendet . . .

Bach: Ja, das ist schon verrückt. Und Pascal Weber hatte die große Chance zum Siegtreffer. Letztlich ist das aber nicht mehr als eine Randnotiz.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung des VfB 03 ein?

Bach: Für einen Verein mit dieser Struktur macht der VfB es sehr gut. Über sieben Jahre hält er sich bereits in der Oberliga, mal souverän, mal knapp. Der VfB macht sehr viel richtig und es ist absolut richtig, so auf den Nachwuchs zu setzen. Die Oberliga ist aber das Ende der Fahnenstange – in der Regionalliga gibt es ganz andere Anforderungen.

Wohin wollen Sie mit dem TVD?

Bach: Die Velberter haben sich in dieser Saison deutlich mehr versprochen als Platz 14. Unser Ziel ist es, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen und in den Derbys gegen die SSVg und den SC zu bestehen. Wir wollen eine Mannschaft zusammenstellen, die ausbaufähig ist. Wir wollen vermehrt Spieler entwickeln, die einen Schritt nach vorne machen. Unser Ziel ist nicht der Aufstieg, sondern wir müssen erst einmal den Umbruch meistern. Platz sechs bis acht wollen wir erreichen.

Welche Ziele haben Sie persönlich?

Bach: Aufgrund meines Berufs ist die Oberliga aktuell für mich das höchste der Gefühle. Dreimal Training in der Woche, in der Vorbereitung über zweieinhalb Monate deutlich mehr, das ist zeitlich für mich zu schaffen. Nicht gegen den Abstieg spielen, in ruhigen Gefilden arbeiten, da strebe ich hin. Wenn es tatsächlich mal in die Regionalliga hochgehen sollte, muss der Arbeitgeber das auch mitmachen. Ich arbeite seit 14 Jahren im selben Unternehmen – für den Fußball werde ich meinen Job nicht mehr aufgeben. Ich fühle mich in der Oberliga sehr wohl. Es würde mich vielleicht noch reizen, in den Nachwuchsbereich reinzugehen und eine U 19 oder U 17 in der Bundesliga zu traineren, denn das hat auch mit Talentförderung zu tun.

Aufrufe: 06.6.2020, 22:00 Uhr
RP / Birgit SickerAutor