2024-05-02T16:12:49.858Z

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Beantragt die doppelte Staatsbürgerschaft: der neu zum BSC gekommene italienische Youngster Mirco Barella (oben).   | Foto: Daniel Fleig
Beantragt die doppelte Staatsbürgerschaft: der neu zum BSC gekommene italienische Youngster Mirco Barella (oben). | Foto: Daniel Fleig

U-23-Regel setzt Bahlinger SC unter Druck

Altersvorgabe der Regionalliga zwingt zu Einbürgerung von Spielern ++++ Zügel: "Leistungsprinzip ausgehebelt"

Unvermutete Hürde für den Bahlinger SC: Weil Ergi Alihoxha und Mirco Barella nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, wird es eng mit der Erfüllung der Altersregel in der Regionalliga. Vier Deutsche, die jünger als 23 Jahre alt sind, müssen jedes Mal auf dem Spielberichtsbogen auftauchen. Der Verein ist aktiv: Einbürgerungsverfahren laufen. Zudem wurde der Kader mit jungen Spielern ergänzt.

Um Irritationen vorzubeugen: Rico Wehrle hat bei seinem ersten Auftritt für den Bahlinger SC einen viel versprechenden Eindruck hinterlassen. Der Angreifer fügte sich beim Kaiserstuhlcup gegen den Regionalliga-Konkurrenten SV Eintracht Trier gut ins Kombinationsspiel der Bahlinger ein, war stets anspielbar und ballsicher. Dennoch fragten sich viele, als Wehrles Wechsel vom Landesligisten FV Lörrach-Brombach wenige Tage zuvor bekannt wurde: Braucht der BSC noch einen Angreifer? Die Antwort findet sich auch in den Statuten der Regionalliga.


Wie in der Dritten Liga sind alle Regionalligisten dazu verpflichtet, für jedes Spiel vier U-23-Spieler auf dem 18-Mann-Aufstellungsbogen einzutragen – und zwar vier deutsche. Genau dieser Passus bereitete den Verantwortlichen des Bahlinger SC Kopfzerbrechen, als zwei Spieler unvermutet aus dem Raster fielen: Ergi Alihoxha (21), der bereits in der vergangenen Winterpause vom Freiburger FC gekommen war, besitzt nur einen albanischen Pass. Und Zugang Mirco Barella (18) vom FC Emmendingen ist Italiener.


Ganz genau hatte man beim BSC wohl nicht hingeschaut. Schließlich sind beide Spieler fußballerisch in der Region groß geworden, Barella hat gar für die südbadische Auswahl gespielt. Beide sollen nun beschleunigt einen deutschen Pass erhalten, was im Falle von Barella leichter ist: Er kann durch das EU-Recht die doppelte Staatsbürgerschaft beantragen. Alihoxha hingegen muss sich in Albanien ausbürgern lassen. Und das kann dauern. August Zügel, der sportliche Leiter der Bahlinger, will lieber keine Prognose abgeben, wann beide das U-23-Kontingent bereichern: „Das kann in zwei Monaten durch sein, aber auch ein halbes Jahr dauern.“

Einbürgerungsverfahren kann sich hinziehen

In jedem Fall besteht erhöhter Bedarf an Fußballdeutschen, die nach dem Stichtag 1. Juli 1992 geboren sind. Aus dem bisherigen Oberligakader passen lediglich Pierre-Christoph Göppert (22), der aktuell verletzte Damir Imamovic (20) und Nico Beck (19) in dieses Geburtsschema. Und von den Zugängen war zum Trainingsauftakt lediglich Lukas Metzinger (19) ein offiziell anerkannter U-23-Spieler – bis Rico Wehrle kam. Der 21-jährige Todtnauer, der auch beim SC Freiburg II mittrainierte, stand zwar schon seit einiger Zeit in Kontakt zu den Kaiserstühlern; er wurde jedoch „noch interessanter“ (Zügel), als dem Verein die U-23-Problematik dämmerte.

Das Leistungsprinzip wird ausgehebelt

In dieser Hinsicht ist der Kader mit den 23-jährigen Walter Adam, Marco Waldraff, Aslan Ulubiev und Erich Sautner sowie den 24-jährigen Damian Kaminski und Jérôme Reisacher (Franzose!) etwas unglücklich aufgestellt. „Bei uns spielen ja gar keine Alten“, verdeutlicht Zügel, aber eben auch zu wenig Jünglinge mit dem Anforderungsprofil des Deutschen Fußball-Bundes.

Die Folge: Vier der fünf U-23-Spieler haben bis zur erfolgreichen Einbürgerung von Alihoxha und Barella in jedem Fall eine Garantie, im Kader zu stehen. Das schränkt den Konkurrenzkampf im Team und die Wechselmöglichkeiten von Trainer Milorad Pilipovic ein. Fitte Leistungsträger müssen womöglich zuschauen. Für Zügel ist die U-23-Regel kontraproduktiv: „Das Leistungsprinzip wird total ausgehebelt.“ Der sportliche Leiter kennt Fälle von Vereinen, die angeschlagene Spieler wochenlang auf die Bank beorderten, um das Reglement einzuhalten. Wer hier nicht aufpasst, wird mit Punktabzug bestraft. „In der Regionalliga hat man nur Auflagen, profitiert aber nicht vom Geldsegen im Profibereich“, hat Zügel erkannt. „Irgendwo beißt sich das.“ Fernsehgelder, die in den drei höchsten Ligen üppig verteilt werden, kommen in der Regionalliga Südwest praktisch nicht an. Für Vereine mit professionellem Anspruch wie Kickers Offenbach, 1. FC Saarbrücken oder 1. FC Elversberg stellt sich deshalb mittelfristig die Existenzfrage.


Von solchen Dimensionen sind die Bahlinger natürlich meilenweit entfernt. Die Rot-Weißen versuchen nach bestem Wissen und Gewissen ihre Hausaufgaben zu machen, um den gestiegenen Anforderungen nach dem Aufstieg aus der Oberliga gerecht zu werden. Dazu gehört auch ein kompletter Medizincheck aller Spieler inklusive Herz-Kreislauf-Test.

Neuer Torhüter im Kader: 21 Jahre - und Deutscher

Den Gang zum Arzt wird in den kommenden Tagen auch Nikko Dieckmann absolvieren. Der Schlussmann, der zum Ende der vergangenen Saison verstärkt in der zweiten Mannschaft zwischen den Pfosten stand, wäre dann Torhüter Nummer vier im Kader der ersten Mannschaft. Doch er ist verdammt attraktiv für den BSC: zarte 21 und Deutscher.

Ziemlich deutlich gewannen die Bahlinger am Mittwochabend ein Testspiel gegen die U-19-Junioren des SC Freiburg: Zum 5:0-Erfolg in Kiechlinsbergen trafen Damian Kaminski, Erich Sautner, Nico Beck, Lukas Metzinger – und Rico Wehrle.

Podiumsgespräch am nächsten Dienstag mit SC-Präsident Fritz Keller

Ein Podiumsgespräch zum Thema „Abenteuer Regionalliga“ veranstaltet die Badische Zeitung am kommenden Dienstag, 21. Juli, um 19 Uhr in der Bahlinger Winzergenossenschaft. Es diskutieren mit: der Vorstand des Bahlinger SC mit dem Vorsitzenden Dieter Bühler, seinem Stellvertreter Hans-Joachim Meyer und dem sportlichen Leiter August Zügel, dazu Trainer Milorad Pilipovic und Bürgermeister Harald Lotis – sowie der am Kaiserstuhl beheimatete Präsident des SC Freiburg: Fritz Keller. Der Eintritt ist frei.

Aufrufe: 017.7.2015, 00:01 Uhr
^Matthias Kaufhold (BZ)Autor