2024-05-14T11:23:26.213Z

Interview
Jubelnde Parsberger, hier Kapitän Matthias Pröbster im letzten Spiel vor der Winterpause in Matting – ein Bild, dass Trainer Weber auch im neuen Jahr zu Gesicht bekommen mag.
Jubelnde Parsberger, hier Kapitän Matthias Pröbster im letzten Spiel vor der Winterpause in Matting – ein Bild, dass Trainer Weber auch im neuen Jahr zu Gesicht bekommen mag. – Foto: Florian Würthele

Stefan Webers Einstand glückte

Mit Ehrgeiz, aber auch dem nötigen Demut, möchten die Parsberger die Kreisliga halten. Corona grätschte den Plänen dazwischen.

Das ist doch mal ein Einstand: Zehn von zwölf möglichen Punkten holte Stefan Weber mit seinem TV Parsberg nach dem Re-Start. Und das, wo es im alten Jahr sportlich überhaupt nicht gelaufen war. Weber war im Winter als neuer Trainer verpflichtet worden – und findet, angereichert mit Talenten aus der eigenen Jugend sowie Topneuzugang Dominick Wynn – eine äußerst willige Truppe vor. Sie hat das Ziel Klassenerhalt in der Kreisliga 2 klar im Visier. Im Interview erklärt der 44-Jährige, warum er selbst mit einem lachenden und einem weinenden Augen auf die letzten Monate zurückblickt, und, weshalb er vom Ligaverbleib überzeugt ist.

Wie blickst Du ganz persönlich auf dieses alles andere als normale Fußballjahr zurück?

Stefan Weber (44): Persönlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil ich mich bei meinem aktuellen Verein total wohl und verstanden fühle. Weinend, weil dieses Virus in den letzten Monaten leider nicht nur im Amateursport, sondern noch viel mehr in Kunst, Kultur und bei der Geselligkeit sehr viel kaputt gemacht hat. Vieles, was uns lieb und teuer war, wird so wohl in absehbarer Zukunft nicht mehr stattfinden können. Als Trainer war das bisherige Fußballjahr auch für mich mit vielen Höhen aber auch Tiefen gespickt. Nach der für mich immer noch nicht nachvollziehbaren Entlassung bei meinem letzten Verein habe ich mich über diverse Hospitationen bei Bayern- und Landesligisten wie der DJK Ammerthal bzw. dem ASV Burglengenfeld oder in der Jugendabteilung bei Profivereinen wie dem SSV Jahn Regensburg und auch bei der Talentförderung in Ostbayern als Trainer „fit“ gehalten. Hieraus ist unter andern auch meine erneute Tätigkeit als DFB-Stützpunkttrainer am neuen Stützpunkt in Neumarkt/Stauf entstanden. Anfang dieses Jahres konnte ich dann die herausfordernde Aufgabe beim TV Parsberg übernehmen – leider „grätschte“ Corona da sehr schnell dazwischen.


Auch wenn Ihr nur vier Spiele absolvieren konntet, bist Du zufrieden mit der sportlichen Ausbeute heuer?

Bereits in der ersten Vorbereitungsphase vor Corona konnte ich mich von einer homogenen und absolut motivierten ersten und zweiten Mannschaft überzeugen. Auch die U19 unter dem damaligen Trainer Michael Scheuerer machte einen top Eindruck. Leider wurden wir, wie so viele, vom Virus ausgebremst und konnten den angestrebten Klassenerhalt nicht wie geplant bis Mai unter Dach und Fach bringen. Die zweite Vorbereitungsphase unter der Regie des Trainerteams Weber/Kellermann/Scheuerer und mit den Neuzugängen aus der U19 und unserem Toptransfer Dominik Wynn war dann sogar noch besser. Zehn Punkte aus vier Spielen bei der Ersten sowie neun Punkte aus vier Spiele bei der Zweiten sind dann – für einen Insider – auch nicht überraschend.


Bist Du vom Klassenerhalt überzeugt?

Die Mannschaften verinnerlichen immer mehr unsere Spielidee und wir sind hier auf dem richtigen Weg. Vom Klassenerhalt war und bin ich von der ersten Sekunde an überzeugt gewesen. Bereits bei den ersten Gesprächen zu meiner eventuellen Verpflichtung im November letzten Jahres haben wir nie anders geplant. Natürlich wird das kein Selbstläufer und keine Mannschaft in der Kreisliga oder in der A-Klasse wird uns auch nur einen Punkt schenken; doch bin ich mehr als zuversichtlich, mit der aktuellen Mannschaft, der tollen Mischung aus jung und alt sowie den fußballerischen Fähigkeiten, die die Jungs mitbringen, den Klassenerhalt zu erreichen. Wir – und damit meine ich die gesamte Fußball-Abteilung – werden weiterhin demütig und fokussiert an die Spiele herangehen und uns auf den jeweils nächsten Gegner vorbereiten. Die Trainingsarbeit wird so erfolgen, dass es den Spielern möglich sein wird, am Spieltag zu 100% Leistung abzurufen. Bisher sind wir damit gut gefahren. Mal sehen was noch möglich ist.

Stefan Weber kam im Winter als neuer Trainer an die Hatzengrün.
Stefan Weber kam im Winter als neuer Trainer an die Hatzengrün. – Foto: Florian Würthele


Deine Spieler hätten sicher gern noch ein paar Wochen weitergespielt, oder? Wie halten die Jungs sich in den nächsten Wochen und Monaten fit?

Kennst Du einen Spieler, der gerne aufhört, wenn er einen Lauf hat (schmunzelt)? Spaß beiseite, natürlich hätten die Jungs gerne weiter gespielt. Wir alle gehen täglich unserer Erwerbstätigkeit nach, Studieren oder gehen in die Schule. Fußball war und wird hoffentlich weiterhin ein schönes Ventil und Ausgleich für „Stress“ oder „Ärger“ sein. Seine Kumpels zu treffen, den Körper an seine Leistungsgrenze bringen und danach gemütlich im Sportheim zu philosophieren... Was gibt es schöneres? Aktuell ist harte Pause. Wir machen, zumindest bis der aktuelle Lockdown Ende November ausläuft, komplett frei. Für die Zeit danach habe ich schon ein paar Pläne in der Schublade – je nachdem, was uns die Politik erlaubt, werden wir dann wieder starten. Das kann von individuellem Training über Training in Kleingruppen bis hin zum Mannschaftstraining dann wieder alles sein. Fest steht, dass wir in dieser Winterperiode komplett auf Halle verzichten werden.


Wie haltet Ihr überhaupt Kontakt in Zeiten von Corona?

Aktuell ist wie gesagt kein Kontakt – zumindest kein offizieller. Danach werden wir die sozialen Medien wie WhatsApp, Messenger und auch die digitalen Angebote von Zoom oder MSTeams wieder nutzen. Am liebsten sehe ich die Jungs natürlich persönlich auf dem Platz.



Wie bewertest Du die Entscheidung des BFV, als einziger Landesverband in Deutschland die Saison nicht abzubrechen?

Im Nachhinein muss man sagen: Alles richtig gemacht! Wir waren von Anfang an für einen Abbruch der letzten Saison – auch mit der Konsequenz, eine Etage tiefer zu landen. Es ist ja schön, wenn man auch in meinem hohen Alter noch eines Besseren belehrt wird.


Habt Ihr Sorgen, dass einige Spieler im neuen Jahr überhaupt keine Lust mehr auf Fußball haben? Oder haben sich gar schon welche verabschiedet?

Alle Spieler, die aktuell im Kader der beiden Mannschaften stehen, wissen genau was sie am TVP haben – umgekehrt ist es genau so. Ich bzw. wir möchte(n) niemanden verlieren. Ab und zu lässt sich das jedoch aus beruflichen oder privaten Gründen nicht vermeiden. Bisher steht ein Abgang aus unserer zweiten Mannschaft fest. Der Spieler sah für sich keine sportliche Zukunft bzw. zu wenig Einsatzzeiten. Schade, das muss man jedoch akzeptieren.


Hat Corona negative Auswirkungen im finanziellen Bereich beim TV Parsberg erzeugt? Wenn ja, könnt Ihr die Ausfälle überhaupt kompensieren?

Ich bin in die Finanzen des Vereins nicht eingebunden, kann mir jedoch vorstellen, dass durch den Ausfall einiger Vereinsaktivitäten wie zum Beispiel der Stand am Parsberger Spektakulum oder auch durch die vielen Spielabsagen zur besten Fußballzeit deutliche Mindereinnahmen bestehen. Ob diese zu kompensieren sind kommt sicherlich auch auf die Treue der Mitglieder und die wirtschaftliche Kraft der Sponsoren an. Auch hier sind ja einige Bereiche wie Gastro noch deutlicher gebeutelt.

Aufrufe: 022.11.2020, 12:09 Uhr
Florian WürtheleAutor