2024-04-25T14:35:39.956Z

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Jan Weeg (hinten von links), Maurits Schön und Sören Stephan betreiben die Spielerberatungsagentur „Vista Athletics“. Sie scouten talentierte Fußballer wie Keanu Born, Moritz Klein (beide Alemannia Aachen), Jana Lennartz (vorne von links, TV Konzen), David Can und Mathis Müller (beide FC Niederau), und vermitteln ihnen dann ein Stipendium in den USA. Foto: Kevin Teichmann
Jan Weeg (hinten von links), Maurits Schön und Sören Stephan betreiben die Spielerberatungsagentur „Vista Athletics“. Sie scouten talentierte Fußballer wie Keanu Born, Moritz Klein (beide Alemannia Aachen), Jana Lennartz (vorne von links, TV Konzen), David Can und Mathis Müller (beide FC Niederau), und vermitteln ihnen dann ein Stipendium in den USA. Foto: Kevin Teichmann
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Auf Anhieb Stammspieler in den USA

Fußballtalente aus der Region studieren dank eines Stipendiums in den Staaten und zeigen in den College-Teams ihr Können

Wer in den USA studieren möchte, muss für gewöhnlich einen gewissen finanziellen Background mitbringen. „Im Schnitt kostet ein Studium in den USA 30 000 US-Dollar pro Jahr“, sagt Jan Weeg. Der Aachener weiß, wovon er spricht. Er selbst absolvierte seinen Biologie-Bachelor am Berry College, rund 75 Meilen nordwestlich von Atlanta. Damals profitierte der heute 30-Jährige von einem Stipendium, einem sogenannten Fußball-Stipendium.

Im Rahmen der College-Team-Förderung haben die Uni-Coaches ein gewisses Budget zur Verfügung, um ihren Kader für die jeweilige Saison zu verstärken. Sie bieten talentierten Fußballern eine Teil- bis Komplett-Übernahme der Studienkosten, bestehend aus Gebühren, Wohnkosten und Verpflegung.

Seine Erfahrungswerte gibt Jan Weeg nun weiter. Gemeinsam mit Studienfreunden gründete er die Spielerberatungsagentur „Vista Athletics“. Weeg und seine Mitstreiter Maurits Schön (26) und Sören Stephan (27) scouten – neben ihrem Studium – für ein Fußball-Stipendium geeignete Jugendspieler. Sie möchten allerdings nicht als typische Spielerberater wahrgenommen werden. „Wir kümmern uns intensiv um unsere Schützlinge, stehen zu fast jeder Tages- und Nachtzeit für Fragen bereit. Als Studenten möchten wir das Spielermanagement bewusst nicht zu groß aufziehen. Es soll vernünftig und auf Augenhöhe bleiben. Die Betreuung unserer Spieler endet nicht mit dem Tag, an dem sie in den Flieger steigen“, verdeutlicht Jan Weeg. Maurits Schön fügt verantwortungsbewusst an: „Wir möchten sie auch in den USA besuchen. Sollte sich ein Stipendiat einmal nicht mehr so wohl an seiner Uni oder bei seinem Team fühlen, darf er einmal im Laufe seiner Studienzeit den Standort wechseln. Wir helfen unseren Schützlingen auch bei der Suche nach einer neuen Uni, falls das nötig ist.“

„In den USA werden die Kunstrasenplätze alle drei bis vier Jahre erneuert. Da kann der Ball nicht verspringen.“

Stipendiat und Torwart Mathis Müller über ideale Bedingungen in den USA

Das „Geschäftsmodell“ von „Vista Athletics“ ist an sich kein neues. Es gebe auch andere Agenturen, die Fußballspieler für ein Stipendium ins Ausland vermitteln. „Allerdings versuchen die meisten Berater, möglichst viele Spieler zu ‚transferieren‘. Das ist nicht unser Anspruch“, erklärt Weeg. Die Qualität der Spieler sei ihm und seinen Mitstreitern wichtig. Außerdem solle „Vista Athletics“ ein seriöses Image im Agenturgeschäft haben.

Im August starteten gleich fünf Neu-Schützlinge in ihr USA-Abenteuer: da wären Keanu Born (18) und Moritz Klein (19) von Alemannia Aachen sowie David Can (18) und Mathis Müller (19) vom FC Düren-Niederau. Zudem verhalfen Weeg, Schön und Stephan mit Jana Lennartz (19) vom TV Konzen erstmals einer Spielerin zu einem Stipendium.

„Etwas Neues ausprobieren“

Gelandet sind sie in verschiedenen Staaten. Keanu Born zog es an die Texas A&M International University. Eine Perspektive bei Alemannias Regionalliga-Team „wäre schlecht mit einem Studium vereinbar gewesen“. Der Innenverteidiger möchte „ein Abenteuer erleben und etwas Neues ausprobieren“.

Sein Alemannia-Kollege Moritz Klein studiert an der University of Bridgeport, etwa 60 Meilen nordöstlich von New York City. „Fußball und Studium verbinden zu können, war für mich ausschlaggebend. Das wäre in der Regionalliga mit den Trainingszeiten nur schwer kombinierbar gewesen“, erklärt er. In den USA sind Trainings- und Spielzeiten eng aufeinander abgestimmt. „Steht ein Spiel an, kann es auch schon mal vorkommen, dass sich eine Klausur deswegen für einzelne Studenten verschiebt“, unterstreicht Jan Weeg den Stellenwert des US-College-Sports. Und Klein reizt noch etwas anderes an den USA: „Generell bin ich ein großer Fan des amerikanischen Sports und Lifestyles“, sagt der zentrale Mittelfeldspieler.

Innenverteidiger David Can fand die Präsentation von „Vista Athletics“ in den Räumlichkeiten des FC Niederau über die Stipendien spannend. In allererster Linie gehe es ihm um einen guten Bachelor-Abschluss an der University of North-western Ohio. Durch Verletzungen wurde der Langerweher in den vergangenen Jahren hin und wieder ausgebremst. Er hofft, in den Staaten seine Muskulatur dahingehend stärken zu können, so dass er weniger verletzungsanfällig ist.

FCN-Mitstreiter Mathis Müller, Sohn des Niederauer Jugendleiters Ingo Müller, studiert am Trinity Christian College (Illinois). „Mein Anreiz: Eine gute Ausbildung und auf einem hohen und professionellen Niveau Fußball spielen zu können“, sagt der Torwart. Er weiß: „Deutsche Torhüter haben einen guten Ruf in den USA. ‚Soccer‘ wird dort immer beliebter. Europäischer Fußball ist generell ein Vorbild.“ Ideale Startvoraussetzungen erwarteten Müller bei seinem neuen Team: „Der Stammtorwart hatte gerade seinen Abschluss gemacht. Der Konkurrenzkampf begann also bei null. Und am Ende der Vorbereitung war klar, dass ich als Nummer 1 in die Spielzeit gehe.“

Bis zur C-Jugend spielte Mathis Müller noch auf der Sechser-Position. Mehr durch Zufall sei er ins Tor gegangen, weil gerade Not am Mann war. Er entwickelte eine Leidenschaft für die Torwartposition. Die Gegebenheiten in den USA kommen Schlussmännern sehr entgegen. Das weiß Müller von seinem Entdecker Harald Schenk, der als damaliger Niederauer Torwarttrainer Müller ausbildete und ihn zu einem hochtalentierten Keeper formte: „In den USA werden die Kunstrasenplätze alle drei bis vier Jahre erneuert. Da kann der Ball nicht verspringen.“

Einzige Frau im Ensemble ist Jana Lennartz, die Tochter von Niederaus Übungsleiter Bernd Lennartz. An die Clayton State University, unweit südlich von Atlanta, hat es die Spielmacherin verschlagen. „Ich hatte mich im Vorfeld schon über die Möglichkeiten eines Stipendiums erkundigt. Die Professionalität ist sehr hoch; in Deutschland wäre es sehr schwierig, solche Gegebenheiten vorzufinden, wenn man nicht bei einem Erst- oder Zweitligisten trainiert“, erklärt sie ihre Beweggründe.

Nicht nur Mathis Müller, sondern alle „Vista Athletics“-Schützlinge wurden auf Anhieb Stammkräfte in ihren College-Teams. Und sie überzeugen mit guten Leistungen. So gelangen Jana Lennartz und Moritz Klein bereits ihre ersten Treffer; Klein verwandelte einen Freistoß sehenswert und erzielte auch schon einen Hattrick – und wurde sogleich zum Spieler der Woche ernannt. Keanu Born absolvierte bislang alle Begegnungen über 90 Minuten und steht bei seinem Coach so hoch in der Gunst, dass dieser sogar überlegt, Borns Fördersumme zu erhöhen.

Sie alle mussten in den USA in allererster Linie körperlich zulegen. Krafttraining ist häufig wichtiger als Techniktraining. Viele Teams kommen über eine starke Physis.

Stipendiaten für 2018

Aktuell sucht „Vista Athletics“ wieder deutschlandweit Talente, die 2018 für ein Stipendium in die USA transferiert werden. Aus der Region Aachen-Düren-Heinsberg stehen bereits „Zehner“ Jannis Petter und Rechtsverteidiger Niklas Prinz (beide U 19 von Hertha Walheim) unter Vertrag. „Wir suchen aber auch noch weitere Spieler“, kündigt Jan Weeg an. Zum Beispiel beim FC Niederau, bei dem sich „Vista Athletics“ am Mittwoch, 25. Oktober, wieder präsentiert. Weeg fügt hinzu: „Es kommen nicht nur frischgebackene Abiturienten infrage. Auch Spieler im ersten oder zweiten Seniorenjahr können noch in die USA wechseln.“

Aufrufe: 03.11.2017, 18:30 Uhr
Kevin Teichmann | AZ/ANAutor