2024-05-08T11:10:30.900Z

Analyse
Yoschua Grazina (links) kann strahlen. Der vom FC Viktoria Köln gekommene Youngster erzielte in 27 spielen neun Tore. Abwehr-Stratege Jimmy Mbiyavanga hingegen blickt ernst.
Yoschua Grazina (links) kann strahlen. Der vom FC Viktoria Köln gekommene Youngster erzielte in 27 spielen neun Tore. Abwehr-Stratege Jimmy Mbiyavanga hingegen blickt ernst.

Gefehlt hat nicht viel

Nicht erst im „Finale“ vergibt der TV Herkenrath die Chance auf den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga West

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Natürlich sind unter anderem zwei Niederlagen gegen den Auf- und nun auch wieder Absteiger FC Inde Hahn zu viele, um in die Fußball-Regionalliga West aufsteigen zu dürfen. Das würden die Pessimisten, die das Glas immer halb leer haben, sagen. Die Optimisten, die ihr Glas – bei gleichem Füllstand – halb voll haben, freuen sich, dass der TV Herkenrath Vizemeister der Mittelrheinliga ist. Und für Insider der Gladbacher Fußball-Szene fast wichtiger noch: Der TV Herkenrath beendet die Saison vor dem „großen“ Nachbarn SV Bergisch Gladbach 09.

Ohnehin war das 4:1 am 2. September 2016 auf dem Braunsberg, das außer Ex-Weltmeister Jürgen Kohler unter vielen anderen auch Bundesliga-Profi Marco Höger vom 1. FC Köln verfolgte, das Spiel des Jahres. Das Ortseingangs-Schild in Herkenrath erhielt den Zusatz „Derby-Sieger“. Auf dem Braunsberg war alles zum Besten bestellt. Und eine Erfolgsserie startete. Sollte man meinen.

Doch weit gefehlt: Eine Serie ohne Siege schloss sich an. Der TVH spielte 1:2 beim SV Siegburg, 0:4 gegen Borussia Freialdenhoven, 3:3 bei Germania Windeck, 1:1 gegen FC Hürth, 2:3 gegen BW Friesdorf. Ausgerechnet beim FC Wegberg-Beeck wurde die Wende eingeläutet, wenn auch nach vorheriger 3:1-Führung am Ende „nur“ 3:3 gespielt wurde. Doch der TVH war nun wieder „in der Spur“, siegte 5:2 bei Hilal Maroc Bergheim, 3:2 gegen den TSC Euskirchen und insbesondere 2:0 beim VfL Alfter. Dessen Trainer Jürgen Kohler beim 4:1-Sieg des TVH gegen SV 09 auf dem Braunsberg weilte und schon im September prophezeite, dass der TVH unter den ersten drei Teams am Saisonende sein wird. Er sollte Recht behalten.

Gleich zu Beginn der Rückrunde gab es für den TV Herkenrath das erneute Erfolgserlebnis in Sachen Lokalderby, bei der Klärung der Frage, wer ist die Nummer eins im Fußball in Gladbach und auch im Fußballkreis Berg. Nach zunächst 0:2-Rückstand glich der TVH im Gladbacher Stadion gegen SV 09 in der Nachspielzeit zum 2:2 aus. Oliver Lanwer hatte maßgerecht geflankt, Marcel Wandinger per Kopf getroffen. Der Jubel beim TVH-Anhang kannte keine Grenzen mehr. Anders als noch in der Hinrunde startete die Elf von Trainer Voigt nun eine Siegesserie nach diesem „Schlüssel-Erlebnis“: SV Siegburg wurde 2:0 besiegt, bei Borussia Freialdenhoven ein 2:1 bejubelt, Germania Windeck mit 1:0, der FC Hürth mit 3:1 und Blau-Weiß Friesdorf mit 3:2 besiegt. FC Hürth und BW Friesdorf hatten zuvor überraschend beim FC Wegberg-Beeck gesiegt.

Und dann stand das Schlüsselspiel an. Der FC Wegberg-Beeck war zu Gast auf dem Braunsberg. Vor gut gefüllter Tribüne wurde das Spitzenspiel mit 0:2 verloren. Wenig später auch gegen den VfL Alfter nur 0:0 gespielt. Das sind verzeihliche Punktverluste gegen starke Gäste. Nur das 3:4 gegen Hilal Maroc Bergheim mochte Voigt seinen Spielern nicht verzeihen. 3:1 hatte seine Mannschaft zur Pause geführt, nach Wiederbeginn drei Treffer kassiert.

Vergeblich gesucht wurden nicht nur diese drei einkalkulierten Punkte, sondern Voigt vermisste auch seine Abwehr. „Welche Verteidigung?“, stellte er eine Gegenfrage auf die Frage nach der Verteidigungsleistung in dieser zweiten Hälfte am 7. Mai 2017. Nach wichtigen Siegen – 2:1 beim TSC Euskirchen, 4:1 in Wesseling-Urfeld – kam es am 11. Juni zum „Finale aus der Ferne“ gegen den FC Wegberg-Beeck. Acht Tore waren aufzuholen. Doch diese waren kein Thema mehr. Der TVH unterlag dem FC Inde Hahn zum zweiten Mal in dieser Saison.

Bleibt der Blick auf den Kader: mit Celal Kanli, Fehd Mestiri und Fabian Djemail haben drei Spieler sich abgemeldet, die nicht zu den Stammkräften zählten. Im Tor hat sich Andy Kath gegen Tom Brauer durchgesetzt. In der Vierer-Abwehrkette sind Fabian Heinen, Patrick Flender, Benni Germerodt, Jimmy Mbiyavanga und Dennis Weis beste Alternativen. Mit Jonas Hergesell kommt der überragende Linksverteidiger des SV 09. Das spielstarke Mittelfeld mit Sebastian Schauer, Oliver Lanwer, André Kreuer, Norman Wermes, Vincent Geimer, Marcel Wandinger und die starke Offensive mit Joshua Hauschke und Yoschua Grazina lassen darauf hoffen, dass der TVH auch in der neuen Saison um den Aufstieg mitspielen wird.

Ein Erfolgserlebnis war auch der Pokal. Bis ins Halbfinale beim Drittligisten SC Fortuna Köln eingezogen, ließ die Voigt-Elf auch dort aufhorchen, unterlag denkbar knapp. Weit mehr als diese Niederlage schmerzte die Rot-Sperre von Vincent Geimer, einem der herausragenden Spieler der gesamten Saison. Was wäre mit Geimer in den beiden Punktspielen danach womöglich mehr möglich gewesen? So bleibt festzuhalten: Dem TV Herkenrath fehlte in einer grandiosen Saison letztlich am Ende nur wenig mehr, um das große Ganze, den Aufstieg in die Regionalliga, zu schaffen.

Aufrufe: 029.6.2017, 07:00 Uhr
KSTA-KR/Elli RiesingerAutor