2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Die Tormaschine ist zurück: Pünktlich zur Relegation trifft Maximilian Berwein wieder. In den ersten beiden Entscheidungsspielen gegen Bubesheim erzielte der Stürmer vier Tore. Oliver Rabuser 
Die Tormaschine ist zurück: Pünktlich zur Relegation trifft Maximilian Berwein wieder. In den ersten beiden Entscheidungsspielen gegen Bubesheim erzielte der Stürmer vier Tore. Oliver Rabuser 

Maximilian Berwein: „Ich bin ein richtiger Bauernbua“ 

Garmisch-Partenkirchner verdankt Wechsel nach Garching seiner Freundin 

Auf Maximilian Berwein liegen die Hoffnungen auf den Klassenerhalt für Garmisch-Partenkirchen. Vor der Relegation gegen Erkheim spricht er über seine Torjubel und den Wechsel nach Garching.

Maximilian Berwein wäre ein Geschenk für die Bundesliga. Bei seinen Torjubel-Aktionen spielt der Amateur-Torjäger des 1. FC Garmisch-Partenkirchen schon lange in einer Liga mit Stars wie Pierre-Emerick Aubameyang oder Marco Reus, die einen Treffer mit Batman-Maske gefeiert haben. Doch viel Grund zum Jubeln hatte Berwein im Jahr 2019 nicht. Nach dem Aufstieg in die Landesliga legte Garmisch furios los. Doch in der Rückrunde fiel das Team in sich zusammen. Gegen den TV Erkheim hat die Mannschaft von Trainer Christoph Saller die Chance, eine Schreckenssaison doch noch positiv zu beenden. Für Tormaschine Maximilian Berwein wird das Saisonfinale besonders emotional. Er verlässt seine Heimat und zieht mit seiner Freundin nach München. Ohne sie wäre er nie in der Regionalliga beim VfR Garching gelandet.

Maximilian, wie schwer wird es für dich, nur noch zweimal das Garmisch-Trikot zu tragen?

Die zwei Hop- oder Top-Spiele machen den Abschied noch interessanter. Für mich werden die Partien sehr emotional. Ich komme aus Garmisch. Ich bin noch motivierter als sonst. So langsam wird mir erst bewusst, dass es meine letzten Spiele für Garmisch sind. Ich will für den Verein alles raushauen.

Mit Keeper Stefan Schwinghammer trinkst du vor jedem Spiel Kaffee. Worüber sprecht ihr beim letzten Kaffee?

Wir reden immer über das Spiel und die Trainingswoche. Aber vielleicht werden wir den letzten Kaffee einfach genießen und nichts sagen. Davor habe ich am meisten Bammel, dass ich Stefan in Zukunft seltener sehe.

Berwein und Diaby statt Aubameyang und Reus

In Garmisch sind deine Aktionen nach einem Treffer legendär. Was planst du für die Relegation?

Ich muss erst abwarten, wie das Hinspiel läuft. Aber wenn alles gut geht, werde ich mir zum Abschied noch ein Schmankerl überlegen. In den vergangenen zwei Jahren kamen einige coole Aktionen zusammen.

Wie kommt man zum Beispiel auf die Idee, eine goldene Krone an der Seitenlinie zu deponieren, um sich nach dem Tor damit feiern zu lassen?

Das planen wir unter der Woche im Training. Mein Mitspieler Momo Diaby ist ein ganz heißer Kandidat, der sich viele Sachen überlegt hat. Ich versuche seine Vorgaben immer bestmöglichst umzusetzen (lacht). In Sachen Torjubel kann sich jeder etwas beim Momo abschauen.

Er ist Aubameyang, Sie sind Marco Reus.

(lacht) Mit dem Vergleich kann ich leben. Den Jubel mit Batman-Maske wollten wir auch umsetzen. Den gab es halt schon. Aber es gibt ja noch genug Superhelden. Die Fans dürfen gespannt sein.

Grund zum Jubeln gab es in der Rückrunde selten. Wie konnte Garmisch nach einem tollen Start so abstürzen?

Ich kann es mir bis heute nicht erklären, wie es manche Vereine geschafft haben, in der Liga zu bleiben, die wir in beiden Spielen dominiert haben. Wir haben so viele Spiele unglücklich verloren. So wie wir in dieser Saison gespielt haben, ist es eigentlich Wahnsinn, dass wir in die Abstiegsrelegation müssen.

"Mit meiner Freundin habe ich die einzige Adresse gefunden, die mir das Leben in München versüßen kann"

Ist es ein Vorteil, dass bereits früh feststand, dass der direkte Klassenerhalt nicht mehr möglich ist?

Mit Oberweikertshofen stand schon länger ein fixer Absteiger fest. Die haben sich dann auch hängen lassen. Blöd gesagt: Somit hatten wir zumindest die Sicherheit, dass es nicht noch weiter runtergehen kann. Ich glaube, es ist ein Vorteil, dass wir schon so früh wussten, dass wir in die Relegation müssen. Wir können uns seit vier Wochen auf diese Endspiele vorbereiten.

Sie wechseln zum VfR Garching. Haben Sie es Ihrer Freundin zu verdanken, dass Sie künftig in der Regionalliga spielen?

Definitiv. Sie studiert in München Lehramt. Die ständige Fahrerei von Garmisch nach München war auf Dauer keine Lösung mehr. Das Interesse von Garching besteht schon länger. Aber ich habe nie einen Grund gesehen, zu wechseln. Ich bin nicht der größte München-Sympathisant. Ich bin ein richtiger Bauernbua. Mit meiner Freundin habe ich die einzige Adresse gefunden, die mir das Leben in München versüßen kann.

„Wenn ich Regionalliga mit Garmisch spielen könnte, würde ich nicht nach Garching gehen.“

Ihren Wechsel haben Sie mit einem Zitat bekannt gegeben: „Wenn du den Schritt nicht wagst, wirst du nie erfahren, wozu du in der Lage bist.“ Stammt der Satz von Rocky oder von Ihnen?

Ob man es glaubt oder nicht: Ich habe auch mal ein Buch gelesen. Der Satz ist von Bodo Schäfer und passt aus meiner Sicht ziemlich gut. Meine Eltern haben immer zu mir gesagt, dass ich großes Talent und Ehrgeiz habe. Sie haben mich oft gefragt, warum ich nicht höherklassig Fußball spiele. Aber es hat sich nie richtig angefühlt. Jetzt passt es perfekt. Ich will meine Leistungsgrenze erreichen. Das geht in meiner Heimat nicht. Wenn ich Regionalliga mit Garmisch spielen könnte, würde ich nicht nach Garching gehen.

Was würde Ihnen der Klassenerhalt mit Garmisch bedeuten?

Erkheim kann so stark sein, wie sie wollen. Sie werden es nicht schaffen. Ich gehe fest davon aus, dass wir in der Liga bleiben. Das hat der Verein einfach verdient. Ich möchte einen tollen Abschied. Ich will mit meiner Mannschaft den Klassenerhalt feiern und nicht nach dem Schlusspfiff in traurige Gesichter schauen müssen.

Aufrufe: 029.5.2019, 10:47 Uhr
Christoph Seidl Autor