2024-05-14T11:23:26.213Z

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Es gibt sie, die Fußballgiganten, die nach dem ersten Saisondrittel noch keinen Punkt abgegeben haben.	Karikatur: Schwarze-Blanke
Es gibt sie, die Fußballgiganten, die nach dem ersten Saisondrittel noch keinen Punkt abgegeben haben. Karikatur: Schwarze-Blanke

Elf Freunde müsst ihr sein

Vier Teams haben noch immer eine blütenweiße Weste / Kameradschaft wichtig

Worms/Alzey. Es klingt wie das kitschige Rührstück für Fußball-Nostalgiker und könnte den Titel tragen: Elf Freunde müsst ihr sein! Die Hauptdarsteller sind die Fußballer der TuS Marienborn, der Eintracht aus Herrnsheims sowie der C-Ligisten TV Albig und Nibelungen Worms. Sie alle eint, dass sie in dieser Spielzeit in der Liga alle bisherigen Gegner geschlagen haben. Der Grund für die bisher so weiße Weste: Spaß am Fußball und vor allem Kameradschaft.

Für Ali Cakici, der nach dem Landesliga-Abstieg die Marienborner übernommen hat, ist das Wichtigste an so einer Serie, dass man sie einfach ignoriert. „Wir unterhalten uns über das letzte Spiel und den nächsten Gegner, aber nicht, dass wir jetzt soundsoviele Spiele gewonnen haben“, erläutert derTuS-Coach. Aber er verhehlt auch nicht, wie viel Freude es ihm macht, mit der erfolgreichen Marienborner Mannschaft zu arbeiten. „Als ich hier angefangen habe, hatte ich vom Verein die Zusicherung, dass ich gehen kann, sobald ich ein interessantes, höherklassiges Angebot habe. Heute sage ich, dass ich die Saison auf jeden Fall in Marienborn beenden werde.“ Wie viele Siege dann auf dem Konto der Mainzer Vorortler stehen, darüber schweigt sich der sonst so redselige Cakici aus. Über das nächste Spiel hinaus zu denken ist bei ihm eben verpönt.

Auch bei der SG Eintracht Herrnsheim ist es der so selten erlebte Zusammenhalt im Team, der sich in der Serie von Siegen niederschlägt. „Ich habe meine Mannschaften schon immer danach zusammengestellt, dass es menschlich passen muss“, sagt Trainer Franz Graber. Aber eine solch „überragende Einheit“ hat auch er schon lange nicht mehr gesehen. „Die Mischung zwischen Jung und Alt passt hervorragend“, freut sich Graber. Besonders die jungen Spieler seien untereinander gut befreundet, „die machen auch abseits des Fußballplatzes eine Menge miteinander“. Und die etwas Älteren im Herrnsheimer Kader, der gerade einmal ein Durchschnittsalter von 22 Jahren aufweist, passen sich sehr gut ins Gefüge ein. „Die Älteren sorgen für die Struktur, die Jüngeren für die Begeisterung“, beschreibt Graber die Mischung, die sich in bislang neun Ligasiegen niedergeschlagen hat.

Auch der ehemalige Vorsitzende von Nibelungen Worms, Gunther Strebel, hat wieder so richtig Freude an seinem Team, das in der C-Klasse Worms ebenfalls bereits neun Siege eingefahren hat. Kritikern, die behaupten, die Nibelungen treten ja auch in der untersten Klasse mit einer Bezirksligamannschaft an, hält er entgegen, dass im Kader nur ein Spieler steht, der zu Beginn der vergangenen Saison schon im Kader der ersten Mannschaft war. Dazu kommen dann zwar noch einige, die in der Rückrunde schon Bezirksligaluft schnuppern durften, „aber wir haben hier wirklich einen kompletten Neuanfang gemacht“, betont Strebel. „Vergangene Saison habe ich bei Einheiten oft nur fünf oder sechs Mann gesehen, obwohl es Trainingsgeld gab.

Jetzt gibt es nichts mehr und es sind selten weniger als 15 Spieler da“, freut sich Strebel, der zwar kein Amt mehr bei Nibelungen bekleidet, aber oft an der Seitenlinie coacht, weil die eigentlichen Trainer mitspielen. Kameradschaft anstelle von Euros, das ist die neue Parole bei den Nibelungen. „Das ist wieder ehrlicher Fußball“, bereut Strebel keine Sekunde den harten Schnitt, den der Verein vollzogen hat. Dass dieser Zusammenhalt auch über die Mannschaft hinaus trägt, hat Strebel beim Gastspiel in Abenheim gemerkt: „Da waren 40 Zuschauer von uns dabei, das hatten wir in der Bezirksliga bei Auswärtsspielen nie.“



Aufrufe: 011.10.2016, 08:00 Uhr
Carsten DietelAutor