2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche
"Ich sehe die Entwicklung im Frauenfußball positiv", sagt Denise Bauer.
"Ich sehe die Entwicklung im Frauenfußball positiv", sagt Denise Bauer. – Foto: Ig0rZh – stock.adobe/Klee

"Sorry, du bist einfach zu klein"

Nachspielzeit mit Denise Bauer +++ Die Torhüterin des TuS Wörrstadt über die Saison und ihre Erfahrungen mit dem Profifußball

MAINZ. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Denise Bauer. Die 27-Jährige ist Torhüterin bei der TuS Wörrstadt in der Frauen-Regionalliga Südwest. Sie hat auch schon in der 2. Bundesliga gespielt und stand beim 1. FFC Frankfurt sogar kurz vor dem Schritt in die Erstklassigkeit. Am Wochenende gewann sie mit ihrem Team das SWFV-Futsalturnier und wurde zur besten Torhüterin gekürt.

Denise, was bedeutet es für dich, als beste Torfrau des SWFV-Futsalturniers ausgezeichnet worden zu sein?
In erster Linie habe ich mich natürlich sehr gefreut. Allerdings habe ich überhaupt nicht damit gerechnet, da ich gar nicht so viele Möglichkeiten hatte, mich auszuzeichnen. Vielleicht war es mein Auftreten, das die Turnierrichter überzeugt hat. Ich versuche immer, eine gewisse Sicherheit auszustrahlen oder motivierend auf mein Team zu wirken. Am Ende haben wir als Team gewonnen und das ist, was für mich wichtig ist. Die Auszeichnung zur besten Torhütern ehrt mich, aber da gab es sicherlich noch andere starke Torfrauen, die den Titel ebenfalls verdient gehabt hätten.

Spielst du lieber in der Halle oder draußen?
Ich persönlich sehe in beidem Vor- und Nachteile. Die Halle garantiert mehr Kurzpassspiel, der Spielcharakter ist schneller und präziser. Für mich als Torwart bedeutet Halle geringere Abstände bei den Schüssen auf das Tor. Draußen hingegen kommen taktische Spielzüge viel mehr zur Geltung, die Laufwege sind entscheidend und man muss bedenken, dass Fußball vorrangig mit Rasenballsport, also Feldfußball, definiert wird.

Du hast bereits Erfahrungen in der 2. Bundesliga gemacht, nun spielst du in der Regionalliga. Hast du noch Ambitionen, nochmal in höheren Ligen zu spielen?
Durch die beruflichen Veränderungen in meinem Leben habe ich im Moment keine andere Wahl. Außerdem herrscht in den höherklassigen Ligen bedingt durch deutlich mehr Trainingseinheiten ein anderes Niveau, sodass sich das nicht mehr mit meinen Arbeitszeiten vereinbaren ließe. Daher werde ich leider nicht mehr höherklassig spielen können. Das ist schade, weil ich das Spieltempo, das Spielverständnis und die Trainingsintensität in den höheren Ligen gemocht habe. Aber insgesamt ist es dafür zu spät. Vor ein paar Jahren hätte ich in der Tat die Chance gehabt, erstklassig zu spielen, aber das sollte dann nicht sein.

Woran lag es, dass es nicht geklappt hat mit einer professionellen Karriere als Torfrau?
Es lag lediglich an meiner Größe. Man hat mich wohl mit den Torfrauen aus der 1. Bundesliga verglichen und festgestellt, dass ich etwas kleiner bin. Ab diesem Zeitpunkt hat man mich fallen lassen. Das war natürlich ein heftiger Rückschlag und ich war sehr enttäuscht. Du musst dir einfach eingestehen, dass du dein Hobby nicht mehr zum Beruf machen kannst. Sie sagten: „Sorry, du bist aber zu klein“. Ich stand in der Mannschaft direkt hinter der Nationaltorhüterin Nadine Angerer und habe hart trainiert. Und am Ende werde ich aussortiert, weil ich angeblich zu klein bin. Daher kann ich anderen Mädchen, denen so etwas passiert, nur raten, weiterzumachen. Man darf sich nie den Spaß am Fußball nehmen lassen, auch wenn es schwierig ist.

Was war dein Highlight in dieser Saison bisher?
Das war definitiv unser Spiel in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen Nürnberg. Da haben wir toll gefightet und alles gegeben. So waren wir dem 1. FC Nürnberg lange ebenbürtig und es ging sogar in die Verlängerung. Es war ein tolles Spiel, auch wenn wir am Ende knapp verloren haben. Aber wir haben echten Teamgeist bewiesen und uns gegenseitig gepusht. Das fand ich sehr beeindruckend und daher ist es für mich das Highlight der bisherigen Saison.

Wie bewertest du die Entwicklung im Frauenfußball und wie wird er sich weiter entwickeln?
Ich sehe die Entwicklung im Frauenfußball durchweg positiv. Es gibt immer mehr Angebote für Mädchen und Frauen und die Förderung der talentierten Spielerinnen nimmt immer weiter zu. Ich begrüße das sehr. Man muss aber auch so ehrlich sein und zugeben, dass der Männerfußball schneller und somit auch attraktiver für die Zuschauer ist. Ich denke aber, dass der Frauenfußball in Zukunft immer näher an den Männerfußball herankommen wird. Das Ganze ist ein Entwicklungsprozess und da steht der Frauenfußball noch ziemlich am Anfang.

Aufrufe: 031.1.2020, 12:00 Uhr
Sebastian AuerAutor