2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Niedergeschlagen: Die Alemannia-Spieler haben sich nach dem Abpfiff vor der Reservebank versammelt und trösten sich.	Foto: Edgar Daudistel
Niedergeschlagen: Die Alemannia-Spieler haben sich nach dem Abpfiff vor der Reservebank versammelt und trösten sich. Foto: Edgar Daudistel

Der große Traum ist geplatzt

AUFSTIEGSRELEGATION Alemannia Waldalgesheim verspielt Rückkehr in Fußball-Oberliga mit 1:1 gegen Mehring

WALDALGESHEIM. Irgendwie war diese letzte Szene der Nachspielzeit symptomatisch. Noch einmal kam die Alemannia in Ballbesitz, noch einmal wurde der Ball weit nach vorne geschlagen. Doch Christian Klöckners ungenauer Pass trudelte ziellos ins Seitenaus, der Angriff verlief im Sande. Wenige Sekunden später war Schluss. Die Waldalgesheimer Spieler ließen sich wie Käfer auf den Boden plumpsen, blieben minutenlang auf dem Rasen liegen. Das 1:1 (0:1) im zweiten und entscheidenden Spiel der Aufstiegsrunde gegen den SV Mehring war zu wenig. Der SVA hat die Rückkehr in die Fußball-Oberliga verpasst.

Fennels Tor ist zu wenig

In einem Alles-oder-nichts-Spiel, das nach Marcel Fennels Ausgleichstreffer (76.) in der letzten Viertelstunde zu einem dramatischen offenen Schlagabtausch wurde, fanden die Waldalgesheimer in der ersten Hälfte nie richtig in die Partie. Liefen durch eine Kopfball-Bogenlampe von Marc Willems früh einem 0:1-Rückstand hinterher (23.). Und gerieten bei den gefährlichen Kontern der Mehringer mehrfach in Not. Offensiv wurde die Alemannia nur durch Standards gefährlich, scheiterte aber mehrfach am starken Gästekeeper Philipp Basquit. Viel mehr war nicht.

Als sich der SVA im zweiten Durchgang gegen die drohende Niederlage stemmte, mit Macht auf das Tor drängte und insgesamt strukturierter auftrat, kamen die Hausherren zwar zu Gelegenheiten. Die letzte Zielstrebigkeit fehlte aber bis zum Schluss. Entsprechend bedient waren die Kicker des Vize-Meisters der Verbandsliga Südwest nach dem Schlusspfiff. Fast 900 euphorische Zuschauer hatten für eine beeindruckende Kulisse bei hochsommerlichen Temperaturen gesorgt. Wollten die Alemannia in die Oberliga brüllen. Aber es kam anders. Die Waldalgesheimer wirkten irgendwie gehemmt, zeigten im Verlauf der 90 Minuten fast nie ihr gewohntes Kombinationsspiel. Trauten sich zu wenig zu, ließen sich zu oft den Schneid abkaufen. Sehenswerte Pässe in die Schnittstellen waren Mangelware. Gegen einen Gegner aus dem Rheinland, der es dem SVA enorm schwer machte. Sich nach seiner Führung geschickt in der eigenen Hälfte einigelte und auf Tempogegenstöße gegen die nie ganz sattelfest wirkende Waldalgesheimer Abwehr lauerte.

Kapitän Marcel Fennel lief nach Spielende quer über den Platz, richtete seine Mitspieler wieder auf. Doch auch er war natürlich tief enttäuscht. ,,Wir sind von Anfang an nicht befreit aufgetreten, waren die letzten Spiele gerade zu Hause deutlich spielfreudiger", gab Fennel zu Protokoll. Die Abstände zwischen Abwehr und Mittelfeld seien vor allem in Hälfte eins viel zu groß gewesen. ,,Bei dem ein oder anderen von uns hat man heute eben doch gemerkt, dass es um etwas geht. Es ist verdammt schade, dass wir es nicht geschafft haben", war der Spielführer mächtig geknickt.

Das galt auch für den scheidenden Oliver Hoch, der sein letztes Spiel für Waldalgesheim bestritt und nun zum VfB Bodenheim in die Landesliga wechselt. ,,Ich hätte mich hier gerne mit dem Aufstieg verabschiedet", betonte Hoch, der frustriert auf dem Rasen kauerte. Weshalb bei der Alemannia spielerisch kaum etwas zusammenlief, konnte auch er nicht beantworten. ,,Wir waren viel zu verkrampft, haben keinen guten Fußball gespielt und es daher leider auch nicht verdient, aufzusteigen", legte Hoch den Finger tief in die Wunde.

Eine Wunde, die auch David Stipp enorm schmerzte. ,,Es ist normalerweise gar nicht unser Spiel, nur mit langen Bällen zu operieren, sondern wir lassen den Ball laufen. Heute haben wir das nur ansatzweise gemacht, irgendwas hat immer gefehlt", räumte der Verteidiger ein. Den verpassten Aufstieg habe man sich selbst zuzuschreiben. ,,Unser Teamgeist stimmte auf alle Fälle. Das hat man in den letzten Wochen gesehen. Aber in diesem Spiel haben viele Faktoren eine Rolle gespielt: Kopf, Hitze, Druck, fehlendes Glück", befand Stipp. Das Fazit des Verteidigers: ,,Die Relegation zu verlieren, ist einfach nur verdammt bitter!" Stipp dürfte die Waldalgesheimer Gemütslage damit ziemlich genau widergespiegelt haben. Die Mehringer tanzten feiernd im Kreis, bejubelten lautstark den Aufstieg. Bei der Alemannia dagegen war niemandem nach feiern zumute. Das Stadion an der Waldstraße hatte einen traurigen Tag erlebt.


Daten zum Spiel

Alemannia Waldalgesheim: Borschek - Stipp, Fennel, Klöckner, Pauer - Darcan (68. Ludwig), Walther, Weingärtner, Neumann (80. Schneider)- Schindel (65. Wischang), Hoch.

SV Mehring: Basquit - Diederich, Heinz, Hesslein, Kohl - Jankulica (61. Selmane), Mees, Meyer, Kön - Willems, Saim.

Tore: 0:1 Willems (23.), 1:1 Fennel (76.).

Zuschauer: 882.

Schiedsrichter: Manuel Reichardt (Oberbexbach).

Aufrufe: 07.6.2015, 18:00 Uhr
Andreas RiechertAutor