Als Schiedsrichter Harun Cebba nach etwas mehr als 90 Minuten die Pokalpartie im „Uni Pokal Cup Bielefeld/Halle“ zwischen Ubbedissen und Langenheide abpfiff gab es kein Halten mehr: Die Sensation war perfekt – die Frauenabteilung des SV Ubbedissen gewinnt völlig überraschend mit 1:0 gegen den Turniersieger von 2017 und Landesligisten TuS Langenheide. Lynn Röpers Traumtor aus rund 25 Metern in der 48. Spielminute versetzte Zuschauer und Trainer gleichermaßen in Ekstase. Der Kreisligist konnte diese Führung bis zum Schluss verteidigen. Und das, obwohl die Begegnung gar nicht stattfinden sollte. „Noch am Sonntag (2. September) wollten wir das Spiel eigentlich absagen, da wir davon ausgegangen waren, nicht genug Spielerinnern zusammenzukriegen“, berichtet ein überwältigter SVU-Trainer Volker Reck. Die Einzelheiten.
„Ich bin einfach nur unglaublich stolz auf die Mannschaft“, sagt Volker Reck, Trainer des Frauen Kreisligisten SV Ubbedissen. „Die Mädels haben heute das Spiel ihres Lebens gemacht. Damit hätte niemand gerechnet!“ Dass der große Favorit TuS Langenheide in Ubbedissen scheitert würde, galt wahrlich mehr als unwahrscheinlich. Schließlich gilt das Team von Heike Kinder seit Jahren als eine der besten Frauenmannschaften im Kreis Bielefeld/Halle – besonders auch im Pokal. „Das macht uns einfach mächtig stolz. Vor allem wenn man bedenkt, dass Klassenunterschiede im Frauenfußball viel viel gravierender sind, als bei den männlichen Kollegen“, sagt Volker Reck.
Damit die Mannschaft des SV Ubbedissen überhaupt antreten konnte, musste das Trainerteam um Reck, sowie Mats Morten Mendel und Andreas Gerke erfnderisch werden: So wurden kurzerhand eine Reihe von ehemaligen Spielerinnen reaktiviert, die teils seit Jahren keinen Fußball mehr gespielt hatten. Außerdem musste eine frühere Ersatztorhüterin in der Innenverteidigung eingesetzt werden. „Manche Spielerinnen mussten auf Positionen ausweichen, die sie noch nie bekleidet hatten. Trotzdem haben alle ihre Sache großartig gemacht“, berichtet ein stolzer Trainer Reck, der besonders den Einsatz seiner Co-Trainer hervorheben möchte. „Was Mats und Andreas da geleistet haben – in den letzten Tagen – war schon außergewöhnlich. Sie haben die Mädels perfekt auf die Begegnung vorbereitet. Chapeau!“
Spielerisch waren die Verhältnisse klar verteilt. Langenheide präsentierte sich ballsicherer, dominanter und hatte folglich wesentliche größere Spielanteile. Ubbedissen stand tief, verschob die Defensive clever und konzentrierte sich auf „Schadensbegrenzung“. „Nach den großen Pokalklatschen der letzten Jahre mit einem 0:8 0:7 war unsere Zielsetzung eigentlich eine 2:5-Pleite“, sagt Reck. „Aber zwei Tore wollten wir schießen. Dass wir nun mit einem Tor gewinnen, nehmen wir aber natürlich auch gern an.“
Das Tor des Tages fiel nach einem abgewehrtem Eckball, als der Ball plötzlich bei Lynn Röper landete. „Wir haben alle sofort gerufen ‚schieß‘ – und das tat sie dann auch“, erzählt Reck. Mit einem Fernschuss der Marke Traumtor schlug das Ding dann aus rund 25 Metern im Tor von Langenheide ein. Torfrau Bianca Nagel war geschlagen. Trotz des Gegentreffers versuchte der TuS anschließend alles nach vorn zu werfen, fand aber einfach kein Mittel um den Kreisligisten zu knacken.
„Natürlich hatten wir letztlich auch Glück, aber das braucht man für so einen Sieg auch“, gesteht Reck. Und kam doch mal ein Angriff durch, konnte sich der SV Ubbedissen auf Torhüterin Manuela Martens verlassen. Die Nummer Eins des Außenseiters machte wie alle Mitspielerinnen die „Partie ihres Lebens“, wie es Volker Reck treffend formulierte.