2024-05-10T08:19:16.237Z

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Zwei Schuhnummern zu groß: Nach verpasstem Aufstieg lähmt oft die zu hohe Erwartungshaltung.	Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke
Zwei Schuhnummern zu groß: Nach verpasstem Aufstieg lähmt oft die zu hohe Erwartungshaltung. Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke

Anhaltende Enttäuschung

Wer im Aufstiegsrennen spät scheitert, hat danach oft schwere Zeiten

Worms/Alzey. Vielleicht ist es ja wirklich nur eine selektive Wahrnehmung, aber es fällt auf, das Mannschaften, die in den entscheidenden Spielen um den Aufstieg nach der eigentlichen Saison den Kürzeren ziehen, lange daran zu knabbern haben. Beispiele gefällig? In der Saison 2013/14 scheiterte der Alzeyer B-Ligist Grün-Weiß Wendelsheim in den Aufstiegsspielen am FSV Osthofen. Dem 1:2 im Auswärtsspiel folgte vor heimischen Publikum eine Nullnummer. In der darauffolgen den Spielzeit schafften es die Wendelsheimer dann gerade noch auf einen mickrigen 13. Platz, den 70 Punkten des Vorjahres ließ das Team des damaligen Trainers Michael Bohley gerade einmal 31 folgen.

Ähnlich war es ein Jahr davor beim A-Klassisten TSV Armsheim. Unter Trainer Christian Stelzel wurde das Team in der Saison 13/14 mit 65 Punkten zweiter und musste nach zwei Niederlagen in den Entscheidungsspielen der Spvgg. Ingelheim II den Vortritt beim Gang in die Bezirksliga lassen. Die folgende Saison geriet sehr durchwachsen, mit einem ordentlichen Schlussspurt gelang schließlich ein einigermaßen versöhnlicher fünfter Platz.

In diesem Sommer scheint der Wormser A-Ligist TuS Hochheim noch unter den Nachwehen des verpassten Aufstiegs zu leiden. Bislang gingen alle drei Spiele verloren. Und auch einen Trainerwechsel gab es schon, obgleich der Rücktritt von Andreas Großmann mit dem Fehlstart in der Liga nichts zu tun hat. Und Großmann, der weiter als Abteilungsleiter in der Verantwortung steht, sieht die Situation auch alles andere als prekär. „Klar, wir haben jetzt drei Spiele verloren, aber zwei davon waren gegen Teams, die sehr weit vorne landen werden“, ist der Saisonstart für Großmann beileibe keine Katastrophe. Eher außergewöhnlich sei dagegen gewesen, dass die Mannschaft als Aufsteiger aus der B-Klasse in der vergangenen Spielzeit fast den Durchmarsch erreicht habe. „Wir haben hier ein junges Team mit einem Durchschnittsalter von gerade einmal 21 Jahren. Und das sind alles Eigengewächse aus Hochheim“, sieht Großmann in seinem Verein andere Rahmenbedingungen, als bei vielen Konkurrenten. Nach einer unfassbar starken Saison seien die jungen Spieler nun in einer für sie noch ungewohnten Situation. „Nun ist Charakter gefragt, und sie werden Charakter zeigen“, meint der Ex-Coach, für den sich die Sache alles andere als dramatisch darstellt. Aber er hat festgestellt: „Die Jungs laufen mit einer anderen Einstellung auf. Es zählt nur noch der Sieg. Und diese Einstellung wirkt lähmend“, ist sich Großmann sicher.

Dass es aber auch ganz anders geht, zeigt das Beispiel des TuS Framersheim, der gegen Wendelsheim vor gut zwei Jahren das Entscheidungsspiel um den zweiten Platz verlor. „Ich erinnere mich noch genau an das Spiel in Flonheim. Nach der ersten Enttäuschung ist damals unser Kapitän Viktor Metzler aufgestanden und hat alle auf die nächste Saison eingeschworen“, erinnert sich der Sportliche Leiter der Framersheimer, Karlheinz Rupp. Dessen Worte damals: „Wir haben das jetzt verbockt, dann machen wir es eben wieder gut!“ In der Spielzeit danach verloren die Framersheimer erst wieder ein Spiel, „als wir schon die zweite Aufstiegsfeier hinter uns hatten“, wie sich Rupp erinnert. Andere Teams brauchen für ihre Frustbewältigung länger, aus welchen Gründen auch immer. In Wendelsheim ist man nach dem Seuchenjahr 2015/16 scheinbar wieder in der Spur. Drei Siege zum Auftakt bedeuten den ersten Tabellenplatz. Bleiben die Wendeslheimer da oben, hätten sie sich zumindest einmal das Aufstiegsspiel gespart.



Aufrufe: 022.8.2016, 20:30 Uhr
Carsten DietelAutor