2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: Daniel Schuch

Är­ger mit Hy­brid: TuS will Kunst­ra­sen

Der noch re­la­tiv neue Hy­bridra­sen im Schloss­sta­di­on zerrt an den Ner­ven der Fuß­bal­ler. Seit Wo­chen ist der Platz ge­sperrt, Spie­le und Trai­nings müs­sen ab­ge­sagt wer­den. Ein Zu­stand, den der TuS nicht län­ger dul­den will.

Erst vor drei Jah­ren wur­de er fer­tig­ge­stellt. Doch schon jetzt ha­ben die TuS-Fuß­bal­ler die Na­se voll von ih­rem Hy­bridra­sen. Denn der aus ei­nem Mix aus künst­li­chem und na­tür­li­chem Grün her­ge­stell­te Platz fällt im­mer wie­der für den Spiel- und Trai­nings­be­trieb aus.

„Im Ok­to­ber konn­ten wir ihn teil­wei­se, im No­vem­ber noch gar nicht nut­zen“, är­gert sich Frie­del Ge­u­e­nich, Chef der Fuß­ball­se­nio­ren. Weil Re­gen­was­ser nicht rich­tig ver­si­ckert, ist das Spiel­feld mat­schig ge­wor­den, die Stadt hat den Ra­sen des Schloss­sta­di­ons ge­sperrt.

Kein Ein­zel­fall, meint Ge­u­e­nich, denn schon im ver­gan­ge­nen Jahr hat­te der TuS die­sel­ben Pro­ble­me. Und weil er das nicht mehr hin­neh­men will, wird er jetzt auf Bar­ri­ka­den ge­hen. „Wir wer­den von der Stadt ei­nen Kunst­ra­sen for­dern, um Spie­le und Trai­nings künf­tig si­cher­stel­len zu kön­nen“, kün­digt der Vor­sit­zen­de an. Das soll in ei­ner Vor­stands­sit­zung am Frei­tag be­schlos­sen wer­den. Ge­u­e­nich rech­net mit ei­ner gro­ßen Re­so­nanz sei­ner Ver­eins­kol­le­gen, denn: „Wir sind maß­los ent­täuscht von dem Ra­sen, der uns vor ei­ni­gen Jah­ren als tol­le Sa­che ver­kauft wur­de.“

Das Pro­blem: Der Hy­brid braucht je­de Men­ge Pfle­ge. Min­des­tens zehn Mal im Jahr muss die Ober­flä­che des Grüns mit ei­nem spe­zi­el­len Lo­cke­rungs­ge­rät be­han­delt wer­den, ei­ner so­ge­nann­ten Vertid­rain-Ma­schi­ne. „Der Her­stel­ler emp­fiehlt ei­nen re­gel­mä­ßi­gen Ein­satz, da­mit der Ab­fluss des Re­gen­was­sers ge­währ­leis­tet ist“, schil­dert Tho­mas Ugo­w­ski, Ge­schäfts­füh­rer der Fuß­ball-Se­nio­ren. Die Stadt­be­trie­be ha­ben ein sol­ches Ge­rät aber nicht im Fuhr­park und müss­ten sich im­mer wie­der ei­nes aus­lei­hen – das sei schon mal ein Pro­blem. Ein an­de­res: „Im Som­mer blieb Rest­schnitt nach dem Ra­sen­mä­hen auf dem Platz lie­gen. Bei Re­gen wird die­ses Zeug hart wie Be­ton und lässt kein Was­ser durch“, sagt Ge­u­e­nich.

Die Fol­ge: Viel Matsch, we­nig Grün. „Das kann sich je­der per ,Goog­le Maps’ auf den Bild­schirm ho­len. Über die Sa­tel­li­ten-An­sicht sind die brau­nen Stel­len sehr gut zu se­hen“, emp­fiehlt der Vor­sit­zen­de. Das Nach­se­hen hät­ten die 13 Kin­der- und Ju­gend­mann­schaf­ten so­wie die drei Se­nio­ren-Teams des TuS, de­nen es nun an Trai­nings­plät­zen man­gelt.

Der Sport­aus­schuss hat­te sich 2013 für den Bau ei­nes 308.000 Eu­ro teu­ren Hy­bridra­sens aus­ge­spro­chen – aus fi­nan­zi­el­len Grün­den. Zwar war zu­nächst ein Kunst­ra­sen im Ge­spräch, doch da­für hät­te die auch von Schu­len ge­nutz­te 400-Me­ter-Aschel­auf­bahn in ei­ne Tart­an­bahn um­ge­wan­delt wer­den müs­sen – weil sich Asche nicht mit Kunst­ra­sen ver­trägt. Kos­ten­punkt: 1,2 Mil­lio­nen Eu­ro.

Der TuS ha­be sich da­mals mit der preis­wer­te­ren Al­ter­na­ti­ve ein­ver­stan­den er­klärt – denn: „Der Hy­bridra­sen soll­te ähn­lich gut be­spiel­bar sein wie ein Kunst­ra­sen – das wur­de uns sei­ner­zeit zu­ge­sagt. Doch die Rea­li­tät sieht an­ders aus“, sagt Frie­del Ge­u­e­nich. Die Marsch­rich­tung des Tra­di­ti­ons­ver­eins: „Wir wer­den uns da­für ein­set­zen, dass das Schloss­sta­di­on mit ei­nem Kunst­ra­sen aus­ge­rüs­tet wird.“

Das aber wä­re nur mit Mil­lio­nen­auf­wand zu stem­men, gibt Sport­de­zer­nent Mi­cha­el Heesch auf An­fra­ge un­se­rer Re­dak­ti­on zu be­den­ken. Denn zu­vor müss­te das Sport­platz-Ge­län­de kom­plett von ei­ner Fach­fir­ma un­ter­sucht wer­den, weil dort im­mer wie­der Ab­sen­kun­gen auf­tre­ten. „Mög­li­cher­wei­se wer­den dann Ein­grif­fe in das ge­sam­te Are­al not­wen­dig, be­vor über­haupt mit dem Bau ei­nes Kunst­ra­sen­plat­zes mit­samt Tart­an­bahn be­gon­nen wer­den kann.“ Das wä­re ei­ner Voll­sa­nie­rung gleich­zu­set­zen, die im­men­se Kos­ten ver­schlin­ge.

Die vom TuS be­schrie­be­nen Män­gel sei­en Ex­trem­si­tua­tio­nen, wie sie et­wa nach star­ken Re­gen­fäl­len auf ei­nem Platz, der größ­ten­teils aus Na­tur­ra­sen be­steht, auf­tre­ten kön­nen meint Heesch – „hier wird nicht die Re­gel be­schrie­ben“. Nichts­des­to­trotz kön­ne die Pfle­gein­ten­si­tät im Schloss­sta­di­on durch­aus er­höht wer­den. „Wir wer­den über­le­gen, ob wir mit Eu­ro­green, dem Her­stel­ler des Hy­bridra­sens, ei­nen Pfle­ge­ver­trag ein­ge­hen kön­nen.“

Neu­er Hy­bridra­sen, neu­es Klein­spiel­feld, neu­es Ver­eins­ge­bäu­de – die Stadt Gre­ven­broich ha­be in der jüngs­ten Ver­gan­gen­heit viel für den Ver­ein ge­tan, sagt Mi­cha­el Heesch. „Ich fin­de, er klagt auf ei­nem sehr ho­hen Ni­veau.“

Zehn Pro­zent Kunst­stoff und 90 Pro­zent Na­tur

Hy­bridra­sen Zehn Pro­zent des Grüns be­ste­hen aus Kunst­fa­sern, der Rest aus Na­tur­ra­sen.

Kos­ten Die Stadt zahl­te rund 308.000 Eu­ro für das Pro­jekt im Schloss­sta­di­on.

Pre­mie­re Bei sei­ner Über­ga­be im Som­mer 2016 war der Hy­bridra­sen der ers­te sei­ner Art in ganz Nord­rhein-West­fa­len.

Aufrufe: 028.11.2019, 14:45 Uhr
RP / Wiljo PielAutor