2024-05-17T14:19:24.476Z

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15 Treffer in der Kreisklasse: Christoph Klein – hier im Zweikampf mit dem Gaißacher Vitus Partenhauser – weiß, wo das Tor steht. 
15 Treffer in der Kreisklasse: Christoph Klein – hier im Zweikampf mit dem Gaißacher Vitus Partenhauser – weiß, wo das Tor steht.  – Foto: Rudi Stallein

Christoph Klein ist die Lebensversicherung des TuS Geretsried II

Christoph Klein im Interview

Kapitän Christoph Klein gelangen für die TuS Geretsried bereits 15 Tore in dieser Saison. Er traut sich auch Einsätze in der ersten Mannschaft zu.

Geretsried Vor 13 Jahren war er ganz oben. FC Bayern München. Mehr kann man nicht erreichen im deutschen Fußball. Und dazu noch Pokalsieger. Okay, es war nur die E-Jugend des deutschen Rekordmeisters, mit der Christoph Klein 2007 den Merkur Cup gewonnen hat. Aber geil war’s schon, auch wenn nach dem Turnier für ihn der Traum vom Profi ausgeträumt war. Der heute 24-Jährige nimmt’s gelassen. „Ein Jahr F-Jugend, zwei Jahre E-Jugend – dann hat’s halt nicht mehr gereicht“, erzählt der offensive Mittelfeldspieler des TuS Geretsried. Der Grund: „Zu langsam, damals schon“, ergänzt er und muss selber lachen. „Klar träumt man als Fußballer mit zehn, elf Jahren davon, Profi zu werden. Noch dazu, wenn man an der Säbener Straße Schweinsteiger und Co. trainieren sieht“, erinnert er sich an die drei Jahre bei den Bayern. „In der D-Jugend war schon mehr Konkurrenzkampf. Das gab’s in der F- und E-Jugend noch nicht so. Da ist jeder hingekommen, weil er Lust auf Fußball hatte. Das war fast wie bei jedem Dorfverein, nur auf einem höheren Niveau.“

Im Nachhinein ist er froh darüber, früh aussortiert worden zu sein. „Ich habe die Erfahrung mitgenommen, das war mega-gut. Auch wenn ich länger geblieben wäre, hätte es irgendwann nicht mehr gereicht“, reflektiert er selbstkritisch den Abschied aus München, dem er auch viel Positives abgewinnen konnte. „So hatte ich meine ganze Jugend, ich musste auf nichts verzichten.“

Die Laufbahn von Christoph Klein startet bei den Bambinis des TSV Wolfratshausen

Begonnen hatte der Sohn eines Handballer-Ehepaars seine Fußballkarriere seinerzeit bei den Bambinis des TSV Wolfratshausen. Die Zeit bei den Wölfen nahm ein abruptes Ende, als er bei den Talenttagen des FC Bayern vorspielte. Nach dem Intermezzo beim Rekordmeister, wo er in der E-Jugend mit Spielern wie Lucas Scholl und Gianluca Gaudino auflief, führte sein Weg zum TuS Geretsried. Den Kontakt dorthin knüpfte er während der Merkur Cup-Runde: Im Bezirksfinale besiegte er mit dem FC Bayern seinen späteren Klub.

An sportlichen Erfolgen mangelte es ihm auch in Geretsried nicht, wo er in der D-Jugend unter Trainer Hannes Salberg spielte. Bis zum Ende der C-Jugend war er außerdem am Stützpunkt, kickte in den oberbayerischen und südbayerischen Auswahlmannschaften. „Nach der C-Jugend gab’s nur noch eine Bayern-Auswahl, dafür hat es dann nicht mehr gereicht“, so Klein. Nicht nur, weil er zu langsam war. Körperlich habe er mithalten können, aber nicht mit der Konkurrenz aus den Leistungszentren der Profiklubs. Erfolge feierte er dennoch jede Menge mit den Juniorenteams des TuS. „Wir sind ständig auf- und wieder abgestiegen“, erinnert sich der 24-Jährige. „Es ging immer hoch runter, hoch runter.“ Mit der D-Jugend stieg er sogar in die Bezirksoberliga auf. Mit der C-Jugend ging es erst abwärts, im nächsten Jahr wieder rauf. Im Rückblick bewertet er die Zeit in der B- und A-Jugend als seine prägendste Phase. „In den vier Jahre mit Florian Beham als Trainer habe ich am meisten gelernt.“ Und den Aufstieg in die U 19-Landesliga gefeiert, als Meister in der Bezirksoberliga mit 19 Punkten Vorsprung.

Bozo Peric ließ den jungen Christoph Klein das erste Mal bei den Herren in der Landesliga auflaufen

In der Saison 2014/15 übernahm sein Lieblingscoach die Nachfolge von Bozo Peric als Cheftrainer der ersten Mannschaft. Auch Christoph Klein feierte bald sein Debüt bei den Herren, als diese gerade in die Landesliga aufgestiegen waren. „Ich war immer dabei, habe öfter gespielt.“ Wirklich durchsetzen konnte er sich dort jedoch nicht. Aber das nimmt er genauso entspannt, wie seinerzeit den Abschied vom FC Bayern. So richtig erklären kann er es jedoch nicht. „Die zweite Mannschaft war im Abstiegskampf, also habe ich gesagt: Klar spiele ich Zweite. Das ist ja heute auch nicht mehr selbstverständlich, dass man dann in der Zweiten spielt, wenn in der Ersten mal kein Platz ist.“

Er selbst hat inzwischen in der Reserve seinen Platz gefunden und ist dort wichtiger denn je. Viele alte Hasen haben abgedankt. Christian Sacher und Rico Krillmäuer wechselten zum Lokalrivalen ASC Geretsried in die A-Klasse. Florian Schneider und Michael Lehmann stehen nur noch im absoluten Notfall zur Verfügung. Bisher habe er sie nicht überreden können, wieder zu spielen. Und Dieter Kloos ist nach Franken gezogen. „Das waren alles Eckpfeiler der zweiten Mannschaft. Die Alten, die immer da waren, seit ich dabei bin“, stellt Klein fest. Es fehlen plötzlich fünf Spieler, die auch für den Teamzusammenhalt wichtig waren. Also sei es nun an ihm, Verantwortung zu übernehmen. Schließlich sei er mit seinen 24 Jahren meist der älteste in der Mannschaft.

15 Treffer für den Kapitän des TuS Geretsried II: Platz drei in der Torjägerliste

Die Rolle als Kapitän liegt ihm. „Ich sehe mich schon in einer Führungsrolle und fühle mich verantwortlich, dass es funktioniert“, sagt Klein. Dazu passt, dass er in der Torjägerliste der Kreisklasse 2 derzeit mit 15 Toren aus 18 Spielen auf Rang drei liegt – zwei Treffer hinter den führenden Tobias Schlichtner (Rottach-Egern) und Kilian Siglreitmaier (Hausham).

Die konstante Leistung, die er in dieser Saison auf den Platz bringt, liegt womöglich auch ein Stück weit daran, dass er weitere Verpflichtungen abgestoßen hat. In den vergangenen Jahren war er auch als Jugendtrainer gefordert. F-Jugend, C-Jugend, B 2-Junioren. Das habe einfach nicht mehr gepasst, begründet er sein vorläufiges Ende als Coach. „Ich hatte darauf keine Lust mehr, es wurde mir einfach zu viel. Drei Mal selbst trainieren, drei Mal mit der Jugend, daneben die Uni. Irgendwann hat meine Freundin gefragt, warum ich eigentlich jeden Tag auf dem Fußballplatz bin“, sagt der 24-Jährige.

Der Fokus liegt nicht auf dem Fußball, sondern auf dem Studium für Christoph Klein

Klein studiert in München Wirtschaftsingenieurwesen und hat, wenn es gut läuft, noch ein Semester bis zum Bachelor. „Darauf liegt jetzt der Fokus.“ Aber das Engagement beim TuS spiegelt auch seine Liebe zum Verein wider. „Ich bin jetzt fast 14 Jahre dabei. Das bedeutet mir viel, gerade in letzter Zeit“, sagt Klein. Der Zusammenhalt sei ihm wichtig. Und natürlich: erfolgreich Fußball spielen. „Es ist egal, ob ich in der ersten oder zweiten Mannschaft spiele. Ich gebe immer alles. Ich will, dass der TuS gut dasteht.“

Wenn er die vergangenen Jahre im Herrenfußball Revue passieren lässt, gehören die Spiele in der Landesliga zu den Highlights. Und sein erstes Landesliga-Tor, bis heute sein einziges: Lange Flanke, Kopfball in den Winkel. „Wir haben zwar verloren, aber das Tor war schön“, erzählt der Torjäger. Einer der bittersten Momente, die er auf dem Fußballplatz erlebt hat, war der Abstieg mit der zweiten Mannschaft aus der Kreisliga. „Das 0:3 im Relegationsheimspiel gegen Kreuth war ein Tiefpunkt“, bestätigt Klein. „Aber auch kein Drama. Ich habe früh gelernt, dass Fußball nur Fußball ist.“

Christoph Kleins Ziel ist die Rückkehr in die Kreisliga mit dem TuS Geretsried II

Ein großes sportliches Ziel sei dennoch die Rückkehr in die Kreisliga. „Dafür würde ich viel investieren, um mit der Zweiten aufzusteigen“, sagt er. „Vorher kann ich hier nicht aufhören.“

Und womöglich irgendwann dann doch zum FC Weidach wechseln. „Die baggern immer“, verrät Klein, „weil dort alle meine Kumpels spielen.“ Aber für den Fußball mit Freunden in den Buchstabenligen ist noch hinlänglich Zeit, wenn sich die Karriere dem Ende entgegen neigt.

Christoph Klein traut sich zu in der ersten Mannschaft des TuS Geretsried zu spielen

Apropos Vereinswechsel: Das sei nie ein Thema gewesen in all den Jahren, bekräftigt Klein. Anfragen aus höheren Ligen gab es nicht. Und selbst habe es ihn auch nicht weggezogen. „Ich kann hier mit Landesligakickern trainieren, da brauche ich nicht zu einem anderen Verein in der Kreisklasse oder Kreisliga zu wechseln, nur um dort in der Ersten zu spielen.“

Und insgeheim mag er weitere Einsätze in der Landesliga-Elf des TuS auch nicht ausschließen. „Ich habe nicht das Bedürfnis, noch mal Bayernliga zu spielen, oder Regionalliga. Aber Landesliga würde ich mir zutrauen, wenn ich topfit wäre. Die Schnelligkeit fehlt halt ein bisschen“, sagt er und ergänzt lachend: „Aber die kann man anders wettmachen.“ (Rudi Stallein)


Auf welche Leistung sind Sie stolz?

Aufstieg in die U 19-Landesliga und Gewinn des Erdinger Meistercups mit komplett verkaterter Mannschaft.

Was können Sie überhaupt nicht leiden?

Auswärtsspiele in Weyarn.

Worüber können Sie herzlich lachen?

Über mein Patenkind.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Hoimar von Ditfurth: „Im Anfang war der Wasserstoff.“ Drei Dinge für die einsame Insel… Handy, Sonnenbrille und Feuerzeug.

Wer ist Ihr sportliches Vorbild?

Bastian Schweinsteiger.

Welche Schlagzeile würden Sie gerne über sich lesen?

„Christoph Klein schießt TuS II in die Kreisliga.“

Ihr Lieblingsessen?

Döner vom „Pamukkale“.

Welches Lied darf auf Ihrer Playlist auf keinen Fall fehlen?

Eminem: „Lose Yourself“.

Ihre Lebensweisheit/Motto?

Versuche, dir nicht zu viele Sorgen über die Zukunft zu machen und genieße, was du jetzt hast.

Aufrufe: 026.11.2020, 10:13 Uhr
Isar-Loisachbote / Rudi StalleinAutor