2024-04-25T14:35:39.956Z

Turnier
Große Trophäe, großer Moment: Ingo Seidel mit Kölns Kapitänin Juliane Wirtz. Wem kann der GSC-Turnierchef diesmal den Siegerpokal überreichen? Foto: Michael Meier
Große Trophäe, großer Moment: Ingo Seidel mit Kölns Kapitänin Juliane Wirtz. Wem kann der GSC-Turnierchef diesmal den Siegerpokal überreichen? Foto: Michael Meier

Von Teamgeist und Wünschen

Das Turnier löst einen Teamgeist aus, der ist sensationell und außer mit echter Dankbarkeit durch nichts zu bezahlen.rn

FuPa Interview: Wir haben mit Ingo Seidel, dem Turnierchef des Lübbecker Girls-Snow-Cup, über ein Projekt, den großen Bruder und die Wunschliste gesprochen.

Herr Seidel, was dürfen die Zuschauer erwarten?


INGO SEIDEL: Nach den letzten Gesprächen, die ich mit den Mannschaften geführt habe glaube ich: Das wird der spannendste GSC, den wir je hatten. Kein Team sollte sich sicher fühlen, die Endrunde am Sonntag wird ein Ritt auf der Rasierklinge.


Aber war das nicht in den Vorjahresturnieren ähnlich?


SEIDEL: Ähnlich ja, aber dennoch kaum mehr vergleichbar. Die Leistungsdichte unter den Nachwuchsmannschaften der Clubs, die in der 1. und 2. Bundesliga spielen - und dazu zählen ja quasi alle, die beim GSC dabei sind - ist enorm. Vereine wie Mönchengladbach, Essen, Leverkusen oder Jena, Hoffenheim und Wolfsburg - wir können gucken, wohin wir wollen, überall wird aufgerüstet und Jugendspielerinnen zielgerichtet an den eigenen Frauen-Bundesligakader herangeführt. Und deshalb sage ich: Es gibt beim GSC 2017 keinen klaren Favoriten.


Heißt das, die Vereine bereiten sich auch gezielter auf den Snow Cup vor?


SEIDEL: Absolut. In sehr kurzer Zeit ist der GSC zu einer Marke geworden. Bei der Premiere 2012 ging unsere Planung dahin, vielleicht nach sieben, acht Jahren das Turnier dort zu haben, dass es als inoffizielle Deutsche Meisterschaft der U15-Juniorinnen gilt. Das hatten wir schon nach vier Jahren erreicht. Und dass wir außer Turbine Potsdam das Who-is-Who des deutschen Frauenfußballs zu unseren regelmäßigen Gästen zählen können, steht für eine Entwicklung, mit deren Rasanz wir nicht gerechnet haben.


Das Zugpferd Nummer eins im deutschen Fußball, der FC Bayern München, fehlt dem GSC allerdings.


SEIDEL: Daran wird sich auch nichts ändern, denn anders als bei den Jungs fängt die Jugendarbeit der Bayern im Mädchenfußball erst in der U17 an. Insofern ist das nur ein Punkt, den der Lübbecker Freeway Cup uns voraushat.


Ärgert Sie das?


SEIDEL: Nein. Wir betrachten den Freeway Cup als eine Art großen Bruder des GSC, von dem wir noch sehr viel lernen können. Das tun wir gerne und - ich glaube - in einer steilen Lernkurve.


Wie konkret waren die Planungen zu Beginn überhaupt?


SEIDEL: Gar nicht konkret. Die Idee entstand auf der Tribüne des Freeway Cup 2011 zwischen Uwe Dreckmeier, dem damaligen Trainer unserer Mädchenmannschaften und mir. Damals fragten wir uns: Wie wäre es, wenn man so etwas wie einen Freeway Cup für Mädchen auf die Beine stellen könnte? Wenn man so will ist der GSC aus einer Bierlaune heraus entstanden.


Und was ist aus Ihrer Sicht daraus geworden?


SEIDEL: Ein Projekt, das im Grunde 300 Tage Aufmerksamkeit pro Jahr erfordert, um die teilnehmenden Mannschaften und die Zuschauer so zu begeistern, wie es das nun schon seit einigen Jahren tut.


Was bedeutet das für das Organisationsteam?


SEIDEL: Es wächst immer wieder neu. Nach jedem Turnier ist quasi 14 Tage Ruhe. Da sammeln wir Rückmeldungen von den Mannschaften, aber auch von unseren Sponsoren, die für uns sehr wichtig sind. Ohne die Unterstützung der heimischen Wirtschaft, und übrigens zunehmend auch aus den Regionen der teilnehmenden Vereine, gäbe es unser Turnier nicht. Am Ende des Tages - also jetzt am Wochenende - sind es dann rund 200 Helfer, die den GSC zu dem machen, was er ist. Das Turnier löst einen Teamgeist aus, der ist sensationell und außer mit echter Dankbarkeit durch nichts zu bezahlen.


Welche Chancen geben Sie den heimischen Mädels des GSC-Teams in diesem Jahr?


SEIDEL: Wir sind für alle anderen die größte Unbekannte im Teilnehmerfeld und werden das, wie ich hoffe, konsequenter nutzen als in den Vorjahren. Wenn man ehrlich ist, war die GSC-Auswahl auch in der Vergangenheit schon oft dicht dran und hat nicht wenige Spiele auf Augenhöhe dann unglücklich verloren. Das wird, da bin ich zuversichtlich, an diesem Wochenende anders. Nicht zuletzt, weil wir mit Gentiana Fetaj von Preußen Espelkamp erstmals eine U15-Nationalspielerin im Team haben und zwei weitere Mädchen, die in der Westfalen-Auswahl spielen.


Klingt aber doch ein wenig nach Wunschliste - was steht da noch drauf?


SEIDEL: Dass eine Erfahrung, die das aktuelle Team in seiner monatelangen Vorbereitung in einer Art Credo zusammengefasst hat, auf den gesamten Fußballkreis Lübbecke überspringt. Aus Fußball entsteht Freundschaft, denn der GSC verbindet. Wenn wir diesen Ursprungsgeist unter allen Vereinen des Fußballkreises immer wieder ein Jahr lang wachhalten, können wir gemeinsam viel erreichen. Und zwar nicht nur für den Mädchenfußball.

Aufrufe: 04.2.2017, 09:44 Uhr
Michael MeierAutor