2024-05-08T11:10:30.900Z

Im Nachfassen
Der Erndtebrücker Yuki Nishiya (rechts) machte gegen Eintracht Frankfurt ein richtig starkes Spiel. Foto: geo
Der Erndtebrücker Yuki Nishiya (rechts) machte gegen Eintracht Frankfurt ein richtig starkes Spiel. Foto: geo

Der "Mini-Samurai" im blauen Gewand

Yuki Nishiya begeisterte auch seine schreibenden Landsleute - Zwillingsbruder spielt in Japan

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Wenn es einen Spieler gab, der im Dauer-Nieselregen des Leimbach-Stadions aus der Masse deutlich hervorstach, dann war dies der nur 1,66 m große Yuki Nishiya, Speerspitze der Erndtebrücker Angriffsbemühungen - übrigens nicht nur an diesem Nachmittag!

Auch Herr Yuzuki Miramura und sein Kollege Herr Yuher Yamaguchi von Sports Nippon Newspaper waren auf der Tribüne begeistert. Die beiden im Rheinland lebenden Journalisten waren eigentlich wegen ihrer beiden für die Eintracht kickenden Landsmänner gekommen. Doch neben Makoto Hasebe (Herr Yamaguchi: „Das ist unser Philipp Lahm“) und Daichi Kamada fiel ihnen dann auch der 23 Jahre junge Nishiya auf - und wie!

Von Anfang an in Tornado-Geschwindigkeit unterwegs, schlüpfte der 24-jährige Erndtebrücker in der 22. Minute dem behäbigen David Abraham „durch die Hosenträger“, was dieser mit einem selten dämlichen Trikotzupfer „ahndete“.

Nach dem Platzverweis für den Frankfurter hätte Nishiya dann binnen weniger Sekunden zum Pokal-Held des Tages werden können: listig duckte er sich von Rechtsaußen kommend an der Frankfurter Abwehr vorbei in das „Vakuum“ hinter der Abwehrmauer. Und genau dort landete der Freistoß-Lupfer - ja, so was übt man tatsächlich im Training! Das Zuspiel schmetterte Nishiya dann etwas übermotiviert Richtung Quast-Tribüne. Eine 1:0-Führung bei eigener Überzahl - das hätte ein lustiger Nachmittag werden können. Nach einem Ausrutscher nebst Querschläger Timothy Chandlers hatte Nishiya in der 2. Halbzeit noch die große 1:1-Ausgleichsmöglichkeit, scheiterte aber an Lukas Hradecky im Eintracht-Tor.

Nishiya, dessen Zwillingsbruder übrigens in der japanischen Heimat beim Club Tochigi SC in der Stadt Utsunomiya in der 3. Japan-Liga spielt, ist nicht der erste und vielleicht auch nicht der letzte Japaner im TuS-Trikot. Trainer Florian Schnorrenberg lobt generell die „unglaubliche Mentalität“, der „Mini-Samurais“ hierzulande: „Sie sind alle sehr fleißig und äußerst diszipliniert. Außerdem sind sie fast immer sehr gut ausgebildet, haben eine tolle Technik und Ballkontrolle.“

Nur mit der Umsetzung taktischer Vorgaben hapert es oft noch, was nicht zuletzt an erschwerter Kommunikation liegt. „Wir stellen Situationen im Training nach, erklären viel mit Video“, erklärte Schnorrenberg die Hilfsmittel, um sprachliche Nachteile auszugleichen. „Yuki ist sowieso sehr spiel-intelligent. Und er versteht uns schon gut, wenn wir langsam und deutlich sprechen“, lobte er seinen aus der Mittelrheinliga (Hilal Bergheim) gekommenen Neuzugang.

Westlich von Köln gibt es eine ganze reihe junger Japaner, die sich in Deutschland präsentieren wollen, dort zum Teil gemeinsam leben und je nach Vertrag auch in einer Dürener Fußballschule trainieren. In ihnen lebt der Traum, einmal auf Hasebes und Kagawas übergroßen Spuren wandeln zu können. Dafür geben sie alles, zum Beispiel jeden Tag mit einer Fahrgemeinschaft ins Wittgensteiner Bergland zu fahren. Ob Herr Miramura und Herr Yamaguchi darüber jetzt wohl auch ein paar Zeilen schreiben....?

Aufrufe: 014.8.2017, 15:00 Uhr
Jost-Rainer GeorgAutor