2024-05-10T08:19:16.237Z

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Bald ein mögliches Kreisliga-Duell? SC Rieste (Malte Fleddermann, schwarz, Bezirksliga 2016) gegen TuS Haste.Foto: Kamper
Bald ein mögliches Kreisliga-Duell? SC Rieste (Malte Fleddermann, schwarz, Bezirksliga 2016) gegen TuS Haste.Foto: Kamper

Künftig eine oder zwei Kreisligen?

Fusionsplan im Amateurfußball vorgestellt: Stadtkreis soll aufgespalten werden

Die Fusion der Fußballkreise Osnabrück Stadt und Land wird konkret: Auf Informationsabenden sind Vereinsvertreter über formale und zeitliche Eckdaten informiert worden. Offen ist, wie viele Kreisligen es künftig gibt – eine spannende Debatte um verschiedene Modelle.

Osnabrück „Wir peilen Sommer 2020 für den Vollzug der Fusion an“, sagte Frank Schmidt als Vorsitzender des Fußball-Stadtkreises, schränkte aber ein: „Sollten wir länger brauchen für die neuen Ausschreibungen und die Besetzung der neuen Gremien, gehen wir auf Sommer 2021.“ Schmidt würde die Führung des Großkreises auch wegen seiner vielen Engagements in DFB und NFV seinem Landkreis-Pendant Bernd Kettmann überlassen. Beide stellten klar: „Die Entscheidung, ob wir fusionieren, liegt am Ende bei Euch: Bei den Vereinen.“ Konkret müssten deren Vertreter auf zwei Kreistagen die Fusion jeweils mit der Mehrheit aller Stimmen beschließen.

Sinkende Mannschaftszahlen, finanzielle und personelle Synergieeffekte im Verband in Zeiten nachlassendem ehrenamtlichen Engagements, attraktivere und sportlich höherwertige Partien in Vorzeigeligen des neuen Großkreises, dazu der längst erfolgreich praktizierte kreisübergreifende Spielbetrieb der Jugend (A bis C) und der Frauen: Die Argumente für eine Fusion sind bekannt und entsprechen dem DFB-Masterplan, der als Fußballkreis-Richtgröße 600 Mannschaften vorgibt.Das erfüllt der Stadtkreis als Kleinster Niedersachsens mit aktuell 297 Teams im Spielbetrieb bei sinkender Tendenz nicht.

Weil Stadtteams im Fusionsfall künftig auch im Landkreis antreten müssten, dürfte für sie die Derby-Dichte sinken und der Zeitaufwand wie die Kosten leicht steigen. Deshalb haben sich Abgeordnete des studentisch geprägten FC Concordia beim Info-Abend in der Stadt bereits grundsätzlich gegen eine Fusion positioniert. Sonst ergab die unverbindliche Abfrage des ersten Stimmungsbildes in Stadt und Land Aufgeschlossenheit zu den Plänen. Wobei der Teufel wie immer im Detail liegt.

Wenn alles klappt, könnte schon die kommende Saison 2019/20 das Qualifikationsjahr für die neuen Spielklassen werden. Als sicher gilt, dass im Fusionsfall die Anzahl der Kreisligen reduziert wird – von aktuell drei (Stadt, Land, Süd) entweder auf zwei (Nord und Süd) oder eine, die dann exakt das Gebiet der darüber liegenden Bezirksliga umfasst. Die Pläne sehen zudem vor, dass der Stadtfußball darunter eigene Spielklassen verliert und aufgespalten wird: Je nach geografischer Lage sollen Kreisklassen-Teams der Stadt den bereits existierenden Landkreis-Gebieten Süd A (westlicher Südkreis), Süd B (östlicher Südkreis, Melle) und Nord B (Wallenhorst, Bramsche und Wittlage) zugeschlagen werden. Das Gebiet Nord A (Bersenbrück, Quakenbrück) als stadtferne Einheit bliebe in etwa wie bisher bestehen.

Schmidt und Kettmann baten die Klubs, über die Pläne zu beraten und Rückmeldung zu geben – vor allem zur Gebietseinteilung und zur Frage, ob man künftig eine oder zwei Kreisligen haben möchte. In eine eingleisige Kreisliga würden die in der Qualifikationssaison zwischen Rang zwei und sechs platzierten Teams der drei aktuellen Kreisligen einziehen – und drei Absteiger, die in der Bezirksliga letztmals durch drei Kreisliga-Meister ersetzt würden. In zwei Kreisligen Nord und Süd, aus denen künftig die Meister und der Sieger eines Entscheidungsspiels zwischen den Vizemeistern in die Bezirksliga aufsteigen würden, zögen die Teams bis zu Rang elf der aktuellen Ligen ein – auch hier verliefe die Grenze zwischen den neuen Staffeln durch die Stadt. Der Qualifikationsmodus für die neuen vierzügigen 1., 2., 3. und gegebenenfalls 4. Kreisklassen hängt dann davon ab, wie die Kreisliga-Frage entschieden wird.

Kommentar: Macht die Fusion - und zwei Kreisligen

Die meisten Landkreis-Vereine können mit den Fusionsplänen locker umgehen – für sie gäbe es so gut wie keine negativen Effekte. Im bezüglich der Teamzahlen eher ausgedünnten Bereich Nord B würde sie den Spielbetrieb langfristig stabilisieren, auch sonst dürfte die Aufnahme einiger Stadt- teams in die intakte und bewährte Ligen-Struktur die Attraktivität steigern.

Für Stadtklubs ist die Fusion herausfordernder: Ihr Spielgebiet der kurzen Wege und vielen Derbys würde zerschlagen, statt nach Pye ginge es etwa für OSC-Fußballer nach Glandorf, auch in der 2. und 3. Kreisklasse. Große Effekte – aber nur Angleichungen an bestehende Landkreis-Verhältnisse. Auch sonst überwiegen die Argumente pro Fusion: Sportliche wie die Eliminierung des großen Leistungsgefälles der Kreisliga Stadt und einer 1. Kreisklasse, die zu zwei Dritteln aus nicht aufstiegsberechtigten Teams besteht. Und Grundsätzliche wie die zukunftsfähige Sicherung des Amateurfußballs in Zeiten herausfordernder gesellschaftlicher Entwicklungen.

Einen attraktiven Spielbetrieb kennzeichnet auch Durchlässigkeit zwischen den Ligen. Die wird erhöht, wenn im Gegensatz zur aktuellen Lage auch Tabellenzweite eine Aufstiegschance erhalten – was im Modell mit einer Kreisliga über vier Kreisklassen nicht geht. Daher ist das Modell mit zwei Kreisligen für alle Fußballer das konkurrenzlos beste.

Aufrufe: 07.12.2018, 18:30 Uhr
Benjamin Kraus / Neue Osnabrücker ZeitungAutor