2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche
– Foto: Christoph Hosseus//Stock.Adobe

Gute Basis, um gesund zu wachsen

Nachspielzeit mit Tobias Balz +++ Sportlicher Leiter des TuS Biebelnheim spricht über den Neuanfang in der C-Klasse und den Aufwärtstrend seit dieser Saison +++ Aufwandsentschädigung nur noch für den Trainer

Biebelnheim. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Tobias Balz (38). Seine Fußballer des TuS Biebelnheim haben bewegte Zeiten hinter sich. 2015 noch in die Bezirksliga aufgestiegen, trat der Klub nur vier Jahre später den freiwilligen Rückzug von der A- in die C-Klasse an. In der zweiten C-Klassen-Saison steht der TuS nun wieder an der Tabellenspitze. Höchste Zeit also, um beim sportlichen Leiter nachzufragen, wo die Reise hingehen soll.

Tobias, wegen der Corona-Pandemie ist die Runde seit November unterbrochen. Wie ist die Lage bei euch in Biebelnheim?

Wie wahrscheinlich bei allen anderen Vereinen auch ist die Situation sehr schwierig. Ich will nicht sagen, dass wir gar nichts mehr können, aber es fehlen schon sehr wichtige Einnahmen, was hart für uns ist.

Im Sommer 2019 habt ihr euch freiwillig in die C-Klasse zurückgezogen. Was ist seitdem passiert?

Ich bin jetzt seit 16 Jahren im Verein, habe als Spieler und Trainer von der C-Klasse bis in die Bezirksliga und wieder zurück alles mitgemacht. Der Schritt in die C-Klasse hat, gerade bei den älteren Mitgliedern einiges an Widerstand ausgelöst, aber für uns war es das Beste - vor allem wirtschaftlich. Du hast einfach nicht mehr so hohe Kosten und weniger weite Wege. Das macht es uns einfacher und insgesamt regionaler.

Wie hat sich deine Arbeit als sportlicher Leiter in den vergangenen drei Jahren dargestellt?

Eigentlich hatte ich jedes Jahr fast eine komplett neue Mannschaft, hatte jede Saison einen neuen Trainer. Mit Yücel Guezey haben wir nun jemanden gefunden, ich kenne ihn noch vom TSV Gau-Odernheim, der auch viele ehemalige Spieler von Anadolu-Spor Alzey mitgebracht hat. Die haben uns sportlich weitergeholfen, aber auch menschlich. Das hatte ich in den Jahren zuvor leider nicht immer so gehabt. Da haben viele nicht ins Biebelnheimer Leben reingepasst.

Ein Blick auf die Tabelle zeigt, nun läuft es auch sportlich wieder deutlich besser…

Definitiv, wir haben es in den letzten Jahren immer wieder mit ehemaligen Fußballern versucht. Ich werde dieses Jahr 39 und die meisten meiner Gefährten sind aus dem aktiven Sport raus. Da meine Kontakte aber auch nur in diese Richtung gingen und wir kaum junge Spieler für die C-Klasse begeistern konnten, war es wichtig, jemanden wie Yücel als Trainer zu finden. Er hat viele Freunde, die zwar in einem ähnlichen Alter sind, aber noch Lust haben zu kicken.

Das sieht man auch, ohne euch zu nahe treten zu wollen, am Altersschnitt…

Das stimmt, der ist schon gut über 30 (lacht). Aber in der C-Klasse ist das nicht so schlimm, denn mit unserer Erfahrung können wir viel wett machen, auch wenn das Läuferische vielleicht nicht mehr so ausgeprägt ist. Es sind viele Spieler dabei, die schon A-Klasse gespielt haben, die wissen einfach, was sie auf dem Platz machen müssen. Sportlich haben wir uns auf jeden Fall gefestigt und wollen künftig einfach mehr junge Spieler dazu bekommen, die auch von den Älteren im Team lernen können. Obwohl wir in Anführungszeichen eine „kleine AH“ haben, bin ich mir sicher, dass uns diese Kombination in die richtige Richtung bringen wird. Unser Ziel bleibt es daher erstmal, uns zu festigen.

Bei der Rückstufung in die C-Klasse hattest du angekündigt, in etwa drei Jahren wieder in die B-Klasse aufsteigen zu wollen. Sofern die Saison zu Ende gespielt werden kann, hättet ihr dieses Jahr schon die Chance dazu. Wie stehst du zu dem Thema Aufstieg?

Für uns wäre es jetzt, wo nur noch zehn Spiele ausstehen, schon sehr bitter, wenn die Saison abgebrochen wird. Ich persönlich gehe schon davon aus und es ist auch unser Wunsch, dass die Saison fertig gespielt werden kann. Unsere Spieler sind auf jeden Fall gewillt, auch den letzten Schritt noch zu gehen. Wenn du ganz oben stehst, willst du das natürlich auch zu Ende bringen. Wenn wir jetzt durch die aktuelle Situation um diese Chance gebracht werden, wäre das schon sehr schade.

Gibt es Grund zur Sorge, dass euch die Ambitionen nach einem Aufstieg wieder über den Kopf wachsen?

Nein, wir sind ein familiär geführter Verein und wollen das auch bleiben. Deshalb habe ich es mit dem Vorstand und allen Spielern auch so abgesprochen, dass abgesehen vom Trainer keiner eine Aufwandsentschädigung bekommen wir – jetzt und auch in Zukunft. Daran wird auch ein Aufstieg nichts ändern, weil wir als Verein auch einfach leben müssen. Wir brauchen eine solide Basis, auf der wir arbeiten können und ich bin mir sicher, dass wir die gefunden haben.

Es scheint bei euch und im Umfeld wieder Ruhe eingekehrt zu sein. Wie sehr hilft es euch, dass die Negativschlagzeilen vorbei sind?

Das ist schon sehr, sehr wichtig für uns. Wir haben mit dem neuen, verjüngten Vorstand einiges auf den Weg gebracht. Ich will nicht sagen, dass in der Vergangenheit alles schlecht gelaufen ist, aber es sind definitiv Entscheidungen getroffen worden, die man so nicht hätte treffen müssen. Vom ganzen Team her sind wir mittlerweile aber gut aufgestellt und haben einen guten Draht zu Spielern und dem Trainer. So haben wir eine bessere Basis für ein Miteinander gefunden. Es soll nicht alles so von oben herab bestimmt werden, sondern wir erarbeiten uns das alle gemeinsam.

Aufrufe: 019.2.2021, 10:45 Uhr
Martin ImruckAutor