2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Oliver Richter  ©MZV
Oliver Richter ©MZV

"Die Liga wird so stark sein wie nie zuvor"

TuS Sachsenhausen-Coach Oliver Richter im Interview über Ziele, Neuzugänge und den Sturm

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Mit dem Pokalspiel bei Einheit Perleberg geht für den TuS 1896 Sachsenhausen am Sonnabend die Sommerpause zu Ende. Eine Woche später steht das erste Punktspiel in der Brandenburgliga an. FuPa-Brandenburg sprach mit Trainer Oliver Richter über die Ziele des Vizemeister, die Neuzugänge und das neue Sturmduo Andor Müller/Paul Döbbelin.

Acht Siege in acht Testspielen: War die Vorbereitung so gut, wie es die Ergebnisse auszusagen scheinen?

Diese Resultate sind nicht aussagekräftig. Wir haben die Gegner so ausgewählt, dass wir die Möglichkeit bekommen, uns einzuspielen. Ich kann nicht einschätzen, in welchem Trainingsprozess die jeweiligen Gegner waren. Darum werden wir die Ergebnisse nicht überbewerten. Aber wir wissen um unsere Stärken und wollen bestmöglich durch die Saison kommen.

In der Mannschaft gab es im Sommer Veränderungen. Haben Sie schon ihre Stammelf gefunden?

Wir sind noch nicht absolut an dem Punkt, wo wir wissen, wie das Team aussehen soll. Es sagen immer alle, wir hätten eine große Mannschaft. Es hat sich aber auch in der Vorbereitung gezeigt, dass Spieler aus verschiedenen Gründen immer mal wieder nicht anwesend sind.

Die Spieler mussten sich an ein neues Gesicht im Trainerstab gewöhnen. Funktioniert die Zusammenarbeit mit Marc Flohr?

Auf der menschlichen Linie klappt es. Und bei der fußballerischen Komponente sind wir auf gleicher Höhe. Auch für einen Trainer sind die Arbeitszeiten nicht so, dass man exakt 16.30 Schluss hat. Heutzutage ist man auch nicht nur Trainer, sondern Sozialpädagoge und Freund. Es mussten Handlungsoptionen gefunden werden, damit das Team das bestmögliche Training erhält. Darum ist eine Aufteilung mit zwei Trainern nur als sinnvoll anzusehen.

Fünf Spieler sind gegangen, sieben Neue gekommen. Ist die Breite des Kaders dadurch automatisch besser?

Es ist oft zu hören, dass Mannschaften früher eine Saison mit 15 Spielern absolviert haben. Das ist heute nicht mehr möglich. Viele Spieler haben sehr schwierige Arbeitszeiten, arbeiten in Schichten, am Wochenende oder im Außendienst. Da kann der Trainingsbetrieb nicht immer abgesichert werden. Hinzu kommen die Familie und Verletzungen. Dementsprechend haben wir versucht, uns in der Breite zu verstärken.Wir glauben, das ist gelungen. Aber glauben ist nicht wissen.

Sie haben immer betont, dass der Abschied von Edgar Kordecki, der ein Jahr in Amerika studiert, ein herber Verlust ist. Ist es gelungen, Ersatz zu finden?

Jeder Spieler, Mitarbeiter und Funktionär ist ersetzbar. Wir hatten ausreichend Zeit, uns auf die Situation einzustellen, da uns Eddi langfristig über seine Pläne informiert hat. Ich denke, dass es uns gut gelungen, Ersatz zu finden - wenn er menschlich auch überhaupt nicht ersetzbar ist. In unserer Mannschaft haben alle Spieler den Anspruch, Brandenburgliga zu spielen. Dazu gehört, Eddi zu ersetzen.

Welcher Neuzugang kann schnell eine Verstärkung sein?

Wir sind über jeden Neuen glücklich und wollten nicht nur Masse, sondern auch Klasse holen. Da müssen wir kein Understatement betreiben, dass Paul Döbbelin den Anspruch hat, Bestandteil der Startelf zu sein. Er hat ein Niveau, was absolut Spitze für die Liga ist. Dass die Leute, die wir aus der Landesliga geholt haben, Zeit brauchen, um sich an das Tempo zu gewöhnen, ist klar. Eine positive Überraschung ist Außenverteidiger Leon Weigt. Bei allen Neuzugängen haben wir absolut auf das Menschliche geachtet. Es ist eine Sache, die uns auszeichnet, dass wir uns als Mannschaft auch neben dem Platz vernünftig fortbewegen.

Wie oft wurden Sie auf Ihr Offensivtrio mit Andor Müller, Christopher Groll und Neuzugang Paul Döbbelin angesprochen?

Sehr oft. Das finde ich respektlos gegenüber den Verteidigern. In der erfolgreichen letzten Saison hatten wir nicht den besten Sturm der Liga, sondern die beste Abwehr. Die Verpflichtung von Paul Döbbelin heißt nicht, dass der Rest der Mannschaft in den Hintergrund rücken sollte. Robert Wiesner hat eine solide Saison gespielt, Martin Pilz fand nach seiner langen Verletzung zurück ins Team. Nick Schrobback war ein sicherer Rückhalt. Und Danilo Pressmann hat einen Riesensprung gemacht. Ich finde, einiges davon fällt hinten runter, nur weil wir zwei Stürmer haben, die sich über dem Liganiveau bewegen.

Dennoch werden Müller/Döbbelin schon als das Traumpaar der Liga bezeichnet ...

Das ist eine oberflächliche Betrachtungsweise aus meiner Sicht. Viele Spieler investieren so viel wie Andor, haben aber nun einmal nicht die Möglichkeiten, die Tore zu erzielen. Es gibt viele im Team, die hart arbeiten und gerade für die beiden hart arbeiten werden, um für sie Freiheiten zu schaffen. Sie haben am Erfolg mindestens einen genauso großen Anteil.

Sachsenhausen wird als Mitfavorit im Titelrennen gehandelt. Gehen Sie da mit?

Wenn es die Leute glücklich macht, sollen sie uns dazu bestimmen. Wir bewegen uns in einer Liga, wo einige Teams im Understatementbereich Champions League spielen. Auch in diesem Jahr kommt ein Aufsteiger dazu, der deutlich mehr Oberligaspieler im Kader hat als wir. Die Liga wird so stark sein wie nie zuvor. Du musst eine konstant gute Saison spielen, um dabei zu sein.

Was wäre, wenn die Meldung für die Oberliga wieder Thema wird?

Wir haben bewusst nicht für die Oberliga gemeldet. Wie wir damit künftig umgehen, halten wir uns offen und haben keinen Druck. Mit dem Grundsatz, mit Spaß und Freude an die Sache heranzugehen, waren wir gut beraten. In der Liga wollen wir oben ein Wörtchen mitreden. Gelingt das nicht, bricht keine Welt zusammen. Wir freuen uns auf zwei Spiele in der Saison ganz besonders. Das sind Duelle, wofür wir beim Training auf dem Platz stehen.

Wie wichtig ist es, vor dem OFC Eintracht zu landen?

Diese Frage wurde oft genug beantwortet. Es gibt zwei Vereine in der Stadt. Man ist entweder für den einen oder den anderen. Für unsere Fans und Sponsoren ist es das Wichtigste, vor dem Ortsnachbarn zu landen.

Wie groß ist die Bürde, als Vizemeister zu starten?

Meine junge Mannschaft müsste zunächst die Bedeutung dieses altdeutschen Namens googeln. Dass wir nach der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte Zweiter waren, ist bei uns kein Thema mehr. Einige Spieler aus dem Vorjahr sind nicht mehr da, dafür kamen neue Akteure. Die wollen jetzt was reißen und nichts aus der Vorsaison hören. Von früher erzählen können andere.

Dennoch ein Blick zurück: Der TuS führte zuletzt die Zuschauertabelle an. Was können die Fans diesmal erwarten?

Gerade in den letzten zwei Jahren ist nach dem sportlichen Umbruch etwas zusammengewachsen. Wir haben zudem mit das schönste Stadion und eine Mannschaft, die Fußball spielt. Es gibt nicht viele Teams, die so ein Sturmduo haben. Da kann man sich einige Sachen anschauen. Vielleicht gelingt es uns, zu Hause noch einen Tick mehr Punkte zu holen.

Mit Sachsenhausen haben Sie alle großen Hallenturniere in der Region gewonnen. Neben der Meisterschaft fehlt noch der Landespokal in der Sammlung. Was ist in diesem Wettbewerb möglich?

Im Pokal braucht man auch Glück. In Spielen gegen Oberligisten ist etwas machbar, wie wir letztes Jahr gegen Brieselang und Optik Rathenow gezeigt haben. Gegen einen Regionalligisten mitzuhalten, ist schon eine Hausnummer. Wir haben am Sonnabend Perleberg auf dem Programm und müssen erst einmal da unsere Hausaufgaben machen. Wir machen uns keine Gedanken, wer danach kommen könnte. Insgesamt ist die Liga für uns auch wichtiger.

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Aufrufe: 011.8.2017, 10:38 Uhr
MOZ.de / Stefan ZwahrAutor