2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Marian Ograjensek

140 begeisternde und kuriose TuRU-Jahre

Düsseldorfs ältester Fußballverein feiert Geburtstag und holt die Party im nächsten Jahr nach.

Das Coronavirus macht mit seinen Folgen auch nicht vor dem ältesten Düsseldorfer Fußballverein halt. Ende des Monats wollte Turu ihren 140. Geburtstag feiern, hat aber nun alle geplanten Feierlichkeiten erst einmal abgesagt.

„Wir haben alles auf das nächste Jahr verschoben und feiern dann eben den 141. Geburtstag“, sagt Thomas Neubauer, der seit 20 Jahren bei den Heimspielen als Sprecher im Stadion an der Feuerbachstraße fungiert, trotzig.

Die Turn- und Rasensport-Union, abgekürzt Turu, entstand 1919 aus dem Zusammenschluss der Vereine Düsseldorfer FK Union, VfR Düsseldorf und Friedrichstädter TV 1880. Neben den Fußballern gab es die Leichtathletik-, Hockey-, Schwimm- und Gymnastik-Abteilung. Und natürlich die Handballer. Unter dem Namen HSG Turu wurden sie 1989 deutscher Vizemeister und gewann anschließend mit Horst Bredemeier als Trainer gegen Vorwärts Frankfurt/Oder den IHF-Pokal.

Weniger bekannt dürfte sein, dass Turu auch zeitweise über eine Fußballmannschaft der Frauen verfügte, die 1977 sogar in die Landesliga aufstieg. In heutigen Sportvereinen fast undenkbar hatte sich im Oberbilker Klub 1924 eine weitere Abteilung gegründet. Einige sangesfreudige Fußballer schlossen sich zu einem Männergesangverein zusammen, der unter den Namen Apollo-Chor noch heute existiert, und es zu Meisterehren gebracht hat.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich neben dem Handball aber immer mehr der Fußball zum Mittelpunkt der Aktivitäten. Die ursprüngliche Spielstätte der Blau-Weißen war das Stadion an der Oberbilker Allee, nicht weit von der jetzigen Anlage entfernt. Bis zum Zweiten Weltkrieg trug Turu dort (Fassungsvermögen bis 16.000 Zuschauer) ihre Spiele in der Gauliga aus, der damals höchsten deutschen Klasse.

Seit der Spielzeit 2004/05 zählt man ununterbrochen zur höchsten Amateurklasse, der Oberliga Nordrhein. Mit 3600 Zuschauern stammt der Zuschauerrekord an der Feuerbachstraße aus dem damaligen entscheidenden Aufstiegsspiel gegen die Amateure von Rot-Weiß Oberhausen, das mit einem 1:0-Erfolg für Turu endete. Noch weitaus mehr Besucher kamen jahrelang zu den Jugendturnieren an Pfingsten nach Oberbilk. „Dort hatten wir manchmal bis zu 10.000 Zuschauer an einem Tag“, erinnert sich Neubauer.

Unvergessen sind auch die Namen von Fußballern, die mit dem blau-weißen Trikot und dem Logo mit den drei Tauben auf der Brust für Turu gespielt haben. Der spätere Bundesliga- und Nationaltorhüter Fritz Ewert zählt ebenso dazu wie Atli Edvaldsson (isländischer Nationalspieler und Profi bei Fortuna). Ähnlich bekannt waren die früheren Bundesligaspieler Demir Hotic, Frank Benatelli und Frank Zillles als Trainer bei der Turu. Der größte sportliche Erfolg lag allerdings vor deren Zeit, als Turu am Ende der Saison 1924/25 die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft glückte und erst im Viertelfinale an Hertha BSC scheiterte.

40 Jahre später war es die A-Jugend, die für Begeisterung sorgte. „Wir haben durch einen 4:2-Sieg gegen den Meidericher SV die Niederrhein-Meisterschaft gewonnen“, denkt der dreifache Torschütze Norbert Jung zurück. Das Endspiel um die Westdeutsche Meisterschaft ging beim 1. FC Köln vor 7000 Zuschauern dann mit 1:3 verloren.

Für viel positives Aufsehen sorgte Pfarrer Paul-Ludwig Spies. Aus Freude über einen Aufstieg strich der langjährige Präsident des Vereins die Stufen der Treppe zu seiner Kirche St. Antonius am Fürstenplatz in Blau-Weiß. Fast schon skurril mutet die Geschichte der kurzzeitigen Umbenennung der Sportanlage an der Feuerbachstraße in „Heinz-Schneider-Stadion“ an. Nur drei Tage schmückte der Namenszug des langjährigen Vorsitzenden und Sponsors das Eingangstor des Stadions, ehe es auf Geheiß der Stadt mit der Begründung „Das ist eine Bezirkssport-Anlage“ wieder entfernt werden musste.

Amüsantes aus der 140-jährigen Geschichte der Turu findet sich in den Vereinsnachrichten „Der Rasensport“ aus dem Jahre 1926. In einem Aufstiegsspiel gegen Eller damals ging es hoch her. Bis zur Pause hatte es bereits einen Platzverweis gegen Turu und derer drei gegen Eller geben. Ein Kinnhaken gegen einen Turu-Spieler ließ Feldverweis Nummer vier für Eller in Hälfte zwei folgen. Beim Schlusspfiff waren dann nur noch fünf Elleraner dabei. Besonderer Höhepunkt war der letzte vorzeitige Abgang eines Akteurs aus Eller. Der Torhüter verließ radschlagend den Platz.

Aufrufe: 031.5.2020, 18:00 Uhr
RP / Manfred JohannAutor