2024-05-02T16:12:49.858Z

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Aufbruchstimmung beim TSV: Hakan Tutkun, Mehmet Kirazli, Ilkay Candogan und Manni Geyer stellen Weichen.
Aufbruchstimmung beim TSV: Hakan Tutkun, Mehmet Kirazli, Ilkay Candogan und Manni Geyer stellen Weichen. – Foto: TSV

Türkischer SV: Das Fernziel heißt Verbandsliga

Wiesbadener Kreisoberligist sieht sich von der Gesamtstruktur gewappnet +++ Unter Trainer Hakan Tutkun ein Team-Mix mit vielen jungen Spielern +++ Sponsorenpool verleiht Rückendeckung

Wiesbaden. Elf Jahre gehörten die Fußballer des Türkischen SV früher der Verbandsliga an, mischten zeitweise sogar vorne mit, um auch rasante Talfahrten hinzulegen. Das Hoch des 1973 gegründeten Vereins endete schließlich im Jahr 2015 mit der internen Entscheidung, nach dem besiegelten Abstieg den Neustart freiwillig zwei Klassen tiefer anzugehen. Finanzielle Turbulenzen hatten zur Aberkennung der Gemeinnützigkeit geführt, die erst nach mehreren Jahren wiedererlangt wurde. Seitdem spielt der TSV in der Wiesbadener Kreisoberliga – und peilt nun in den kommenden Jahren ambitionierte Ziele an.

Vision in Etappen mit Leben erfüllen

„Doch die Fehler der Vergangenheit werden nicht mehr gemacht“, hakt Manfred Geyer gleich zu Beginn des Gesprächs mit Vereinschef Ilkay Candogan, dem Sportlichen Leiter Mehmet Kirazli und dem neuen Trainer Hakan Tutkun ein. Geyer, über Jahrzehnte hinweg in Wiesbaden als Trainer unterwegs, ist dem Türkischen SV, bei dem er auch Coach war, seit 1990 freundschaftlich sowie in beratender und organisatorischer Hinsicht verbunden. „Wir gehen es Schritt für Schritt an. Das Fernziel ist nach einem Vereinsbeschluss die Verbandsliga“, sagt Geyer. Eine Vision, die praktisch ab sofort mit Leben erfüllt werden soll. Doch allen ist bewusst, dass sich Erfolg nicht auf Knopfdruck einstellt. „Wir haben aus Fehlern gelernt und wollen als Verein auf gesunden Beinen stehen. Alles braucht seine Zeit“, führt Kirazli (32) an, der dem TSV als Spieler, Trainer der Zweiten und nun als Sportlicher Leiter schon viele Jahre angehört. Er weiß noch um die schwierige Phase, als sich Schulden aufgetürmt hatte.

„Verein war so gut wie insolvent“

Der amtierende Vorsitzende Ilkay Candogan bestätigt: „Der Verein war so gut wie insolvent. Die Schulden gegenüber dem Finanzamt und dem Ausstatter beliefen sich auf etwa 30000 Euro.“ Sein Vorgänger Adem Demirbas habe maßgeblich dazu beigetragen, dass Steuererklärungen nachgereicht und die Verbindlichkeiten letztlich abgebaut wurden, streicht der jetzige Vorsitzende heraus.
Mehmet Kirazli nimmt den Faden auf: „Wir haben unser Sponsoren-System auf breite Schultern verteilt. Neben unserem Hauptsponsor können wir uns noch auf viele ‚kleinere‘ Sponsoren verlassen, sodass wir nicht in Not geraten, wenn einer der Sponsoren wegbrechen würde."

Augenmerk auf Jugendarbeit

Ein breit aufgestellter Sponsorenpool, ein breit aufgestellter Kader der ersten Mannschaft und dazu als Unterbau eine 2. Mannschaft mit einem 25 Mann starkem Aufgebot sowie eine A- und eine B-Jugend, womöglich in Spielgemeinschaft eine C-Jugend und Mannschaften bei den Kleinsten im Bambinibereich – mit diesem Gesamtkonstrukt sieht sich der Türkische SV für das Spieljahr 20020/21 gewappnet. Kirazli weiß um die Wichtigkeit der Nachwuchsarbeit und erinnert sich gut daran, dass nach dem Gang in die Kreisoberliga die damals verfügbaren Eigengewächse beim Neuaufbau zur Konsolidierung beigetragen haben. Auch in Zukunft sollen möglichst regelmäßig A-Junioren für die Erste ausgebildet werden.
Mit Blick auf die kommende Runde hat Hakan Tutkun die Kaderplanung forciert. „Das Konzept ist auf mehrere Jahre ausgelegt. Ich setze auf Offensivfußball mit spielerischen Lösungen und ohne lange Bälle. Das beinhaltet ein hohes Maß an Laufarbeit. Dazu brauchen wir Spieler, die in dieses Konzept passen“, erläutert er und kündigt in der Vorbereitung vier, fünf Trainingseinheiten pro Woche an, „plus Spiel“.

Keine Ex-Profis, keine fertigen Spieler - mit Onur Altun weiteren Youngster verpflichtet

Um die erfahrenen Volkan Zer, Berkan Uludag, Ali Bektas ,Ümit Balikci und Caglar Öztürk setzt Tutkun auf junge, ehrgeizige Spieler, die den Altersschnitt auf 23 Jahre absenken. Youngster wie Francesco Pio Nocera (zuletzt VfB Ginsheim II, vormals in der Jugend von Biebrich 02), deren Potenzial er weiter ausreizen will. Mit Stephane Eba-Eba (24) kommt vom SV Presberg ein Spieler, der bei Mainz 05 auf Einsätze in der Junioren-Bundesliga zurückblickt. Mit Florian Prehn (19) stößt ein junger Keeper dazu und mit Onur Altun (20, in der Jugend bei Biebrich 02 und bei Mainz 05 in der Junioren-Bundesliga) aktuell noch ein dynamischer Linksfuß. Beide von Tutkuns letztem Verein, dem Gruppenligisten Türk Gücü Rüsselsheim. Doch dort führte er nur kurz Regie. Prägend war seine Station im A-Jugendbereich bei Biebrich 02 von 2015 bis Ende 2019. Zuvor war der Inhaber der DFB-Elite-Jugendlizenz in der Schmiede des SV Wehen Wiesbaden tätig. Keine Ex-Profis, keine fertigen Spieler – Tutkun will vielmehr ein wirkliches Perspektivteam entwickeln. „Charakter geht vor Talent. Bei mir wird kein Training ausfallen“, setzt er neben dem Fußballerischen auf Willensstärke und stete Trainingsbeteiligung. Während Steuermann Candogan in puncto Aufwandsentschädigungen versichert: „Da wird es keine großen Unterschiede geben. Das ist alles auf einer Linie.“

Pokalhighlight gegen Biebrich 02

Parallel wird das Vereinsheim renoviert und modernisiert. Tutkun wird auch die Möglichkeit haben, Videoanalysen durchzuführen. Sollte die Punktspielrunde tatsächlich im Verlauf des Septembers beginnen, könnte im Vorfeld das Pokalhalbfinale aus der Saison 2019/20 nachgeholt werden. Für den TSV ein echtes Highlight: Er trifft auf der heimischen Niederfeld-Anlage auf Verbandsliga-Klub Biebrich 02, während im zweiten Semifinale die Kreisoberligisten FC Maroc und Spvgg. Sonneberg die Kräfte messen. Beim Türkischen SV sind auf jeden Fall alle bereit, das neue Projekt mit vereinten Kräften anzugehen.

Aufrufe: 026.6.2020, 14:30 Uhr
Stephan NeumannAutor