2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Eines der Lieblingsbilder von Christoph Mix (Mitte). Bei der Aufstiegsfeier 2018 posiert er gemeinsam mit Spielerfrau Anna Lorey und Edelfan Richard Köhler.
Eines der Lieblingsbilder von Christoph Mix (Mitte). Bei der Aufstiegsfeier 2018 posiert er gemeinsam mit Spielerfrau Anna Lorey und Edelfan Richard Köhler. – Foto: Christoph Mix

Ein Mix, der Erfolg verspricht

Die Erfolgsgeschichte des TSV Abtswind ist eng mit der Familie Mix, allen voran Christoph (68), und dem dazugehörigen Betrieb verbunden

Diese Rezeptur ist vergleichsweise simpel, gleichzeitig aber auch wirkungsvoll sondergleichen: Man nehme einen fußballverrückten Mann, den fast schon personifizierten Idealismus, der aber als Unternehmer auch über das nötige Kleingeld für eine Anschubfinanzierung verfügt - und fertig ist der Bayernligist. Ganz so einfach ist es dann doch wieder nicht, aber in der überspitzten Kurzzusammenfassung beschreiben diese Zeilen die Erfolgsgeschichte des TSV Abtswind, der vor 20 Jahren noch in der A-Klasse heimisch war - und nun zu den besten Teams Frankens zählt.

Eng verbunden mit dieser scheinbar ausschließlich positiven Entwicklung ist der Name Christoph Mix. Der 68-Jährige führt zusammen mit seinem Sohn Bernhard in seinem Heimatdorf Abtswind die Kräuter Mix GmbH, ein weit über die Grenzen des Freistaates hinaus bekanntes Kräuter-Unternehmen, das über 450 Mitarbeiter beschäftigt und zuletzt weltweit einen Jahresumsatz von 115 Millionen Euro erwirtschaftet hat. Der umtriebige, scheinbar rastlose Geschäftsmann ist gleichzeitig Gründungsvater des "neuen" TSV Abtswind und eigenen Bezeichnungen zufolge "Fußballmanager" beim aktuellen Bayernligisten.

Um die Person Christoph Mix näher darstellen zu können, muss man etwas weiter ausholen. Mit 18 Jahren trat der Franke in den Familienbetrieb ein und übernahm ihn drei Jahre später mit zehn Mitarbeitern und nur wenig Kapital von seinem früh verstorbenen Vater. In den vergangenen fast fünf Jahrzehnten machte er aus dem kleinen, nur regional bekannten Kräuterhändler ein international agierendes Kräuterunternehmen. Sein Geheimrezept dabei: "Man darf nicht in erster Linie Rekorden hinterherhecheln, sondern muss kontinuierlich gute Leistungen erbringen, womit sich Erfolg auch ohne sinnlose Zielvorgaben einstellt." Hinter diesem Ausspruch steckt aber viel mehr als nur eine bescheidene Aussage. Mix gilt als nimmermüder Arbeiter und Antreiber, dem natürlich auch das Glück zur Seite stand.


Das magische Jahr 1998

Nach einer eher durchwachsenen Karriere als Fußballer auf Kreisebene, natürlich im Trikot des TSV Abtswind, ließ Christoph Mix nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn seine Leidenschaft für das runde Leder lange ruhen - und konzentrierte sich voll und ganz auf die Weiterentwicklung seines Unternehmens. So ganz jedoch konnte er sein Faible für den Heimatverein nicht aus dem Kopf verbannen. Und so kam es, wie es kommen musste. Gemeinsam mit früheren Sportskameraden tat sich der gebürtige Abtswinder 1998 zusammen, um "den TSV mittelfristig in die Kreisliga zu führen."

Die anfängliche Herzensangelegenheit nahm jedoch von Jahr zu Jahr mehr Eigendynamik auf, die den unterfränkischen Verein letztlich in die Bayernliga bringen sollte. Zusammen mit der Führungsriege richtete Christoph Mix den Verein auf das "Abenteuer Kreisliga" aus. Mit Oliver Böhm wurde ein "genialer" Spielertrainer verpflichtet, der mit einer leicht verstärkten Mannschaft auf Anhieb den Sprung in die Kreisklasse schaffte. Mit der darauffolgenden Verpflichtung von Coach Rudi Lottes setzte sich die Erfolgsgeschichte fort. Christoph Mix erinnert sich: "Ich wurde informiert, dass Bayernliga-Spieler zu haben seien. Wir haben dann sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um diese verpflichten zu können." Der Würzburger Vorortverein TSV Gerbrunn spielte seinerzeit in der eingleisigen Bayernliga, musste aber Insolvenz beantragen. Rudi Lottes kannte die Ex-Profis Dirk Dorbath und Velibor Teofilovic und lotste diese, neben einem Torwart, mithilfe von Christoph Mix nach Abtswind, wo sie bei Kräuter Mix eine Arbeitsstelle bekamen.

Als Spieler beim TSV Abtswind kam Christoph Mix (hinten, 2.v.l.) nicht über die Kreisklasse hinaus.
Als Spieler beim TSV Abtswind kam Christoph Mix (hinten, 2.v.l.) nicht über die Kreisklasse hinaus. – Foto: Christoph Mix

Seit 1998 stehen insgesamt sieben Aufstiege und ein Abstieg zu Buche, der im Nachhinein als förderlicher Betriebsunfall abgestempelt werden kann. Aus dem einstigen Dornröschen in der A-Klasse wurde innerhalb von 20 Jahren ein Bayernligist. "Mit dieser Entwicklung hätten wir seinerzeit weder gerechnet, noch davon geträumt", sagt Christoph Mix - und fügt hinzu: "Inzwischen ist die 5. Liga zum harten Alltag, die Erwartungshaltung der Fans aber nicht weniger geworden. Die anfängliche Euphorie ist der Realität gewichen."

Der Unternehmer, der während seiner aktiven Zeit auch vier Jahre Schriftführer war, seit 1998 weitere verschiedenste Posten übernommen hat und nun als "Fußballmanager" agiert, macht auch überhaupt keinen Hehl daraus, dass er im Laufes seines Engagement den Verein immer wieder finanziell unterstützt hat. Dennoch lässt er Vergleiche zu Investoren wie Dieter Mateschitz bei RB Leipzig oder den englischen Modellen erst überhaupt nicht aufkommen. "Solche Unternehmen oder Investoren vermarkten damit ihre Produkte, um Gewinne zu erwirtschaften, während Kräuter Mix mit seiner Industriemarke nur einen beschränkten Nutzen, vornehmlich im Personal-Marketing, erzielen kann. Mein Einsatz gilt dem TSV Abtswind, allen Fans und Freunden des TSV und dem Markt Abtswind."


"Ohne ihn wäre Bayernliga-Fußball nicht vorstellbar"

Neben den Beiträgen für den laufenden Sportbetrieb hat Mix auch bei der Erstellung des Kuntrasenplatzes und des Funktionsgebäudes den Verein geholfen. "Bei Transfergesprächen war ich u.a auch dabei, um menschlich zu überzeugen. Und seitdem Thorsten Götzelmann mit im Boot ist, ziehe ich mich ohnehin etwas mehr zurück aus diesem Bereich - und konzentriere mich auf die Arbeit im Hintergrund sowie Organistorisches."

Worte, die zunächst gewöhnlich klingen und aus PR-technischen Gründen in Zusammenhang mit Investitionen im Sportbereich oft fallen. Worte, die im Falle Christoph Mix aber mit Taten gestützt werden. "Christoph, mit dem ich übrigens noch selbst gespielt habe, hat den TSV Abtswind nicht nur wegen seines Geldes geprägt, sondern vor allem als Mensch. Er ist immer nett, hilfsbereit und in Sachen Organisation sehr engagiert. Ohne ihn wäre hier Bayernliga-Fußball nicht vorstellbar", erzählt TSV-Abteilungsleiter Gerhard Klotsch. Und auch die Tatsache, dass Mix inzwischen viele Mitglieder seiner Familie im Dienste "seines" Vereins eingespannt hat, verdeutlicht, dass der Fünftligist mehr ist als nur ein Verein für den 68-Jährigen.

"Fußballmanager" Christoph Mix inmitten seiner Abtswinder Jungs beim alljährlichen Weinfest im Kräuterdorf.
"Fußballmanager" Christoph Mix inmitten seiner Abtswinder Jungs beim alljährlichen Weinfest im Kräuterdorf. – Foto: Christoph Mix

Von der A-Klasse in die Bayernliga - eine Geschichte, die sowohl für positive als auch für negative Schlagzeilen gesorgt hat. Vor allem in den Anfangsjahren seines Engagements musste Christoph Mix eigenen Aussagen zufolge oft böse Kommentare wie "Söldnerverein" oder "Millionäre" hinnehmen. "Logisch, vom einstigen Dorfverein ist nicht mehr viel übriggeblieben", erklärt Mix. "Wir haben aber immer darauf geachtet, bodenständig zu bleiben, was auch unser Umfeld zunehmend mehr als wichtigen Bestandteil der Fußballregion erkennt. Zum Beispiel wird unser neues Kunstrasenspielfeld mit Funktionsgebäude inzwischen regelmäßig von allen Jugendmannschaften der Spielgemeinschaften aus neun umliegenden Vereinen mit großer Begeisterung genutzt.“

Ist dem tatsächlich so? Wie beurteilen Außenstehende die Erfolgsgeschichte TSV Abtswind? Wenn jemand diese Fragen fundiert beantworten kann, dann die Mitglieder des Lokalrivalen TSV/DJK Wiesentheid, der lange Jahre ligenmäßig vor Abtswind angesiedelt war - inzwischen aber deutlich im Schatten des Bayernligisten agiert. Dessen sportlicher Leiter Thomas Weigand erzählt: "Neid besteht keiner, da beide Vereine unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Wir haben ingesamt ein gutes Verhältnis zum TSV Abtswind, arbeiten unter anderem in der Jugend innerhalb einer Spielgemeinschaft zusammen."


"Träumen ist erlaubt, aber..."

Sätze, die in Christop Mix' Ohren klingen wie Musik. Wer wird nicht gerne gelobt für etwas, was er gut macht? Der 68-Jährige ist aber keiner, der sich auf seinen Erfolg ausruht, das betont er im FuPa-Gespräch mehrmals. "Träumen ist zwar erlaubt, harte Arbeit ist aber wichtiger. Es gilt nun, den Status quo zu halten, worauf wir uns konzentrieren müssen." Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Mit seinen Worten beschreibt sich der Unternehmer und Fußballmanager wohl selbst am besten. Die Rezeptur ist einfach stimmig.

Aufrufe: 020.2.2020, 16:45 Uhr
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