2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
– Foto: Toni Jäger

Stefan Meyer: "Ein Kavalier verlässt seine Dame nicht"

Der 32 Jahre alte Schlussmann spricht im Interview über mögliche Wechsel und seine Verbundenheit zum TSV Zarpen.

Die Interview-Serie in Schleswig-Holstein mit Torjägern, katzenartigen Schnappern, verrückten Typen und bekannten Gesichtern der Fußball-Kreise geht weiter. Heute erklärt Stefan Meyer vom TSV Zarpen, unter welchen Umständen er bei einem Angebot doch noch schwach werden könnte und welche Bilder unter Verschluss bleiben.

Hier die Frage von Gregor Rath, der dich nominiert hat: Warum bist du eigentlich nie gewechselt?
Als ich noch jung und dynamisch gewesen bin, hat es zwar die ein oder andere Anfrage eines Vereins gegeben und Wechselgedanken waren auch mal da, aber der TSV ist einfach meine Heimat. Das ist mein Team, mein Verein. Das Herz hat immer pro Zarpen entschieden. Sportliche Erfolge und Aufstiege waren und sind nicht mein Antrieb. Das Team stand immer an erster Stelle und (so habe ich es zumindest empfunden 🙂) hat mich zu Zeiten eines möglichen Wechsels gebraucht. Und wie Alessandro Del Piero mal sagte: Ein Kavalier verlässt seine Dame nicht. Wobei ich für eine Saison Altherren mit Gregor Rath zusammen schwach werden könnte.

Bei welchem Verein hattest Du Deine schönste Zeit?
Seit über 25 Jahren beim TSV Zarpen.

Gibt es ein Spiel, das Du nie vergessen wirst?
Leider gibt es einige Spiele, die ich auf Grund negativer Ereignisse wohl nie vergessen werden, aber man erinnert sich ja lieber an die schönen Momente zurück: unser Kreispokal-Halbfinale im November 2018 gegen den Barfelder SV. Als Außenseiter haben wir das Spiel bei starkem Nebel mit 1:0 gewonnen und sind zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in das Kreispokal-Finale eingezogen. Eine richtig geile Pokalschlacht. Ich hatte einen Sahne-Tag und konnte jede Eins-gegen-Eins-Situation für mich entscheiden. Der Fußballgott war an diesem Abend einfach auf unserer Seite. Als der Ball wenige Minuten vor Ende des Spiels dann an den Pfosten klatsche, wusste ich, dass Ding holen wir uns. Da waren viele Emotionen drin und nach dem Abpfiff gab es dann kein Halten mehr.

Die beste Mannschaftsparty, die du je erlebt hast?
Die besten Partys sind eigentlich die, an die man sich nicht mehr erinnern kann! In jüngeren Jahren war das Leistungspensum auch am Tresen deutlich höher, daher geht es bei mir heute etwas ruhiger zu. Aber in Erinnerung geblieben ist mir eine Party aus A-Jugend-Zeiten. Wir hatten für unseren damaligen Trainer ein Abschiedsspiel mit anschließender Feier im Vereinsheim organisiert. Alles was Rang und Namen hatte, war da. Vereinslegenden, soweit das Auge reicht. Die Bilder der Feier sind heute noch unter Verschluss und bleiben es wohl besser auch!

– Foto: Toni Jäger


Wer ist/war der beste Kicker, mit dem du jemals zusammen gespielt hast und warum?
Hier nur einen zu nennen ist schwierig und wird vielen überragenden Kickern nicht gerecht. Der beste Verteidiger war meine Nummer 2 Jan "Stork" Storm. Ich habe mit ihm die TSV-Jugend durchlaufen und dann viele Jahre gemeinsam im Herrenbereich gespielt. Ein beinharter Abwehrspieler mit dem Herz am rechten Fleck. Seine Tore (im Schnitt ein Tor alle fünf Jahre) wurden zurecht gefeiert wie Meisterschaften. Der beste Mittelfeldspieler war Christoph "Ede" Edler. Ich habe es geliebt ihm beim Spielen zuzusehen. Überragendes Passspiel, tolle Ausstrahlung auf dem Platz. Einer der letzten echten 10er! Der beste Stürmer, mit dem ich zusammenspielen durfte, war Jan (Grebien) Lehmkuhl. Der hatte Technik wie kein Zweiter. Auf einem Kronkorken drei Gegner ausgetanzt und den Ball ins Netz gestreichelt. Eine Augenweide.

Was ist deine größte Schwäche auf dem Fußballplatz?
Was fußballerische Qualitäten angeht ist die Strafraum-Beherrschung verbesserungswürdig. Ich mag es lieber, wenn die Bälle flach in Richtung Strafraum kommen 🙂. Ansonsten rutscht mir hin und wieder etwas zu schnell ein Kommentar zu Schiedsrichter-Entscheidungen raus. Ganz abgestellt bekomme ich das wohl nicht mehr, aber ich arbeite weiter an mir.

Was nervt dich am Amateurfußball?

Man darf nicht vergessen, dass auch in den Verbänden eine Vielzahl an ehrenamtlichen Menschen tätig ist, welche Ihre Zeit dem Amateurfussball widmen. Das verdient in erster Linie Respekt und Anerkennung. Es gibt aber natürlich auch Dinge, die man selbst nicht so richtig gut nachvollziehen kann. Zum Beispiel die Gestaltung der Spielpläne in den unteren Klassen. Da werden Spieltage bis weit in den Dezember angesetzt und für Februar erste Nachholspiele. Dabei weiß man seit vielen Jahren, dass das auf Grund der Witterung und den damit verbundenen Platzverhältnissen kaum Spiele möglich sind. Aber eine Lösung für das Problem habe ich jetzt auch nicht in der Schublade. Ansonsten stört es mich, dass einige Spieler, Trainer und Funktionäre in den Kreisligen und Kreisklasse denken, wir spielen alle in der Champions-League. Wir wollen Amateurfussball spielen. Mit allem was dazu gehört. Da muss man seine Ansprüche und Erwartungen einfach auch der Realität anpassen. Der Spielbetrieb wird vom Ehrenamt getragen. Da läuft nun mal nicht alles so geschmeidig wie bei den Profis.

Das größte Feierbiest in eurem Kader?
Jonas "Schimmel" Bank. Hat immer gute Laune und bietet auch durch seine kreative Garderobe optisch immer was zum Lachen. Er ist der König der Tanzfläche (nach Carsten und Tobi) und hat immer ein Not-Bier griffbereit. Eine sichere Bank für jede Party!

Wer zahlt bei euch die meisten Strafen und warum?
Da tun wir uns alle nichts würde ich sagen. Hier mal zu spät gewesen und da mal eine Strafkiste. Eine weiße Weste hat glaube ich keiner mehr. Der Klassiker ist trinken, bevor die Kiste angesagt wurde. Das hat schon einige das Taschengeld gekostet.

Was ist euer aktueller Trainer für ein Typ - eher Pep Guardiola, Werner Lorant oder Felix Magath? Oder ist er ganz anders?
Unser Trainer Team um Torsten "Todder" Hardt, Torge Wolgast und Silvio Wilinski deckt ein breites Feld an Qualitäten ab. Torge kommt, wie schon als Spieler, über Motivation, Einsatz und Wille. Außerdem schätze ich seine Fähigkeit das Spiel zu lesen. Er erkennt schnell, wie wir unsere vorhandenen Mittel auf dem Platz am besten einsetzen können. Wenn man ihn in eine Trainer-Schublade stecken müsste, dann in die Jürgen Klopp/Steffen Baumgart Abteilung. "Todder" könnte man als Mix aus Pep & Kloppo beschreiben. Sehr gute Spiel- und Trainingsvorbereitung, top organisiert und ein Menschenfänger im positiven Sinne. Ich habe bisher keinen Trainer erlebt, dem es so gut gelingt für jeden Spielertyp die passende Ansprache zu finden. Ein absoluter Glücksfall für unsere Mannschaft. Das Team komplettiert die gute Seele, der Mann im Hintergrund - unser Co-Trainer Silvio. Er hat ein sehr hohes Standing im Team und wird besonders durch seine ruhige und zuverlässige Art geschätzt.

Welche ist die schönste und welche die schlechteste Sportanlage bei euch im Kreis?
Bei uns im Otto-Dechert-Stadion mit unserer Holztribüne sollte man mal gewesen sein. Das ist Amateurfußball-Feeling pur. Ansonsten gefällt mir persönlich die Anlage beim SSV Großensee. Nicht spektakulär, aber mir gefällt die Atmosphäre. Auch wenn ich dort jetzt schon ein paar Jahre leider nicht mehr aufgelaufen bin. Als schlecht möchte ich keine Anlage bezeichnen, denn jeder Verein macht aus den vorhandenen Gegebenheiten das Bestmögliche. Auf den Sportplatz bezogen habe ich beim SV Meddewade leichte Bauchschmerzen. Durch die geringe Breite hat man da als Torhüter bei jedem Einwurf ordentlich Programm.

Aufrufe: 08.2.2021, 07:33 Uhr
redAutor