2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der Toptor­jäger der Weilimdorfer, Manuel Fischer, fehlt beim Finale um die deutsche Meisterschaft. Foto: Archiv Schneider
Der Toptor­jäger der Weilimdorfer, Manuel Fischer, fehlt beim Finale um die deutsche Meisterschaft. Foto: Archiv Schneider

TSV Weilimdorf im Futsal-Fieber

Die Stuttgarter stehen im Finale um die deutsche Meisterschaft gegen die Hamburg Panthers

Manuel Fischer hat seinen Wechsel zum Futsal-Team des TSV Weilimdorf nicht bereut. Der ehemalige Profi ist sich sicher: Die Hallenfußballvariante wirkt sich positiv auf die Entwicklung fußballspezifischer Fertigkeiten aus – aus mehreren Gründen.

Manuel Fischer ist ein wenig traurig. Der ehemalige Profifußballer des VfB Stuttgart und der Stuttgarter Kickers muss passen. Sein Innen- und Außenbandriss im Knöchel lässt keinen Einsatz zu. „Die Schwellung ist brutal, ein Einsatz ergibt keinen Sinn“, sagt der 29-Jährige. Der TSV Weil­imdorf muss also ohne seinen Toptor­jäger (29 Treffer in 18 Regionalliga-Spielen) versuchen, den deutschen Meistertitel im Futsal nach Stuttgart zu holen. Wie die Chancen gegen die Hamburg Panthers stehen? „Fifty-fifty“, schätzt Fischer, „die Tagesform wird entscheiden.“

Seit 1989 ist Futsal vom Fußball-Weltverband offiziell anerkannte Variante des Hallenfußballs. Und wenn der Stürmer darüber spricht, könnte man meinen, er sei Botschafter dieser Sportart. „Ich kann nur jedem jungen Fußballer empfehlen, Futsal zu spielen“, sagt er. Die Begründung dafür liefert er ungefragt blitzschnell hinterher: „Futsal fördert das Spielverständnis, das Passspiel, das Eins-gegen-eins.“ Die Kernkompetenzen, die auf dem Großfeld in der freien Natur gebraucht werden, würden beim Futsal weiterentwickelt. Fischer: „Ich halte nichts davon, wenn der Ball gegen die Bande gedonnert wird und alle hinterherrennen. Zumal das Verletzungsrisiko mit Bande größer ist.“

TSV will Gründungsmitglied einer Bundesliga sein

Futsal ist Budenzauber ohne Bande. Da der Ball kleiner und sprungreduziert ist, landet das Spielgerät dennoch nicht ständig im Aus. Außerdem fördert das Vier-gegen-vier plus je ein Keeper auf Handballtore die Handlungsschnelligkeit, Kombinationen und die technischen Fähigkeiten. Es geht dauernd hin und her, das Angriffsspiel wird forciert. Die englische Trainerlegende ­Ar­sène Wenger hat das einmal wie folgt ausgedrückt: „Futsal fordert vom Spieler konstant das Treffen von Entscheidungen. Bei jeder Aktion gibt es Dutzende Optionen, das Gehirn arbeitet wie ein Computer.“ Nationalspieler Julian Weigl wurde von Scouts beim Futsal entdeckt. Bayerns Thiago oder der ehemalige VfB-Profi Cacau spielten früher häufig Futsal – genauso wie Weltstar Lionel Messi, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont: „Futsal hat mir in meiner Entwicklung geholfen.“ Selbst die lebende Legende Pelé outete sich als Fan: „Beim Futsal muss man schnell denken und spielen können. Das macht es leichter, wenn man zum Fußball wechselt.“

Michael Bachmann hört solche Töne gerne. Der Spielleiter des TSV Weilimdorf ist so etwas wie die treibende Kraft in Sachen Futsal bei den Nord-Stuttgartern. Wie er vom Futsal-Virus infizierte wurde? „2014 habe ich das Spiel NAFI Stuttgart gegen Holzpfosten Schwerte angeschaut und war vollkommen fasziniert“, erinnert er sich. Bachmann gründete ein Team. Es begann in der Württembergliga. Seit vier Jahren spielt der TSV in einer der fünf Regionalligen, der höchsten Spielklasse in Deutschland. Von der Saison 2021/22 an soll es eine Bundesliga geben. Für Bachmann steht fest: „Wir wollen mit dem TSV Weilimdorf eines der Gründungsmitglieder werden.“

Weilimdorf rechnet mit ausverkaufter Scharrena

Der Verein hat sich ständig weiterentwickelt. Um sich noch mehr zu professionalisieren und häufiger trainieren zu können, gab es vor den Play-offs sogar einen Trainerwechsel: Tomislav Bevanda kam für Alen Lalic. Auch für den Coach steht fest: „Futsal wirkt sich positiv auf die Entwicklung von fußballspezifischen Fertigkeiten aus.“

Damit kein falscher Verdacht aufkommt: Den Futsal-Befürwortern geht es nicht um eine Revolution: „Futsal wird immer der kleine Bruder bleiben. Futsal stellt keine Konkurrenz zum großen Fußball dar“, sagt auch Fischer. Aber Futsal macht Spaß – und ist auch massentauglich. Bei der EM 2016, die Spanien zum siebten Mal gewann, strömten fünfmal über 12 000 Zuschauer in die Arena in Serbiens Hauptstadt Belgrad.
Davon kann Deutschland nur träumen. Dennoch rechnet der TSV Weilimdorf an diesem Samstag (18 Uhr) im Endspiel um die deutsche Meisterschaft gegen die Hamburg Panthers mit einer ausverkauften Scharrena. 2250 Zuschauer passen rein (Ticket-Hotline 01 80 / 6 05 04 00). „Bei uns grassiert das Futsal-Fieber“, sagt Michael Bachmann.

Und Manuel Fischer? Der ist traurig, dass er bei diesem Höhepunkt nicht dabei sein kann. Kleiner Trost: Er muss sich nicht auf der Tribüne darüber ärgern. Sein Kumpel und früherer Mitspieler Tobias Rühle (künftig KFC Uerdingen) heiratet in Heidenheim – und Fischer ist eingeladen.



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Aufrufe: 06.6.2019, 10:06 Uhr
Stuttgarter Nachrichten / Jürgen FreyAutor