2024-05-02T16:12:49.858Z

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F: Thomas Rinke
F: Thomas Rinke

Spielausfälle bestimmen das Bild - mal wieder

Wer entscheidet über Spielabsagen? - Welche Folgen haben die Ausfälle? - Wie könnte das Problem gelöst werden: Ein Vorschlag

Seit Wochen bestimmt das Thema „Spielausfälle“ mal wieder die Gespräche im Amateurfußballbereich. Ab Ende Oktober geht aufgrund der Witterung fast kein Spieltag mehr planungsgemäß über die Bühne. Wir haben uns daher mal angeschaut, wer überhaupt über eine Spielabsage entscheidet, wie die Lage in der Region Osnabrück ist, welche Folgen die Spielausfälle haben und uns an einer Problemlösung probiert:

Wer entscheidet, wann ein Spiel aufgrund des Wetters nicht stattfinden kann?

In der Spielordnung des Niedersächsischen Fußballverband ist unter §28 folgendes vermerkt: „Sollte bei Pflichtspielen der Platz witterungsbedingt oder aus anderen Gründen auf Anordnung des Eigentümers bzw. des zur Anordnung Berechtigten nicht benutzbar sein oder voraussichtlich nicht benutzbar werden, so steht dem Platzverein das Recht zu, das Spiel unter Angabe der Gründe so früh wie möglich, spätestens bis zum Zeitpunkt des Spielbeginns abzusagen.“ Bei einer Absage sind zudem der Gegner, Schiedsrichter, Staffelleiter und Schiedsrichter-Ansetzer unverzüglich zu informieren.

Außerdem sieht die Spielordnung vor, dass der Grund von einer Person Spielausschusses oder einer anderen neutralen Verbandsperson geprüft werden kann. In Zweifelsfällen kann die Entscheidung des Vereins, das Spiel abzusagen, also überprüft werden. Wird dann festgestellt, dass das Spiel zu Unrecht abgesagt wurde, droht dem Heimverein eine Geldstrafe und Punktabzug. Das abgesagt Spiel würde trotzdem wieder neu angesetzt werden (außer Pokalspiele und die letzten beiden Spieltage einer Saison).

Entscheidet der Heimverein, dass das Spiel trotz extremer Witterung durchgeführt werden kann, obliegt es immer noch dem Schiedsrichter, ob er das Spiel anpfeift. Der Unparteiische kann das Spiel außerdem jederzeit wegen Unbespielbarkeit des Platzes abbrechen.

Wie stellt sich die Lage der Spielausfälle in der Region Osnabrück da?

In der Bezirksliga fielen bisher 14 Spiele aus, in der Stadt Osnabrück 52 Spiele, im Nordkreis 118 Spiele (doppelt so viele Mannschaft wie in der Stadt) und im Südkreis, der nahezu flächendeckend über Kunstrasenplätze verfügt, 37 Spiele. Dass sich die Anzahl in den nächsten beiden Wochen noch erhöht, dürfte angesichts des anhaltenden Regens sicher sein. Eine geringfügige Anzahl an Absagen lässt sich natürlich auf andere Gründe als schlechtes Wetter zurückführen, dennoch zeigen die Zahlen deutlich wie der Spielbetrieb durch eine Vielzahl von Ausfällen durcheinander gewirbelt wird.

Das führt dazu, dass in fast allen Ligen das Tabellenbild mittlerweile sehr verzerrt ist. In der Bezirksliga stehen mit Wallenhorst und Belm zwei Mannschaften oben, die bisher alle 15 Spiele absolviert haben. Demgegenüber steht beispielsweise der SC Quakenbrück, der erst auf 11 Spiele kommt und allein durch die Nachholspiele an die Spitze springen könnte. In der Kreisliga Nord hat Tabellenführer Merzen 14 Spiele absolviert, die Aufsteiger Fürstenau aber erst 10. Ähnlich sieht es in der Kreisliga Stadt aus.

Welche Folgen haben die ganzen Spielausfälle?

Aus den Spielausfällen den Rückschluss zu ziehen, die Spitzenreiter der Ligen stehen nur oben in der Tabelle, weil sie noch nicht von Absagen betroffen waren, wird weder der Leistung der Teams gerecht noch lässt es sich wirklich überprüfen, da nicht garantiert ist, dass die Verfolgerteams die abgesagten Spiele definitiv gewonnen hätte.

Dennoch blicken die Teams mit vielen Nachholspielen in der Rückserie natürlich anstrengenden Wochen entgegen. Die sogenannten „Englischen Wochen“ werden ab April zum Standard, zumal auch noch Pokalspiele in dieser Zeit anstehen. Doppelspieltage an Ostern oder Himmelfahrt können viele Trainer schon einplanen.

Die vielen Spiele unter der Woche führen zudem nicht nur zu einer deutlichen Mehrbelastung in körperlicher Hinsicht, auch zeitlich werden viele Amateurfußballer wieder unter Druck geraten, denn gerade Spiele mit weiten Auswärtsfahrten auf einem Dienstag- oder Mittwochabend lassen sich teilweise nur schwer mit dem Beruf vereinbaren.

Welche Lösungen könnte es geben?

Es wird wohl kaum nahezu regenfreie Herbst- und Wintermonate geben – das Wetter lässt sich halt nicht beeinflussen. Auf absehbare Zeit werden auch nur die wenigstens Vereine einen Kunstrasenplatz bekommen. Für die Spielausfälle in der Stadt ist das letzte Wochenende im Februar – also eine Woche vor Saisonstart – als Nachholspieltag eingeplant. Zudem wurden in fast allen Ligen viele Spiele am Wochenende vom 9./10. Dezember neu angesetzt. Der Sinn hinter dieser Planung darf zumindest hinterfragt werden, immerhin werden Plätze die Ende Oktober nicht bespielbar waren, wohl kaum im Dezember in einem besseren Zustand sein.

Immer wieder wird daher diskutiert, im Amateurbereich die Winterpause zu verlängern und im Sommer nur eine kurze Pause zu machen. „Das ist für mich kein Thema. Alle wollen mal in den Urlaub. Ich muss als Trainer ausreichend Vorbereitungszeit haben, um unter anderem neue Spieler zu integrieren“, meinte Quakenbrück-Trainer Dirk Siemund vor wenigen Wochen. Zudem verwies er darauf, dass sich auch die unterste Liga, den höchsten Spielklasse anpassen muss.

Eine mögliche Lösung:

Eine massive Verkürzung der Sommerpause ist nicht realistisch. Neben den Argumenten von Siemund sollte bedacht werden, dass in der Sommerpause die Plätze gepflegt werden müssen. An eine geringe Verschiebung des Spielplans sollte dennoch gedacht werden. Warum nicht eine Woche eher anfangen und eine Woche länger Spielen und die Winterpause zumindest um zwei verlängern?

Zusätzlich zu dieser moderaten Abweichung könnten zu Saisonbeginn im August ein oder zwei Englische Wochen gespielt werden: Es ist noch lange hell, die Mannschaften kommen aus der Vorbereitung und die Spiele unter der Woche würden so etwas verteilt werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Tabelle wäre nicht so verzerrt, die Rückserie wäre nicht so aufgebläht und im Sommer verirren sich auch mehr Zuschauer auf die Sportplätze als bei nasskaltem Herbstwetter.

Aufrufe: 022.11.2017, 14:29 Uhr
Lennart Albers / FuPa.netAutor