2024-05-16T14:13:28.083Z

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Nach seiner Zeit als Co-Trainer beim VfB Stuttgart übernimmt Halil Altintop nun erstmals alleinverantwortlich ein Team. Ab sofort coacht der Ex-Profi den Bayernligisten TSV Schwaben Augsburg.
Nach seiner Zeit als Co-Trainer beim VfB Stuttgart übernimmt Halil Altintop nun erstmals alleinverantwortlich ein Team. Ab sofort coacht der Ex-Profi den Bayernligisten TSV Schwaben Augsburg. – Foto: Pressefoto Eibner

Halil Altintop soll den TSV Schwaben retten

Ex-Profi übernimmt den in akuter Abstiegsgefahr schwebenden Augsburger Bayernligisten

Überraschungscoup bei den Bayernliga-Fußballern des TSV Schwaben: Halil Altintop ist neuer Trainer des abstiegsbedrohten Fünftligisten. Altintop, 36, tritt damit die Nachfolge von Markus Deibler an, der am Wochenende nach der 0:6-Niederlage beim TSV Landsberg entlassen wurde.

„Für uns Schwaben ist das eine richtig geile Sache“, freute sich Schwaben-Abteilungsleiter Jürgen Reitmeier. Er hatte schon vor der Saison mehrere ausführliche Gespräche mit Altintop geführt, doch zu einer Zusammenarbeit kam es nicht. Reitmeier setzte danach auf die Karte Markus Deibler. „Markus war nicht der Lückenbüßer, er war dann zu diesem Zeitpunkt genau der Richtige“, erklärt Reitmeier.

Allerdings halfen die Kontakte zu Altintop jetzt bei der schnellen Verpflichtung. Reitmeier: „Wir hatten keinen Plan B, das möchte ich betonen, aber wir mussten jetzt mit Halil keine grundsätzlichen Themen mehr diskutieren, darum ging es jetzt relativ schnell.“

Am Dienstagvormittag wurde das Engagement, das vorerst bis zu Saisonende dauern soll, per Handschlag besiegelt, der Arbeitsvertrag folgt. „Normalerweise kann sich Schwaben so einen Mann, mit solch einer Reputation, nicht leisten, aber Halil ist uns sehr weit entgegengekommen.“ Reitmeier schwärmt vom Charakter des Ex-Profis: „Es ist beeindruckend wie bescheiden und mit was für einer Demut er auftritt.“

Altintop stand beim FCA von Juli 2013 bis Juli 2017 unter Vertrag und absolvierte 115 Bundesligaspiele (20 Tore) für die Augsburger. Vom FCA war der Mittelfeldspieler zu Slavia Prag gewechselt, ehe er im Juli 2018 seine aktive Karriere beim 1. FC Kaiserslautern nach dem Zweitliga-Abstieg beendete.

Zuletzt hatte ihn Markus Weinzierl, Altintop hatte unter ihn drei Jahre beim FCA gespielt, im November 2018 als Trainer für „individuelle Maßnahmen“ zum VfB Stuttgart geholt. Altintop war unter anderem für die Analyse von Standards zuständig. Doch auch er konnte die Talfahrt des VfB nicht aufhalten. Ausgerechnet nach der 0:6-Niederlage beim FC Augsburg im April 2019 wurde Chef-Trainer Markus Weinzierl und sein Trainerteam, darunter auch Altintop freigestellt.

Der gebürtige Gelsenkirchener Altintop hatte wie sein Zwillingsbruder Hamit, der unter anderem für den FC Bayern München spielte, seine Karriere bei der SG Wattenscheid 09 begonnen. Am 9. August 2003, er war von Wattenscheid zum 1. FC Kaiserslautern gewechselt, bestritt Halil Altintop beim 2:1-Auswärtssieg in Köln sein erstes Bundesligaspiel. Es war der Beginn einer Profi-Karriere, die ihn in 15 Jahren über Schalke, Eintracht Frankfurt, Trabzonspor, Augsburg und Prag wieder zurück in die Pfalz führte. 351 Bundesligaspiele hat Altintop bestritten, 38 Länderspiele für die Türkei absolviert, 13 Champions-League-Partien für Schalke und Trabzonspor absolviert. Überall waren seine Fähigkeiten, sein gutes Auge, Ruhe am Ball, Spielübersicht gefragt gewesen. Doch zuletzt in Prag und auf dem Betzenberg war er nur noch Kurzarbeiter, was seinen eigenen Ansprüchen nicht genügte.

Dass er mit seiner Art Fußball zu spielen in der Welt der rasenden Umschaltathleten, der aggressiven Dauer-Presser und -Sprinter immer mehr an den Rand gedrängt wurde, fühlte Altintop schon im Sommer 2017 bei den Vertragsverhandlungen mit dem FCA. Ihm, der das erste Europapokal-Tor in der FCA-Historie in Bilbao erzielt hatte; ihm, der wenige Wochen zuvor dem FCA im Abstiegskampf nicht nur mit drei wichtigen Treffern und zwei Vorlagen, sondern auch mit seinen Führungsqualitäten vor dem Abstieg gerettet hatte, bot man einen Ein-Jahres-Vertrag an. Seine Rolle wäre mehr die des „Elder Statesman“ gewesen. Das war ihm zu wenig.

Dennoch blieb Augsburg für ihn, seine Frau Laura und seinen drei Kinder, Lebensmittelpunkt. Er wohnt in Göggingen, besitzt hier einige Immobilien. Altintop absolviert gerade den Lehrgang zur A-Lizenz, der letzten Stufe vor dem Fußball-Lehrer, der Voraussetzung ist, um im Profibereich als Trainer aktiv zu sein. Jetzt tritt er beim TSV Schwaben seine erste Stelle als verantwortlicher Trainer an. Eine schwierige Mission. Der TSV Schwaben steht in der Bayernliga Süd mit nur sieben Punkten aus zwölf Spielen und einem desaströsen Torverhältnis von 12:32 am Tabellenende.

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Aufrufe: 024.9.2019, 14:57 Uhr
Augsburger Allgemeine / Robert GötzAutor