2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Zu seiner Zeit beim FCK sagt Etienne Portmann: "Ich habe jeden Tag Fußball gespielt, mit Profis, die Bundesligaspiele auf dem Buckel haben, trainiert. Da lernt man enorm viel."
Zu seiner Zeit beim FCK sagt Etienne Portmann: "Ich habe jeden Tag Fußball gespielt, mit Profis, die Bundesligaspiele auf dem Buckel haben, trainiert. Da lernt man enorm viel." – Foto: Marlene Schulz

"Profi-Leben ist nichts für mich"

Schott-Neuzugänge im Doppelinterview: Im zweiten Teil spricht Etienne Portmann über seine Rückkehr nach Mainz, die harte Schule beim FCK und seine Ziele mit dem TSV

Mainz. Einer steigt auf, einer steigt ab, zumindest der Liga nach. Aber für beide, Etienne Portmann und Silas Schwarz, fühlt sich der Wechsel zum TSV Schott Mainz als Schritt nach vorne an. Die beiden 22-Jährigen setzen nach ihren Abenteuern im Profifußball – Schwarz als Kadermitglied mit einem Drittliga-Kurzeinsatz bei Waldhof Mannheim, Portmann bei der U23 des 1. FC Kaiserslautern – auf ein Berufsleben abseits des Fußballfelds. Und haben sportlich mit dem TSV eine Menge vor, wie sie im Interview erzählen.

FuPa: Etienne, der Handyempfang könnte besser sein. Wo bist Du?

Etienne Portman: Daheim in Vendersheim, aber nicht mehr lang. Nächsten Monat ziehe ich zusammen mit meiner Freundin nach Mainz, an den Gartenfeldplatz.

Hast Du nach einem Jahr volle Konzentration auf den Fußball schon einen neuen Job?

Nein, noch nicht, aber die ersten Bewerbungen sind raus. Das war auch ein wichtiger Punkt bei meinem Wechsel, dass Schott abends trainiert. Tagsüber arbeiten, abends trainieren, das hat jetzt wieder Priorität.

Was sprach sonst noch für den TSV?

Der geile Fußball, den die Mannschaft spielt. Auch bei den Spielen von Schott gegen uns hat mich die Spielweise beeindruckt. Und die Regionalliga, das wird eine absolut geile Saison mit richtig namhaften Vereinen. Und ich kenne viele Spieler aus meinem bisherigen Fußballerleben.

Zu wem bestehen die engsten Verbindungen?

Mein bester Freund dort ist Jost Mairose, der Kontakt ist über die Jahre nie abgerissen. Wir wollten immer schon zusammenspielen, haben ein ähnliches Verständnis vom Fußball. Jetzt hat es endlich geklappt.

Wie bewertest Du die Zeit beim FCK? Hans-Werner Moser und Dein vorheriger Marienborner Trainer Ali Cakici sind ja schon unterschiedliche Typen...

Mit Ali, in Marienborn, ist das Verhältnis sehr familiär. Hans-Werner Moser war auch ein Riesen-Trainer, und sein autoritärer Führungsstil war für mich eine ganz neue Erfahrung. Er weiß genau, mit wem er wie umzugehen hat, ob mit einem 18-jährigen Neuzugang oder einem Spieler, der von den Profis runter kommt.

Zwölf Einsätze, zwei Spiele in der Startelf, keines über 90 Minuten – wie bewertest Du Deine Bilanz und Deine Rückkehr nach Mainz?

Ich finde überhaupt nicht, dass ich gescheitert bin. Ich habe diese Saison jeden Tag Fußball gespielt, mit Profis, die Bundesligaspiele auf dem Buckel haben, trainiert. Da lernt man enorm viel.

Hattest Du Dein eines Spiel, in dem Du mit FCK-Wappen auf der Brust auf dem Betzenberg aufgelaufen bist?

Ja! Das Spiel gegen Wormatia Worms, da stand ich zum ersten Mal in der Startelf. Die Spiele gegen die Klubs, die viele Fans mitbringen, sollten im Stadion stattfinden, aber durch Corona gab es nur das Spiel gegen Worms. Es hat genau gepasst!

Konntest Du die Zeit insgesamt genießen oder haben doch Druck und Anspannung dominiert?

Ich konnte es auf jeden Fall genießen, auch weil man so viel Zeit hat. Dieses Fußballerleben ist allerdings nichts für mich. Wir haben am Tag zwei oder vier Stunden trainieren, bei mir kam noch die An- und Abreise hinzu. Aber was macht man mit dem Rest des Tages? Ich habe mich unproduktiv gefühlt. Ich spiele auch gern Playstation, aber nicht den ganzen Tag! Am Anfang, als ich aus dem normalen Berufsleben raus war, wusste ich das sehr zu schätzen. Aber mit der Zeit hat es mich gestört. Außerdem spiele ich auch gern mit älteren Spielern zusammen, die sich nicht immer beweisen wollen.

Was hast Du Dir vorgenommen?

So viele Spiele wie möglich machen. Ich freue mich so sehr wieder auf die kleinen Momente im Fußball, enge Situationen zu lösen, schöne Angriffe aufzuziehen, den Ball gut zu treffen. Es ist gut, dass Schott eine Außenseiterrolle hat, aber die Liga schon kennt. Man hat gesehen, wie knapp die Mannschaft vor zwei Jahren trotz angespannter Personallage gescheitert ist. Und der Kader ist diesmal bombastisch. Warum sollte es jetzt nicht besser klappen?

Gab es Überlegungen, nach Marienborn zurückzukehren?

Nein. Die Verbandsliga wäre schon ein Rückschritt gewesen. Ich habe mich mit meinem FCK-Kollegen Justus Klein, der nach Idar-Oberstein zurück geht, unterhalten. Er könnte vom Potenzial her auch Regionalliga spielen. Wir haben beide festgestellt, was ich für ein Glück mit den Vereinen in Mainz habe. Es gibt Marienborn, die quasi aus dem Nichts empor gekommen sind, und ein paar Kilometer weiter gibt es den TSV Schott, der super Arbeit macht. Die Situation ist für Spieler toll.

Ist die Entscheidung, Amateur zu bleiben, für Dich final? Du hast ja für zwei Jahre unterschrieben.

Ich gebe mein Bestes. Es wäre toll, wenn ich mir die Chance, noch einen Schritt weiter zu gehen, erarbeiten könnte.

Wie hast Du Dich beim FCK als Fußballer verändert?

Ich bin zielstrebiger geworden, würde ich sagen. Ich suche mehr den klaren Ball statt den doppelten Doppelpass, will zum Abschluss kommen. Beim FCK gab es einen Kampf darum, wer die Elfmeter schießt. In Marienborn wollten Klapper oder Lirion die Elfer schießen, weil sie Tore für die Torjägerkanone haben wollten, und keiner hat was dagegen. Mir wurde auch zwei, drei Mal der Ball gegeben, da war ich überrascht. Beim FCK gibt’s da schon mal richtig Krach, weil es darum ging, wer bei Transfermarkt.de mit einem Tor mehr drin steht.

Was wirst Du aus Deiner Zeit beim FCK vermissen?

Wir mussten immer eine halbe oder sogar eine Stunde vor dem Training da sein, um uns im Kraftraum vorzubereiten, zur freien Verfügung. Diese Stunde mit meinen engsten Freunden in der Mannschaft wird mir fehlen. Und das Drumherum, die Anreise auf Auswärtsfahrten mit dem Bus der Profis, das war spektakulär. Und die Geschichten von „Locke“, von Christoph Hemlein, der lange bei Arminia Bielefeld gespielt hat und vorher in der Bundesliga für den VfB Stuttgart. Wenn der erzählt hat, wie er im Pokal gegen De Bruyne gespielt hat beispielsweise – die Geschichten habe ich geliebt.

Aufrufe: 013.6.2020, 18:00 Uhr
Torben SchröderAutor