2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche
Schon lange läuft Nicklas Schlosser (links) für den TSV Schott Mainz auf.  Archivbild: Svenja Hofer
Schon lange läuft Nicklas Schlosser (links) für den TSV Schott Mainz auf. Archivbild: Svenja Hofer

"Nachspielzeit" mit Nicklas Schlosser

Der Abwehrspieler des TSV Schott Mainz spricht im Interview der Woche über seine bisherige Fußballkarriere und den rasanten Aufschwung von Schott +++ "Wenn man so nahe dran ist, dann will man es auch durchziehen"

MAINZ. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler oder Trainer der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Nicklas Schlosser vom TSV Schott Mainz. Als Schlosser als A-Jugendlicher zu Schott Mainz gewechselt ist, war der Verein noch in der Landesliga aktiv. Nun steht der Glaswerk-Klub auf Oberliga-Rang eins und hat für die Regionalliga gemeldet. Im „Interview der Woche“ erzählt der Linksverteidiger, wie er diesen Aufschwung erlebt hat, was die Regionalliga-Bewerbung des Klubs bei den Spielern ausgelöst hat und was sein Onkel, der Fußball-Kommentator Tom Bartels, dazu sagt.

Nicklas, wie habt Ihr von der Entscheidung des Vereins erfahren, für die Regionalliga zu melden – und wie habt Ihr es aufgenommen?

Till (Pleuger, Manager, d.Red.) hatte uns in unsere WhatsApp-Gruppe eine Nachricht weitergeleitet. Ich habe es am Ostermontag morgens gelesen und mich natürlich sehr gefreut. Die Zweifel, ob es klappt, waren noch da. Ich war mega happy, die Jungs auch. Am Dienstag haben wir uns alle noch mal versammelt, da haben Till und Sascha (Meeth, Trainer, d.Red.) noch einige Worte gesagt. Wir sind alle froh, dass es geklappt hat. Das war für die Verantwortlichen eine Heiden-Arbeit, das durchzubringen.

Nun wird auch das Ehrenamt noch stärker als bisher schon gefordert sein. Die Eltern von Marco Senftleben gehen mit ihrem Würstchen- und Getränke-Wagen voran. Gibt es da weitere Aktivitäten aus der Verwandtschaft der Spieler?

So im Detail haben wir das noch nicht besprochen. Hut ab, was Marcos Eltern bei jedem Heimspiel leisten, das ist ja nicht selbstverständlich und vielen einfach auch nicht möglich.

Dass Dein Onkel Tom Bartels demnächst Steaks schwenkt, ist nicht zu erwarten?

(lacht) Nein, dafür ist er leider zu beschäftigt.

Was hat er über euren sportlichen Aufschwung gesagt?

Ich habe ihn schön länger nicht mehr gesprochen, weil er beruflich sehr eingeschränkt ist. Ich erfahre aber über die Großeltern, dass er immer wieder nachfragt, wie es bei uns läuft. Beim Verbandspokalfinale letztes Jahr, das er kommentiert hat, war er sehr begeistert von unserer Spielweise.

Seit wann bist Du eigentlich beim TSV?

Seit der A-Jugend. Bei den Aktiven habe ich zwei Jahre Verbandsliga gespielt, nun ist es die dritte Oberliga-Saison. In der ersten Verbandsliga-Saison kam ich nach einem halben Jahr in den Kader und bin damals unter Bert Balte eingebunden worden.

Du hast schon einige Trainer bei Schott erlebt – welches waren die eindrucksvollsten Erlebnisse?

Es waren die unterschiedlichsten Trainertypen. Erst Bert Balte, dann Christian Hock, der auch ein super Trainer war. Ali Cakici ist ein Fall für sich, so einen Trainer erlebt man in seiner Spielerlaufbahn kein zweites Mal. Bei ihm standen Spaß, Spielfreude und das Mentale, Lockere im Vordergrund. Bei ihm habe ich mich, was das Fußballerische betrifft, noch einmal sehr weiterentwickelt. Dann kam Sascha und hat uns erst einmal gezeigt, wie man richtig verteidigt und sich im Zweikampf verhält. Er legt sehr viel Wert auf taktische Dinge. Das Anlaufverhalten habe ich in dieser Form in meiner Laufbahn noch nicht trainiert. Das ist auch ein Teil unseres Erfolgs.

Wo warst Du in der Jugend?

Ganz früher bei der Spielvereinigung Sonnenberg, in der C-Jugend bin ich nach Frauenstein in die Hessenliga gewechselt. In der A-Jugend habe ich bei Uwe Amberger und Oliver Schmitt ein Probetraining bei Schott absolviert und wurde zum Glück genommen.

Bist Du Mainzer?

Nein, ich bin aus Walluf, in Wiesbaden auf die Schule gegangen und studiere jetzt auch dort.

Wie hast Du Dir mit 18, 19 Jahren Deine Fußballer-Karriere vorgestellt?

Ich war in Frauenstein, würde ich mal sagen, einer der stärkeren Spieler und habe mich in der A-Jugend bei Schott erst einmal umgucken müssen. Da kamen sehr viele talentierte Spieler zusammen, weil ja bekannt war, dass der Verein nach oben will. Marco Senftleben und Serdal Günes waren damals schon in der Mannschaft, Marcel Heeg, der bis zur vergangenen Saison noch bei uns gespielt hat, auch. Ich musste mich erst einmal in die Mannschaft hinein kämpfen, hatte nicht direkt einen Stammplatz. Aber ich habe mich weiterentwickelt. Ich habe es auch bei den 05ern einmal im Probetraining versucht, aber das hat nicht geklappt. Da war mir klar, dass es im Profibereich schwierig wird, und ich habe mich auf meine Ausbildung konzentriert. Ich wollte mich einfach von Saison zu Saison weiterentwickeln. Ich glaube, den Sprung von der Jugend direkt in die Oberliga hätte ich nicht geschafft. Aber ich glaube, dass ich jetzt so weit bin, dass ich auch in der Regionalliga mithalten könnte.

Ist es ein Zeichen, dass schon zehn, elf Spieler ihren Vertrag ligaunabhängig verlängert haben? Hattest Du Befürchtung, dass der Klub nach dem möglichen Aufstieg einen Schnitt machen würde?

Nein, eigentlich nicht. Es wurde sehr früh kommuniziert, dass der Stamm bleiben soll und nur zwei, drei Spieler geholt werden sollen. Wir haben sehr früh das Vertrauen bekommen.

Guckst Du schon verstärkt, was in der Regionalliga passiert?

Spiele habe ich mir noch nicht angeschaut. Klar verfolge ich die Ergebnisse, aber das mache ich in allen Klassen in unserer Region, auch in den unteren. Can Özer (früherer Schott-Stürmer, d.Red.) ist nach Pirmasens gewechselt, da gucke ich auch immer, wie die gespielt haben.

Ist schon Aufregung da, weil das Saisonende und die Entscheidung über den Aufstieg naht?

Klar! So ein erster Platz in der Oberliga ist ja nicht selbstverständlich. Wenn man so nahe dran ist, will man es auch durchziehen. Ich kenne das ja aus der Verbandsliga, es ist wirklich eine geile Sache, wenn man als Mannschaft aufsteigt. Das sind ganz besondere Momente.

Du zählst beim TSV schon zu den alt eingesessenen Spielern. Kannst Du Dir vorstellen, auch sportlich bei der Schott alt zu werden?

Ich habe in den letzten Jahren bei Vertragsverhandlungen immer gesagt, dass ich mich wohl fühle und gar nicht vor habe, mich anderweitig umzusehen. Das kam für mich gar nicht in Frage. Ich habe 15 Minuten Wegstrecke mit dem Auto, fühle mich mit allem drum und dran sehr wohl, mit dem Trainerteam und den Spieler passt es. Ich könnte mir vorstellen, einige Jahre bei der Schott zu bleiben.

War die Regionalliga ein konkretes Ziel für Deine Karriere?

Nein, als konkretes Ziel würde ich es nicht bezeichnen. Mit 18, 19 Jahren versuchst Du erst einmal so weit zu kommen wie es geht. Ich gucke lieber Schritt für Schritt und setze mir nicht so hohe Ziele, bei denen ich dann enttäuscht werde. Nächste Saison Regionalliga zu spielen, wäre der Höhepunkt meiner Karriere.

Viele haben auch als Abstiegskandidat gehandelt. Wie erklärst Du Dir diesen Aufschwung?

Wir hatten einige Abgänge, und die Neuzugänge kannte ich alle nicht. Ich wusste nicht genau, auf welcher Ebene wir diese Saison spielen werden. Dann kam das erste Spiel, die 0:3-Niederlage in Karbach. Aber wir haben uns Spiel für Spiel reingekämpft und versucht die Vorgaben, die Sascha uns gegeben hat, umzusetzen. In manchen Spielen kam das Quäntchen Glück dazu, aber man muss wirklich sagen, dass wir vor allem in der Hinrunde und auch in den letzten Spielen wieder ziemlich souverän aufgetreten sind.

Wie geht’s aus, packt Ihr die Regionalliga?

Davon gehe ich fest aus. Wir sind alle nach dem Sieg gegen Völklingen nochmal mehr fixiert darauf. Wir haben noch drei sehr schwere Auswärtsspiele. Aber wir werden alles reinwerfen, um unsere Punkte zu holen und es über die Bühne zu bringen. Ich weiß, dass die Mannschaft das Potenzial hat und wir es auch abrufen werden.


Das Interview führte Torben Schröder.

Aufrufe: 021.4.2017, 12:00 Uhr
Torben SchröderAutor