2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
Schott-Akteur Janek Ripplinger (links) köpft Richtung Tor.	Foto: hbz/Stefan Sämmer
Schott-Akteur Janek Ripplinger (links) köpft Richtung Tor. Foto: hbz/Stefan Sämmer

Ein Tag voller kleiner Helden

Aufsteiger TSV Schott Mainz meldet sich eindrucksvoll in der Regionalliga zurück

Mainz. Fünf Minuten brachte Sascha Meeth in der Kabine zu, den Rest der Halbzeitpause überließ der Trainer seinen Spielern. Eine Umstellung, offensiveres Anlaufen, ein, zwei Details – der Rest war Selbstregulierung, Eigenmotivation. Und das hochgradig wirksam. Aus einem 0:2 machte der TSV Schott Mainz beim Comeback in der Fußball-Regionalliga gegen Eintracht Stadtallendorf ein 4:2. Nach richtig schlechter erster und überragend guter zweiter Halbzeit.

„Für uns war das ein Feiertag“, sagt Meeth. Ein Comeback jedenfalls, das viel mehr als die kläglichen 190 Zuschauer verdient gehabt hätte, die sich mehr als luftig auf der weitläufigen Bezirkssportanlage verteilt haben. Immerhin, erstmals war ein Schott-Spiel ausverkauft. Und es war der erste Sieg des TSV-Trainers am ersten Spieltag, was Meeth selbst im Vorfeld gar nicht thematisiert hatte – Christian Hahn im Mannschaftskreis danach aber unter lautem Jubel umso mehr.

Der 22-Jährige war vor eineinhalb Jahren noch mit Alzey in die Landesliga abgestiegen und feierte nun sein Viertligadebüt in der Startelf. Neben Ausgleichsschütze Janek Ripplinger, der 2017/18 noch torlose 21 Regionalligaspiele Anlauf brauchte. Und ab Minute 46 auch neben Raphael Assibey-Mensah. Der sorgte, für viele Beobachter überraschend zum Start aufgrund zuletzt dünner Trainingsleistung auf die Bank beordert, mit seinem Solo nach dem Seitenwechsel für den Urknall. Lauter kleine Heldengeschichten.

Vollsprint Assibey-Mensah über rechts von Mittel- zu Grundlinie, Querpass, Jost Mairose drückt ein – das 1:2 (47.) setzte direkt das Signal. „Da kam die Euphorie“, sagt Ripplinger. Vor dem Seitenwechsel hatten die forsch anlaufenden Hessen dem TSV mit kernigen Zweikämpfen den Schneid abgekauft, die Gegentore durchs Mainzer Deckungszentrum (Heuser/21., Parson/34.) passten ins Bild. „Sie haben uns beeindruckt, uns die Sicherheit genommen“, sagt Ripplinger. „Sie waren laut, wir haben die Klappe nicht aufbekommen“, fasst Manuel Schneider zusammen, „in der zweiten Halbzeit hatten wir dann nichts mehr zu verlieren.“

„Schorsch“ Müllers Sohn erzielt das Führungstor

Aktives Verteidigen, hoch geschobener Mannschaftsverbund, schnelle Passfolgen, tiefes Spiel, wo immer möglich – alles war, basierend auf der richtigen Körpersprache und Zweikampfschärfe, auf einmal da. Beispiel Leon Kern, der einen Meter vor dem Tor mit dem Keeper hoch springt und den Ball zu Ripplinger köpft, der ihn ins leere Tor drückt (58.). Beispiel Hahn, der robust im Strafraum einen Einwurf behauptet und für Tim Müller ablegt. Der Sohn von 05-Legende Schorsch Müller zielte aus 16 Metern überlegt ins untere Eck, „Der Müller macht’s“ schallte aus den Lautsprechern. Silas Schwarz, noch so ein Turbo-Joker, düste zum 4:2 dieselbe Bahn entlang, auf der 39 Minuten zuvor der Umschwung eingeleitet worden war – und Assibey-Mensah vollstreckte nach Tolga Demirbas’ Weitergabe (86.). Die Entscheidung, längst überfällig. Die Rote Karte gegen Co-Trainer Nenad Simic (Meckern/54.) blieb eine Randnotiz, aber auch Zeichen neuer Entschlossenheit.

„Ich war beeindruckt von Stadtallendorfs erster Halbzeit“, sagt Meeth, „sie haben uns aufgefressen.“ Doch dann wendete sich das Blatt grundlegend. „Wir haben an uns geglaubt, und wir haben diesmal viel mehr Spieler drin, für die die Regionalliga nichts Neues ist“, sagt Ripplinger. 2017/18 gelang der erste Dreier am elften Spieltag, diesmal schon am ersten.

TSV Schott Mainz: Hansen – Kern, Ahlbach (46. Assibey-Mensah), Raltschitsch, Schlosser – Müller, Schneider, Demirbas – Hahn (85. Schwarz), Ripplinger, Mairose (73. Fring).

Aufrufe: 06.9.2020, 18:30 Uhr
Torben SchröderAutor