Die Flagge des unter Mao annektierten Gebiets zu zeigen, ist in China verboten. Ein chinesischer Zuschauer versuchte, eine Tibet-Fahne abzureißen, was die heimischen Ordner verhinderten. Hausherren und Polizei sahen weder Anlass noch Handhabe, die Fahnen unter Zwang zu entfernen. Das taten die Protestierer nach rund 20 Minuten freiwillig, um keinen Spielabbruch zu provozieren. Die Partie wurde nach insgesamt 28-minütiger Unterbrechung ohne weitere Zwischenfälle fortgesetzt. „Wir wollten auf das Problem in Tibet aufmerksam machen, das mit unserem freiheitlichen System nicht vereinbar ist“, sagte ein Sprecher der Initiative, „genau das, was die Chinesen wollen, machen wir jetzt. Das sagt alles über diesen Staat.“
„Uns als Verantwortlichen ist wichtig, dass wir keinerlei Druck ausgeübt haben. Die Tibeter haben dasselbe Recht, ihre Fahne aufzuhängen, wie die Chinesen“, stellte TSV-Manager Till Pleuger klar. Auf der anderen Seite der Tribüne hatte eine große chinesische Nationalfahne gehangen. „Wenn Sport und Politik sich vermengen, hat das immer ein Geschmäckle“, hielt Trainer Sascha Meeth fest. DFB-Vize Ronny Zimmermann erklärte nach Spielschluss: „Wir werden im Nachgang das Gespräch mit der chinesischen Delegation suchen. Wir leben in Deutschland, da gelten bestimmte Gesetze. Dazu gehört die Meinungsfreiheit und das Zeigen einer solchen Flagge.“ Wenn der Gast sich durch eine solche Aktion provoziert fühle, habe man als Gastgeber ein schlechtes Gefühl. „Schade, aber wir können es leider nicht verhindern, da gilt deutsches Recht.“ Schließlich: „Wir verurteilen es, den Fußball für bewusste Provokationen gegen unsere Gäste zu missbrauchen.“
Das Spiel gewannen die Mainzer verdient mit 3:0. Der chinesische Trainer Shun Jihai erklärte nach Spielschluss auf den Fahnen-Eklat angesprochen, er habe eigentlich erwartet, dass über Fußball geredet werde. Das wäre ohne die zwischenzeitliche Verweigerung, weiterzuspielen, gewiss auch der Fall gewesen.