2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Tjark Dannemann (li.) und Jonas Greppmeir wollen sich in Rain für höhere Aufgaben empfehlen.
Tjark Dannemann (li.) und Jonas Greppmeir wollen sich in Rain für höhere Aufgaben empfehlen. – Foto: Jung

Über den zweiten Bildungsweg ans Ziel?

Tjark Dannemann (22) und Jonas Greppmeir (21) fielen in Ingolstadt bzw. Augsburg durchs Profiraster +++ Wie die beiden mit dem Rückschlag umgehen, erzählen sie im FuPa-Interview

Sie haben sehr viel gemeinsam: Beide sind Angreifer, beide sind jung, beide sind Schwaben, beide sind bei einem Profiklub durchs Raster gefallen und beide haben sich vor der Saison dazu entschieden, für den TSV Rain am Lech auf Torejagd zu gehen. Tjark Dannemann (22) und Jonas Greppmeir (21) haben im Doppelinerview mit FuPa darüber gesprochen, warum ein Schritt zurück nicht schlecht sein muss.
FuPa: Ihr seid gerade dabei, euch neben dem Fußball ein zweites Standbein aufzubauen. Was macht ihr beruflich?

Tjark Dannemann (22): Ich bin seit Oktober an der Uni Augsburg eingeschrieben. Ich studiere Lehramt für Gymnasium, Sport und Religion sind meine Fächer. Ich bin jetzt im zweiten Semester. Das passt auch recht gut mit dem Fußball, denn von Augsburg aus haben wir eine Fahrgemeinschaft.

Jonas Greppmeir (21): Ich arbeite als Kaufmann für Büromanagement bei einer Firma in Berching bei Friedberg. Zu meiner Zeit beim FCA habe ich neben dem Fußball eine Halbtagsausbildung gemacht. Jetzt arbeite ich in Vollzeit.

Ihr beide kommt aus einem Nachwuchsleistungszentrum. Tjark war in Ingolstadt, Jonas in Augsburg. Ist die Entscheidung pro Rain ein Rückschritt gewesen?

Tjark Dannemann: Ein Schritt in eine andere Richtung trifft es für mich besser. Die Entscheidung hat den Druck rausgenommen bei mir, ich habe wieder mehr Spaß an der Sache. Ich wurde in meinem letzten Jahr in Ingolstadt zweimal an der Leiste operiert, war drei Monate lang außer Gefecht. Eine extrem schwierige Zeit für mich, weil ich mit der Verletzung komplett allein gelassen wurde. Das hat meinen Blick auf das Fußballgeschäft verändert. Freilich konnte ich aus der Zeit beim FC Ingolstadt auch enorm viel mitnehmen, aber die persönlichen Interessen bleiben auf der Strecke.

Fokus auf Fußball? »Für mich ist es wieder mehr Hobby.«

Jonas Greppmeir: Friss oder stirb, entweder du schaffst es, oder eben nicht. Was hilft es mir, beim FC Augsburg zu spielen, wenn ich kaum Einsätze bekomme? Es ist ein kleiner Schritt weg vom leistungsorientierten Fußball. Für mich ist es wieder mehr Hobby. Natürlich bedeutet mir der Fußball nach wie vor enorm viel. Aber er ist nicht mehr alles.

Unabhängig von der Corona-Krise: Wie fällt euer persönliches Fazit nach knapp einem Jahr in Rain aus?

Tjark Dannemann: Ich bin im Februar nochmal an der Leiste operiert worden, dieses Mal aber die andere Seite. Direkt nach dem Ende der Herbstrunde war es wegen des Studiums nicht möglich, den Eingriff machen zu lassen. Für mich ist die Pause daher nicht ganz so schlimm, jetzt kann ich mich in Ruhe auskurieren und wieder fit werden. Zuvor war ich eigentlich ganz gut drauf, ich bin zufrieden, wie es bisher gelaufen ist. Jetzt hoffe ich inständig, dass meine Leistenprobleme überwunden sind.

Jonas Greppmeir: Am Anfang war ich unzufrieden mit mir. Die Umstellung fiel mir nicht leicht. Beim FCA haben wir eine komplett andere Philosophie verfolgt, Ballbesitz war da ein ganz großes Thema. In Rain ist das anders, wir agieren oft auch mal mit langen Bällen und gehen viel auf zweite Bälle.

Jonas, du wurdest nach einem Platzverweis auffällig lange aus dem Verkehr gezogen. Wie schafft man es, sechs (!) Spiele gesperrt zu werden?

Jonas Greppmeir: Das ist mir auch noch ein Rätsel. (lacht) Das war einfach eine komische Situation. Wir haben gegen Rosenheim 3:0 geführt, alles war klar. Freistoß aus unserer Hälfte, der Ball kam lang und ich sollte vorne die Kugel festmachen. Soweit der Plan. Ich habe im Augenwinkel gesehen, dass sich mein Gegenspieler abgesetzt hatte und mit Anlauf ins Kopfballduell gehen wollte. Ich wiederum machte einen Schritt zur Seite, um meinen Körper zwischen Ball und Gegner zu bekommen. Da muss ich ihn wohl mit dem Ellenbogen erwischt haben. Der Schiedsrichter wertete es als vorsätzlichen Schlag und schickte mich vom Feld. Es war wirklich keine Absicht. Ich habe in meiner bisherigen Laufbahn, glaube ich, drei gelbe Karten gesehen - und dann das.

Traum vom Profifußball? Ja, aber...

Die Regionalliga gilt gemeinhin als Präsentierteller. Lebt der Profitraum noch?

Tjark Dannemann: Der Zug nach oben ist noch nicht abgefahren, aber es wird sauschwierig. In der Regionalliga kannst du dich für höhere Aufgaben empfehlen, aber das ist eigentlich nicht meine primäre Zielsetzung. Ich habe durch mein Studium viel mit Sport zu tun, und wenn ich nebenbei auf hohem Amateurniveau gut kicken kann, bin ich zufrieden. Zudem mache ich gerade die Trainer B-Lizenz.

Jonas Greppmeir: Den Traum habe ich noch nicht aufgegeben. Es kann in beide Richtungen verdammt schnell gehen, vor allem als Stürmer. Wenn du einen Lauf hast, rückst du schnell ins Blickfeld. Aber ich bin da schon auch Realist.

Zum Abschluss - und mit einem Augenzwinkern: Was würdet ihr jeweils eurem Gegenüber mit auf den Weg geben?

Tjark Dannemann: Greppi soll mehr köpfen. Das kann er nämlich besser als schießen. (schmunzelt)

Jonas Greppmeir: Tjark soll mehr Fußball spielen und weniger schlaue Ratschläge geben. Aber das passt als angehender Lehrer. (lacht)


Das sagt Coach Alex Käs über...

...Tjark Dannemann: "Beide Jungs kommen aus einem NLZ und passen perfekt in unser Anforderungsprofil: Jung und entwicklungsfähig. Tjark ist ja mit vier Toren unser bester Torschütze. Er hat einen unglaublichen linken Fuß. Wenn ich sehe, wie er im Training und immer mehr auch in den Spielen die Dinger reinnagelt, da kann ich nur sagen: Was für eine Fackel! Die letzten Jahre haben ihn leider immer wieder Leistenprobleme zurückgeworfen, das Verletzungspech bleibt ihm auch in dieser Saison treu. Was aber absolut für ihn spricht: Auch mit Schmerzen hat er sich in den letzten Spielen in den Dienst der Mannschaft gestellt."
Tjark Dannemann (li.) jubelt über einen seiner zwei Treffer im Match gegen Heimstetten.
Tjark Dannemann (li.) jubelt über einen seiner zwei Treffer im Match gegen Heimstetten. – Foto: Gerd Jung



...Jonas Greppmeir: "Ein absoluter Strafraumstürmer. Hat uns in Fürth zum Sieg geschossen und auch gegen Burghausen ein ganz wichtiges Tor erzielt. Von seiner Spielart ein Typ, der uns sehr gut tut. Eine klassische Nummer neun, die vorne die Bälle festmacht. Er ist extrem effizient im Abschluss, braucht meistens nur einen Kontakt. Hat sich im Laufe der Saison immer besser auf unsere Spielweise eingestellt und ist immer besser reingekommen. Für ihn bitter natürlich die Sechs-Spiele-Sperre, die ihn ein wenig zurückwirft. Nichtsdestotrotz, sowohl Tjark als auch Jonas waren maßgeblich an unserem Aufschwung im Spätherbst beteiligt.
Jonas Greppmeir nach seinem 2:1-Siegtreffer in Fürth.
Jonas Greppmeir nach seinem 2:1-Siegtreffer in Fürth. – Foto: Gerd Jung




Aufrufe: 012.5.2020, 15:56 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor