„In unserem IHK-Bezirk gibt es rund 1500 Sportvereine – dieses Potenzial und die professionellen Strukturen der Vereine wollen wir nutzen. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels ist das eine große Chance“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Das hat auch Johannes Peters erkannt: „Wir haben gerade alle 16- bis 21-jährigen Mitglieder beziehungsweise ihre Erziehungsberechtigten angeschrieben und auf unsere Zusammenarbeit mit der IHK hingewiesen“, sagt der Ehrenvorsitzende des TSV Meerbusch. Das Thema Ausbildung sei für diese Altersgruppe ein virulentes Thema. „Allein aus der 1. Mannschaft konnten wir auf diesem Weg schon drei Spieler in eine Ausbildung vermitteln“, so Peters.
Sportvereine seien eine gute Plattform für Unternehmen, um Jugendliche früh auf sich aufmerksam zu machen, ergänzt Dimitri van der Wal von der IHK. „Wer sich in einem Sportverein engagiert, erzeugt Bindung durch Emotion – und die ist besonders stark.“ Er rät Unternehmen, vor Ort Flagge zu zeigen, zum Beispiel durch Aktionen bei Turnieren oder Vereinsfesten. Allerdings sei jeder Verein anders aufgestellt, habe andere Schwerpunkte und Bedürfnisse. „Wie so eine Kooperation aussehen kann, müssen Verein und Unternehmen individuell klären. Da gibt es keine Lösung von der Stange“, so van der Wal. „Allerdings sollte man es nicht zu kompliziert machen.“ Gemeinsam mit den Vereinsverantwortlichen werden Beratungsgespräche für Interessierte organisiert und die beruflichen Neigungen der potenziellen Azubis festgestellt. „Die IHK kann bei Interesse gezielt in Unternehmen vermitteln“, sagt der Experte.
Unternehmen, die auf der Suche nach einem Sportverein als Kooperationspartner sind, sollten sich zuerst in der eigenen Belegschaft umschauen. „Vielleicht gibt es ja einen Mitarbeiter, der sich bereits für einen Verein engagiert“, sagt van der Wal. „Das ist die Ideallösung. Ansonsten hilft die IHK mit ihrem Netzwerk weiter.“ Wichtig sei, sich Gedanken über die Zielgruppe zu machen. „Wer sich authentisch und mit Herzblut im Sportverein engagiert, wird von den jungen Menschen auch positiv wahrgenommen.“ Barbara Albrecht-Müller bestätigt das. Als 2. Vorsitzende des Sportbund Rhein-Kreis Neuss und Unternehmerin kann sie gleich aus zwei Perspektiven hinaus das Projekt beurteilen. Sie selbst habe auf diesem Weg schon Auszubildende für ihr Bauunternehmen finden können. „Das ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, lautet ihr Fazit. „Die Unternehmen können Nachwuchs rekrutieren, Vereine können Sponsoren finden, und Jugendliche können so an Ausbildungsplätze kommen.“