2024-05-02T16:12:49.858Z

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Den Ball am Fuß hatte Juliane Frey (rechts) nach ihrer ersten schweren Verletzung nur für wenige Sekunden
Den Ball am Fuß hatte Juliane Frey (rechts) nach ihrer ersten schweren Verletzung nur für wenige Sekunden

Heimatverbunden und ballverrückt

+++ Juilane Frey ist sowohl im Fußball als auch im Handball zuhause +++ Schwere Verletzungen als Ansporn +++

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GIESSEN. Ein Leben im Zeichen des Sports – das ist Juliane Freys Ding! Sich allerdings bloß auf eine Sportart festzulegen, darauf hatte sie keine Lust. Warum auch? So geht Frey ihrem Hobby Fußball beim Verbandsliga-Team des TSV Klein-Linden nach, beruflich steht als Mitarbeiterin auf der Geschäftsstelle von Handball-Bundesligist HSG Wetzlar aber das etwas kleinere Spielgerät im Mittelpunkt.

Und weil die heimische Presse auch noch einen Interviewwunsch äußerte, nahm sich die 25-Jährige trotz vollen Kalenders und eingeschränkter Beweglichkeit die Zeit für ein Gespräch, das – dies sei bereits an dieser Stelle erwähnt – äußerst kurzweilig verlief.

Die aus Bersrod stammende Frey begann bereits im Alter von sechs Jahren das Kicken bei der JSG Wiesecktal. Während sie von ihrem achten bis 15. Lebensjahr im Tischtennis zuhause war, kehrte sie mit 16 wieder zum geliebten Fußball zurück – diesmal in die Mädchenmannschaft des FC Großen-Buseck. Schnell zeigte sich ihr großes Talent, die umgehende Berufung in die U16-Hessenauswahl kam nicht von ungefähr. Beim damals unter anderem vom aktuellen Lollarer Aufstiegstrainer Chris Vogl gecoachten Busecker Team gehörte sie schnell zum Stammpersonal.

Eine Karriere als Fußballerin kam für die nun in Gießen wohnende Frey aber nie in Frage. „Da muss man ganz realistisch sein. Es schaffen nur wenige den Sprung nach oben und selbst da muss man richtig gut sein, um damit überhaupt seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können“, stellt Frey gleich klar, dass ihr ein Studium doch wichtiger war.

„Ich hatte schon immer Spaß daran, in Vereinen mitzuarbeiten, Dinge mitzuorganisieren. Das ist einfach meine Welt“, erklärt Frey, die 2011 auch Organisatorin der Cage-Soccer-Tour und bei einigen HFV- und SWG-Camps als lizensierte Trainerin aktiv war.

Da Frey im Rahmen ihres Sportmanagement-Studiums in Remagen bereits ein Praktikum bei der HSG Wetzlar absolviert hatte, war die Möglichkeit eines Dualen Studiums an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Kooperation mit der HSG möglich, sodass sie nach zwei Jahren zurück nach Mittelhessen und damit zum TSV kam.

Mittlerweile hat sie ihren Abschluss in der Tasche, und die 25-Jährige ist bei der HSG fest als Geschäftsstellen-Mitarbeiterin angestellt.

Glücklich mit ihrem Job: Juliane Frey in der Geschäftsstelle der HSG Wetzlar. Foto: Frey

Dort sind die Aufgaben vielfältig. Von der Einkleidung der Profis und dem Merchandising, bis hin zu diversen Marketingmaßnahmen – auf vielen Ebenen fällt etwas an und macht die Arbeit abwechslungsreich.

Bei Heimspielen ist sie bereits fünf bis sechs Stunden vor Anpfiff in der Halle. Und obwohl bei jeder Partie in der Rittal-Arena anwesend, sieht sie vom Geschehen auf dem Feld oftmals nicht viel. „Es kann schon mal vorkommen, dass ich von einem Bundesligaspiel nur fünf Minuten mitbekomme. Aber das ist nicht schlimm, schließlich bin ich ja auch zum Arbeiten da“, fügt Frey lachend an.

Die während der Unterhaltung krachend zu Boden fallenden Krücken erinnern schlagartig daran, dass der Klein-Lindener Kickerin zumindest verletzungstechnisch alles andere als nach Lachen zumute sein dürfte. Als wäre der Bruch des Sprunggelenks, den sie sich in einer Trainingseinheit im November 2016 zuzog, nicht schlimm genug gewesen, erwischte es die Außenbahnspielerin Ende April erneut.

„Gegen Kickers Erdhausen war gerade mal eine Minute gespielt, es war die erste Partie von Beginn an seit meiner Verletzung. Da traf mich unsere Torhüterin bei einer Abwehraktion unglücklich. Ich wusste gleich, dass etwas kaputt war“, so Frey.

Diesmal war das Wadenbein gebrochen, die zweite Horror-Verletzung binnen kürzester Zeit. Mit der Heilung möchte sich Frey zwar jetzt alle Zeit der Welt nehmen, ein Karriereende kommt für die 25-Jährige aber nicht in Frage, wie sie unmissverständlich klarstellt. „Nein, dafür hab ich zu viel Spaß am Fußball. Dennoch will ich jetzt erst einmal wieder völlig fit werden. Aber die letzte Verletzung hat mir Mut gemacht. Ich habe gesehen, wie stark ich danach zurückgekommen bin. Das haben auch meine Mitspielerinnen gesagt. Und das möchte ich jetzt wiederholen“, gibt sich Frey kämpferisch.

Bis dahin möchte sie als Co-Trainerin ihres Teams fungieren und dem neuen Trainer Peter Antschischkin, den sie schon länger kennt, assistieren. Und Frey formuliert - zumindest mittelfristig - hohe Ziele. „Peter passt perfekt zu uns. Ich bin mir sicher, dass das mit ihm und uns hier in Klein-Linden wunderbar passt. Wenn man sieht, wie schnell wir uns nach dem Aufstieg 2015 praktisch ohne Neuzugänge in der Verbandsliga etabliert haben, kann das Ziel in den nächsten Jahren sicherlich nur Hessenliga heißen. Nicht sofort, aber auf Sicht bestimmt“, betont Frey, die auch nochmal ihren Verein lobend erwähnt. „Es macht hier unheimlich Spaß, wir haben eine tolle Gemeinschaft in Mannschaft und Club. Generell bin ich sehr heimatverbunden und daher natürlich froh, dass ich nach meinem Studium wieder hier arbeiten und auch kicken konnte.“

Auch wenn sie mit Mannschaftskollegin Janina Thür auch noch die neugegründete U12-Mädelsmannschaft des TSV trainiert, ist die 25-Jährige gar nicht mal böse, ab und an auch ruhige Abende zuhause zu verbringen und ein gutes Buch lesen zu können.

Aber auch Fitnesstraining gehört dann und wann noch zum Tagesprogramm. Vollzeit bei einem Bundesligisten zu arbeiten, eine Mannschaft zu trainieren und in einer zu spielen, scheint manchmal noch nicht genug zu sein. Zumindest nicht für Juliane Frey, die nach dem Gespräch mit ihren Krücken forsch die durch den heftigen Regen durchnässten Treppen hinuntersteigt.

Ein Leben im Zeichen des Sports ist absolut ihr Ding. Langsam machen eher nicht.



Aufrufe: 015.7.2017, 06:00 Uhr
Marc Steinert (Gießener Anzeiger)Autor