Manuel, gleich mal eine steile These zum Einstieg: Es war eigentlich sowieso klar, dass der TSV Karlburg nur eine Saison in der Bayernliga bleiben wird - und als Aufsteiger gleich wieder absteigt.
Ja, diese Aussage habe ich bereits mehrmals gehört. Wir sind ein Dorfverein und wissen, wo wir herkommen. Nichtsdestotrotz spielen wir keine schlechte Runde. Wir machen es vielen Gegnern schwer. Steile These von mir: Wenn uns Corona nicht ausgebremst hätte, hätten wir in den übrigen Spielen den Relegationsplatz fixiert und über die Relegation den Klassenerhalt geschafft.
Was stimmt Dich derart positiv?
Zuallererst unser Zusammenhalt, der seinesgleichen sucht. Außerdem haben wir eine super Wintervorbereitung absolviert mit guten Spielen und guten Ergebnissen. Wir hatten vor dem eigentlichen Start ins Jahr 2020 ein sehr gutes Gefühl. Wir waren auf einem guten Niveau. Uns ist bewusst, dass wir nicht mit spielerischen Elementen punkten können, sondern mit Kampf und einer stabilen Defensive.
Woran liegt’s Deiner Meinung nach, dass der TSV im Tabellenkeller feststeckt: An der starken Konkurrenz in der Liga oder an der eigenen Schwäche?
Die Konkurrenz ist schon sehr stark. Viele Kollegen sprechen von der besten Bayernliga Nord seit Jahren. Was mir sehr auffällt: Hat ein Team eine Torchance, ist er drin. So haben sich viele unserer Gegner gar nicht so viele Möglichkeiten herausgearbeitet, aber diese einfach eiskalt genutzt. Bei uns ist das genau das Gegenteil. Wir sind ab und an noch zu grün, um vorne genügend Durchschlagskraft zu entwickeln. Deshalb haben wir den ein oder anderen Punkt verschenkt.
Ist der Unterschied zwischen Landes- und Bayernliga tatsächlich so groß?
Ja, zu 100 Prozent, in allen Bereichen. Gefühlt hat jeder Spieler in der Bayernliga Nord in der U17 oder U19 Bundesliga gespielt. Technisch und taktisch sind diese Jungs deshalb echt gut. Es gibt nur absolute Ausnahmefälle, die über das Körperliche ins Spiel kommen. Jeder kann kicken, das steht außer Frage. Und Teams wie Seligenporten beispielsweise überzeugen noch dazu mit einer enormen Robustheit.
Kommen wir zu Deiner Person: Du bist der personifizierte TSV Karlburg. Warum passt Du so gut zu diesem Verein?
Der damalige TSV-Trainer Harald Funsch hat mich noch als Jugendspieler nach Karlburg gelockt. Ich bin nun schon seit zehn Jahren hier. Es hat mir von Anfang gut gefallen, weshalb es Jahr für Jahr klar war, dass ich bleibe. Es hat einfach immer gepasst. Eine genaue Erklärung habe ich gar nicht, es ist einfach so.
Für Trainer Markus Köhler bist Du ein Dinosaurier, eine vom aussterben bedrohte Rasse im Amateurfußball – aus zwei Gründen. Einerseits wegen Deiner Vereinstreue. Warum bist Du - im Gegensatz zur allgemeinen Entwicklung - seit einer halben Ewigkeit nicht gewechselt?
Dinosaurier (lacht). Das ist tatsächlich so (lacht). In den unteren Bereichen des Amateurfußballs ist es logischer, dass man bei seinem Heimatverein bleibt. Ab Bezirksliga aufwärts ist Vereinstreue eher die Ausnahme - weil da dann Geld eine immer größere Rolle spielt. Bei mir war das nie der Fall. Ich spiele nicht wegen der Entschädigung, sondern habe einfach Spaß daran. Ich ein Spieler, der sich wohlfühlen muss - dazu zählt auch eine überschaubare Anfahrt. Der TSV Karlburg kann mir das alles bieten, deshalb bin ich immer geblieben.
Und andererseits wegen Deines Spielstils als klassischer 10er. Bist Du einer der letzten Straßenfußballer?
Um diese Frage beantworten zu können, muss man etwas weiter ausholen. Zu Beginn meiner Karlburg-Zeit habe ich noch Außenbahn gespielt. Als junger Hüpfer konnte ich natürlich nicht gleich in der Zentrale agieren, das war mir klar. Obwohl ich nicht gerade der Schnellste bin, habe ich relativ lange die Außenbahn beackert. Unter Siegbert Sternheimer wurde ich dann zum Spielmacher. Ob Sechs oder Zehn - im Zentrum wollte ich eigentlich immer spielen. Und: Straßenfußballer? Darunter verstehe ich einen Spieler, der gewisse Dinge einfach macht. Ich hingegen denke auf dem Feld sehr viel nach. Ich bin kein Zocker, eher der Lenker und Stratege.
Alles in allem gehörst Du - trotz Deiner gerade einmal 28 Jahre - zur alten Garde, zur alten Schule. Hat sich der Fußball tatsächlich derart gewandelt?
Ja, doch. Bei vielen Nachwuchsspielern ist der Fußball inzwischen zweitrangig. Als ich damals aus der Jugend rausgekommen bin, gab es hingegen nur Fußball. Trainingsabsagen aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen hat es bei mir nie gegeben und wird es auch nicht geben.
Wie kommst Du mit den jungen Wilden zurecht?
Grundsätzlich komme ich mit allen gut zurecht, weil ich weiß, wie ich früher war. Es ist auch bei mir mal vorgekommen, dass ich etwas verkatert war. Ich war ehrgeizig, aber auch ein Partygänger.
Ist es für Deine Fußballer-Generation einfacher, die aktuelle Zwangspause zu meistern, weil ihr generell selbstständiger seid?
Ja. Vielleicht bin ich ein gutes Beispiel, dass sich meine Generation leichter tut. Ich bin keiner, der sich in der Fußball-freien Zeit auf die faule Haut legt. Ich will selber fit bleiben, das ist mein eigener Anspruch. Es ist nicht so, dass ich jetzt der passionierte Läufer bin, aber es muss einfach sein.
Ganz allgemein: Wie bewertest Du die aktuelle Corona-Lage - und allen voran natürlich den Einfluss auf den Fußball?
Zu Beginn habe ich die Corona-Sache, wie viele andere auch, nicht so ernst genommen. Das Bewusstsein in dieser Hinsicht hat sich erst langsam entwickelt. Der vorläufige Abbruch der Saison und die Ausgangsbeschränkung haben mich sensibilisiert. In meinem Heimatdorf Adelsberg hat es bereits Todesfälle gegeben. Und plötzlich war Corona nicht mehr weit weg, sondern direkt vor mir.
Abschließend ein Blick in die Zukunft: Wo steht der TSV Karlburg und Manuel Römlein in fünf Jahren?
Ich werde zur neuen Saison den Verein wechseln. Ich werde Spielertrainer beim TSV Neuhütten/Wiesthal. Insofern wird sich für mich einiges ändern demnächst.
Vielen Dank für das Interview, alles Gute für die Zukunft - und ganz wichtig: Gesund bleiben!