2024-05-08T14:46:11.570Z

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Abgeschlagener Tabellenletzter: Der TSV Herrsching hat in 14 Spielen 13 Niederlagen kassiert. Andrea Jaksch
Abgeschlagener Tabellenletzter: Der TSV Herrsching hat in 14 Spielen 13 Niederlagen kassiert. Andrea Jaksch

TSV Herrsching: Bei Welte schrillen die Alarmglocken

"Es ist mehr als ernüchternd"

Selbst 13 Niederlagen in 14 Spielen können Florian Maier nicht erschüttern. Der Fußballtrainer des TSV Herrsching will weiterhin an seinem Amt beim Tabellenletzten der Kreisklasse 4 festhalten.

Herrsching Der Coach denkt trotz der sportlichen Misere überhaupt nicht daran, seinen Posten zur Verfügung zu stellen: „Es wäre für mich ein Armutszeugnis, die Mannschaft zu verlassen.“ Da er in Personalunion den Fußballern auch als Abteilungsleiter vorsteht, bedeutet das eine absolut sichere Jobgarantie.

Allerdings läuft Maier Gefahr, seine Hausmacht zu verlieren. Sein Team hat sich über den Sommer in alle Winde zerstreut. Maximilian und Oliver Koch, Michael Wagner und Ex-Kapitän Tayfun Yarangünü kicken inzwischen für Breitbrunns Sportfreunde. Zum TSV Erling-Andechs sind Martin Erras und Patriot Omura gewechselt, während Stefan Baumeister beim TSV Hechendorf untergekommen ist. Vor einem halben Jahr hatten alle noch versichert, keine Lust mehr auf Fußball zu haben.

Es sind aber nicht nur die Spieler, die den TSV verlassen. Auch Maiers Vorstandschaft bröckelt. Der stellvertretende Vorsitzende Alfred Liebl hat seinen Posten hingeschmissen. Aufgehört haben auch der Technische Leiter Karl Willhuber sowie der Zuständige für den Damenbereich, Harald Sättler. Er kümmert sich nun um die U17 des FC Bayern München. Außerdem kündigte Maximilian Trunte sein Amt als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit zum 31. Dezember. Von den Verantwortlichen, die sich im Frühjahr 2018 ins Amt wählen ließen, sind neben Maier nur noch Kassier Fabian Haas, Nachwuchschef Jona Welte und AH-Leiter Peter Seidl übrig geblieben. Maier hofft, die lichten Reihen in einem knappen halben Jahr wieder aufzufüllen, wenn Neuwahlen bei den Kickern des TSV anstehen: „Ich bin für jeden offen, der kommt.“

Ob er selbst dann noch als Trainer oder gar als Spartenchef zu halten ist, steht in den Sternen. Der Niedergang der Mannschaft hat Kritiker aus den eigenen Reihen auf den Plan gerufen. „Es ist mehr als ernüchternd“, brandmarkt Willi Welte das Gekicke und plädiert dafür, sich spätestens im Juni einen Nachfolger für Maier als Trainer zu suchen. „Noch mal mit ihm in eine Saison zu gehen, ist Selbstmord“, sagt der Sportliche Leiter.

Es hat sich einiges angestaut beim ehemaligen Abteilungsleiter, der sich über fünf Jahrzehnte lang ehrenamtlich für die Fußballer des TSV engagierte. Dass die neue Führung nicht einmal zwei Jahre hielt, kann er nicht nachvollziehen. „Wenn ich gewählter Vorstand bin, kann ich nicht sagen, ich mag nicht mehr.“ Seine Kritik richtet sich jedoch in erster Linie gegen seinen Nachfolger, der zuletzt mit unglücklichen Aussagen für Unruhe im Umfeld des Vereins sorgte. „Die Gerüchte sind nur allzu verständlich“, findet Welte. In der Tat hat Maier selbst für ziemlichen Wirbel gesorgt, als er am 3. November die Kreisklassen-Partie beim SV Hohenfurch wegen Personalmangels absagte, obwohl ihm eigentlich jeweils sieben Spieler aus der ersten und zweiten Garnitur zur Verfügung standen. „Eventuell melde ich eine Mannschaft ab“, drohte Maier außerdem mit Konsequenzen, die die Gerüchte noch zusätzlich anheizten. Inzwischen hat sich der November-Blues bei Maier wieder gelegt, und er will mit beiden Teams die Runde zu Ende spielen. Doch allein die Androhung hält Welte für eine „Bankrotterklärung“, die für ihn darauf schließen lässt, dass Maier in beiden Ämtern überfordert ist. „Er hat nicht gewusst, auf was er sich einlässt.“

Der ehemalige Abteilungsleiter wundert sich ohnehin, warum noch keine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen wurde, um die vakanten Positionen zu besetzten. Führungsschwäche und sportliche Krise lassen deshalb bei Welte die Alarmglocken schrillen. Er erinnert an Vereine aus der Region, die in den vergangenen Jahren große Turbulenzen erlebt haben: „Wir müssen aufpassen, dass es uns nicht so geht wie Weilheim oder Starnberg.“

Maier gibt sich jedoch kämpferisch, das drohende Unheil abzuwenden. „Das werde ich verhindern“, stellt er klar. Fragt sich nur, ob er dazu noch den nötigen Rückhalt genießt.

Aufrufe: 07.12.2019, 10:36 Uhr
Starnberger Merkur / Christian HeinrichAutor