2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Der TSV Herbrechtingen kassiert fast sechs Gegentore pro Spiel. Foto: Christian Thumm
Der TSV Herbrechtingen kassiert fast sechs Gegentore pro Spiel. Foto: Christian Thumm

Kreisliga A3: Wie geht's da unten?

Schlusslicht TSV Herbrechtingen kassiert fast sechs Gegentore pro Spiel. Dies hat auch Auswirkungen aufs berufliche Umfeld.

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Höher, weiter, schneller. Die Sportwelt liebt Extreme. Auch auf den Fußball trifft dies zu. In der Regel dreht sich hier alles darum, wer die meisten Spiele gewinnt, die meisten Tore schießt – oder die wenigsten Gegentreffer kassiert. Doch genauso gerne wandert der Blick in der Tabelle auch nach unten, nimmt dabei das Mittelfeld, die breite Masse, nur am Rande wahr, und fokussiert die hinteren Ränge. Der so genannte Tabellenkeller übt auf Fußballbegeisterte ebenfalls eine besondere Anziehungskraft aus. Welches Team hat die wenigsten Siege auf dem Konto, die meisten Tore zugelassen? Wer ist vom Abstieg bedroht – und warum?

Die Fußballer der TSV Herbrechtingen sind in dieser Hinsicht momentan Gesprächsthema Nummer eins im Landkreis Heidenheim. Haben sie doch nach elf Spielen und damit knapp einem Drittel der Saison null Punkte auf dem Konto bei einer desaströsen Tordifferenz von 12:62. Bei Ergebnissen wie 0:12, 0:10 oder 0:7, das ist nicht weiter verwunderlich, droht der Abstieg aus der Kreisliga A 3.

„Dass es hart wird, haben wir gewusst. Aber nicht, dass es so hart wird“, sagt Rudolf Geiger, im 13. Jahr Abteilungsleiter bei der TSV. Besonders das 0:10 in Burgberg habe ihn schwer mitgenommen. „Für mich ist der Verein alles. Da bricht alles zusammen“, so der 57-Jährige. So eine Negativserie habe er noch nie erlebt, dabei hat er selbst 20 Jahre lang Fußball gespielt. Er war zum Beispiel auch bei der Herbrechtinger Stadioneinweihung gegen den VfB Stuttgart dabei. Damals gab's nur ein 0:11.

TSV Herbrechtingen: Zurzeit Gespött des Kreises

Als „nicht beschreibbar“ ordnet auch Thorsten Möhl, seit dieser Saison TSV-Trainer, die aktuelle Situation ein. Dabei hat auch der 41-Jährige schon viel gesehen. So spielte Möhl einst beim VfB Stuttgart II, dem VfR Aalen und bei den Sportfreunden Dorfmerkingen. Bei zweistelligen Niederlagen werde auf der Arbeit schon „hinterhergefrotzelt“, musste Möhl die Erfahrung machen. Manches sei dabei nicht druckreif. „Da muss man aber drüber stehen“, betont der Coach.

Auch Manuel Geiger redet sich die Situation nicht schön: „Wir sind zurzeit das Gespött des Kreises“, sagt der Herbrechtinger Kapitän fast beiläufig. Besonders nach hohen Niederlagen lassen sich die Kollegen montags zur Begrüßung gerne etwas einfallen. Da wird mal die Tabelle ausgedruckt und aufgehängt, bei einem Mitspieler prangte 0:12 groß am Arbeitsplatz. „Am Anfang habe ich mich schon aufgeregt. Mittlerweile nehme ich das aber lockerer“, sagt Manuel Geiger. Irgendwann kehre eben doch der Alltag ein.

Dabei sind die Probleme der TSV Herbrechtingen leicht ausfindig zu machen. Vor der Saison verließen die meisten Stammspieler den Verein, gerade einmal drei sind geblieben. Der Kader musste mit Spielern aus der Reserve aufgefüllt. „Das zog sich wie ein Rattenschwanz“, sagt Rudolf Geiger.

Trotzdem Spaß am Fußball?

Den ersten feststehenden Abgängen folgten andere, die fürchteten, dass die TSV keine schlagkräftige Mannschaft stellen könne. Auch Manuel Geiger hätte locker einen neuen Verein finden können, hat er doch früher auch höherklassig gespielt. Doch der 29-Jährige blieb. Zu 70 Prozent wegen seines Vaters Rudolf. Zu 30 Prozent, weil der Verein ihm am Herzen liege, sagt er, um nachzuschieben: „Den Spaß lässt man sich nicht vollkommen nehmen.“

Natürlich gibt es auch andere Gründe für die Misere, die allerdings jeder Verein kennt. Es gibt einige Verletzte, zudem gibt es Spieler, die eigentlich zugesagt haben, aber einfach nicht zu den Spielen kommen. „Wir versuchen möglichst viele zu reaktivieren und telefonieren viel rum, um ein Team zusammenzubekommen“, sagt Manuel Geiger. Und dessen Vater fügt an: „Den Spielern, die da sind, kreide ich die Situation nicht an.“

Aussichtslos sei die sportliche Lage allerdings nicht. Auf die beiden vor ihr liegenden Mannschaften hat die TSV nur fünf Punkte Rückstand. „Ich sehe es noch nicht so, dass wir absteigen. Wir haben die Chance in der Winterpause personell nachzulegen“, gibt sich Rudolf Geiger kämpferisch. Zudem gibt es eine längerfristige Perspektive. Trainer Möhl hat einen Vierjahresvertrag unterschrieben und verweist auf die B-Jugend, aus der potenzielle Spieler für die erste Mannschaft herauskommen könnten. „Da sind einige gute dabei“, so Möhl.

Das Dilemma bei der TSV Herbrechtingen wirkt sich dabei auch auf die Konkurrenten aus. Denn je länger der Negativlauf des Tabellenletzten anhält, umso mehr steht der jeweils kommende Gegner unter Druck. Kein Team will das erste sein, das gegen Herbrechtingen nicht siegt. Und punkten wird die TSV. Fragt sich nur wann. Am Sonntag kommt es zum Kellerduell gegen den Vorletzten TKSV Giengen (15 Uhr).

Jetzt die besten Spieler in die "Elf der Woche" wählen. Einfach die Logos einer Partie anklicken und für den favorisierten Spieler jedes Teams abstimmen. Damit die "Elf der Woche" zustande kommt, müssen in der ganzen Liga mindestens 70 Prozent der Aufstellungen eingepflegt und pro Team zehn Stimmen verteilt worden sein.

Sportfreunde Fleinheim - SV Großkuchen 4:0
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Schiedsrichter: Marc Bollinger - Zuschauer: 120
Tore: 1:0 Matthias Johannes Majer (26.), 2:0 Matthias Johannes Majer (43.), 3:0 Matthias Waldenmayer (72.), 4:0 Lothar Baß (86.)

TSG Schnaitheim II - FV Sontheim/Brenz II 0:1
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Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 0:1 Maximilian Kern (80.)

TKSV Giengen - SC Hermaringen 2:1
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Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: 80
Tore: 1:0 Ibrahim Pirincci (38.), 1:1 Patrick Mair (68.), 2:1 Devran Demirdüken (76.)

SG Königsbronn / Oberkochen - Türkspor Heidenheim 2:0
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Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: 150
Tore: 1:0 Matthias Mack (44.), 2:0 Lukas Geißler (83.)
Platzverweise: Gelb-Rot gegen Mert Sahan (53./Türkspor Heidenheim)

FV Burgberg - SV Mergelstetten 0:5
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Schiedsrichter: Horst Späth (Bächingen) - Zuschauer: k.A.
Tore: 0:1 Enes Say (17.), 0:2 Enes Say (32.), 0:3 Patrick Feldengut (31. Foulelfmeter), 0:4 Kubilay Deniz (31.), 0:5 Daniele Russo (55.)
Besondere Vorkommnisse: Burak Akin (FV Burgberg) scheitert mit Foulelfmeter (28.)

AC Milan Heidenheim - TV Steinheim 1:0
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Schiedsrichter: Heinz Illenberger (SV Kerkingen) - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Darko Cuckovic (31. Foulelfmeter)

SV Söhnstetten - SG Heldenfing. / Heuchlingen 3:3
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Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: 200
Tore: 0:1 Michael Grüner (29.), 0:2 Bastian Pfeiffenberger (32.), 1:2 Peter Koffler (53.), 1:3 Bastian Pfeiffenberger (66.), 2:3 Peter Koffler (81.), 3:3 Sebastian Ramsperger (88.)
Platzverweise: Gelb-Rot gegen Timo Seitz (81./SG Heldenfing. / Heuchlingen/Foul)

TSV Gussenstadt - TSV Herbrechtingen 3:1
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Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Timo Fronmüller (12.), 1:1 Michael Ludwig (27.), 2:1 Philip Rothofer (40. Foulelfmeter), 3:1 Philip Rothofer (71.)



Aufrufe: 019.10.2017, 12:30 Uhr
Edgar Deibert, HZAutor