2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligavorschau
Die Uhr von Charly Pecher tickt noch. Wenn es nach dem Trainer des Kellerkindes TSV Neusäß geht, ist sie noch nicht abgelaufen.
Die Uhr von Charly Pecher tickt noch. Wenn es nach dem Trainer des Kellerkindes TSV Neusäß geht, ist sie noch nicht abgelaufen. – Foto: Oliver Reiser

Die Uhr tickt in Neusäß noch

Obwohl die Truppe von Trainer Charly Pecher seit über einem Jahr sieglos ist, ist der Spaß am Fußball noch nicht verloren +++ Bobingen ist zuversichtlich und voll motiviert

Seit über einem Jahr ist der Aufsteiger TSV Neusäß in der Bezirksliga Süd ohne Sieg, dazu noch die Corona-Krise – eigentlich müssten die Lohwaldkicker längst jeglichen Spaß am Fußball verloren haben. Der TSV Bobingen will in Bad Grönenbach die ersten drei Punkte des Jahres einfahren. Der Tabellenletzte SV Stöttwang kann mit einem Heimsieg gegen den TSV Haunstetten die rote Laterne abgeben.

TSV Neusäß – TV Erkheim (Sa, 15 Uhr) Es war die 89. Minute, als sich der TSV Neusäß im Kellerduell gegen Tabellenschlusslicht SV Stöttwang die Kugel beim Stand von 2:2 selbst ins Gehäuse schob. Ein Eigentor, das sinnbildlich für diese Aufstiegssaison stand – eine Saison zum Vergessen. „Eines ist jetzt eindeutig widerlegt: Es gleicht sich innerhalb einer Saison mitnichten alles wieder aus“, analysierte Trainer Charly Pecher betrübt. Der 54-Jährige leidet sichtlich unter dem bisherigen Verlauf. „Wir haben die Seuche“, findet er weiter klare Worte. Dabei möchte Pecher seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Doch eins ist auch ihm bewusst: „Uns fehlt einfach die Qualität.“ Zweimal stand der TSV Neusäß alleine vor dem Tor. Lediglich ein Abwehrspieler des SV Stöttwang war jeweils auf der Linie zum letzten Klärungsversuch zurückgeblieben. Zweimal schoss man genau jenen Abwehrspieler an. Für ihn als Trainer sind der Verlauf, die gesamte Saison und die aktuelle Situation „äußerst hart“, wie er sie beschreibt. „Das Ding ist, ich muss meiner Mannschaft vom Engagement her sogar ein Lob zollen. Wir werfen Woche für Woche alles im Rahmen unserer spielerischen Möglichkeiten rein.“ Und genau hier liegt das Problem: Der TSV Neusäß hat aufgrund personeller Engpässe schlichtweg nicht die Klasse für die Bezirksliga und keine finanziellen Mittel, dies auch nur ansatzweise zu ändern. Pecher nimmt kein Blatt vor den Mund, wird vom Verein für seine Ehrlichkeit und direkte Art geschätzt. Wie seine Zukunft beim TSV Neusäß aussieht, das weiß er aber selbst nicht. „Die Ergebniskrise ist natürlich da. Ich werde die Mannschaft aber nicht im Stich lassen, außer es ist erwünscht“, so Pecher.
Dem scheint nicht so. Ein Blick auf das Trainingsgelände des TSV Neusäß vor dem Heimspiel gegen den Tabellenvierten TV Erkheim lässt das Fußballerherz höher schlagen. Wohin man auch blickt, es wird gelacht, geflachst und jedes Trainingstor wie eines im Finale der Champions League gefeiert. Da fragt man sich zu Recht: Woher nimmt der TSV Neusäß trotz vorletztem Tabellenplatz und personeller Misere diese Freude am Sport? Es ist der Charakter, der den Aufsteiger trotz sieglosem Fußballjahr noch immer am Leben hält. „Die Stimmung ist natürlich gut“, erklärt Trainer Charly Pecher mit einem Selbstverständnis. „Wir können die Lage gut analysieren und die Personalsituation kennt bei uns nun wirklich jeder.“ Aus diesem Grund hat der 54-Jährige seinen Jungs auch über das vergangene Wochenende frei gegeben – Wunden lecken war angesagt. Auf’s Sofa fläzen und die Füße hochlegen wollen Pecher und seine Jungs aber nicht. Ein extra Lauftraining pro Woche soll nochmals einen Fitness-Boost für die restlichen Spiele geben. „Wir werden mindestens so viel Arbeiten wie sonst, wenn nicht mehr“, stellt der 54-Jährige klar. Jammern versuchen die Lohwälder daher zu umgehen. Auch vor der Aufgabe gegen den haushohen Favoriten TV Erkheim schreckt der TSV Neusäß nicht zurück. „Natürlich wird das eine harte Nuss. Das ist eine der stärksten Mannschaften der Liga“, so Pecher. Dennoch sei dies eine Aufgabe der man sich gerne stelle – „mit Leib und Seele“, ist er auf die Einstellung seiner Jungs mächtig stolz.
Nach der enttäuschenden Partie gegen den VfL Kaufering ging TVE-Coach Andreas Köstner mit seiner Mannschaft hart ins Gericht. Kämpferisch und läuferisch muss man mehr bringen, wenn es mal nicht so läuft. Köstner erwartet nun gegen den TSV Neusäß ein anderes Gesicht, verbunden mit dem notwendigen Siegeswillen und erwartet drei Punkte. Hoffnung setzt er auf den Einsatz von Fabian Krogler und Maximilian Reichenberger. Während Bastian Scheel wieder im Kader steht, fällt Benjamin Huith verletzt aus. Ein Fragezeichen steht hinter dem Einsatz von Manuel Merk und Stefan Oswald. (vra) Lokalsport Labo

SV Stöttwang – TSV Haunstetten (So, 15 Uhr) Dem Tabellenletzten SV Stöttwang bietet sich am Sonntag gegen den TSV Haunstetten die große Chance, die rote Laterne abzugeben. Da die beiden letzten Heimspiele zumindest nicht verloren wurden, geht der Gastgeber mit großem Selbstvertrauen in die Partie.

TV Bad Grönenbach – TSV Bobingen (Sa, 15 Uhr) Für den TV Bad Grönenbach geht es nach der enttäuschenden 2:4-Niederlage beim TSV Babenhausen um Wiedergutmachung. Tugenden, die in der Vorwoche vermisst wurden, sollen gegen den TSV Bobingen wieder abgerufen werden. Die Personalsituation der Kurortelf bleibt weiterhin angespannt. Zwar kehren Philipp Milz und Alexander Kühn in den Kader zurück, dafür fällt Marcel Lutz mit Rot-Sperre aus. Voraussichtlich werden Denis Wassermann, Michal Kutlik, Markus Einsiedler und René Rieß fehlen.
Im Nachholspiel im Unterallgäu soll das Bobinger Offensivspiel wiederbelebt werden und so die ersten drei Punkte in diesem Jahr eingefahren werden. Dass das kein leichtes Unterfangen sein wird, zeigt zum einen der Blick auf die Tabelle: Bad Grönenbach steht mit 43 Zählern derzeit auf Rang drei. Zum anderen erinnern sich die Bobinger wohl nur ungern an die 0:2-Niederlage aus dem Hinspiel zurück. Im Vorjahr verloren die Hochsträßer sogar noch deutlicher mit 0:3 im Unterallgäu. „Grönenbach war bisher immer ein hartes Pflaster. Genauso ein Spiel erwarte ich nun auch wieder“, sagt Tomakin. Die Unterallgäuer stellen mit Igor Klein (13 Tore, zwölf Vorlagen) einen der Topscorer der Liga. Davon will sich Hüseyin Tomakin genauso wenig beeindrucken lassen, wie von der aktuell ungewissen Corona-Situation: „Ich gehe immer zuversichtlich in die Trainingswoche, und mit dieser Zuversicht und ganz viel Bock gehen wir auch das Spiel am Samstag an.“ (SZ) Lokalsport SZ

Aufrufe: 024.10.2020, 07:58 Uhr
Bernhard MeitnerAutor