2024-04-25T14:35:39.956Z

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Eine Saison mit Höhen und Tiefen war das bisher für die Grabfeld Gallier um Torwart-Trainer Otto Dietz.
Eine Saison mit Höhen und Tiefen war das bisher für die Grabfeld Gallier um Torwart-Trainer Otto Dietz. – Foto: Simon Tschannerl

Gallier-NEIN: »Sehen sonst Probleme auf Vereine abgewälzt«

Nord-Bayernligist TSV Großbardorf hat beim Vereinsvoting klar mit NEIN gestimmt und führt seine Argumente detailliert aus +++ "Zu befürchten ist ein existenzbedrohender Zustand für unseren Verein"

"Wir stehen sicherlich vor der größten Herausforderung und Veränderung unserer Zeit. Wichtig ist und bleibt aber die Gesundheit, weshalb wir alles mittragen was nötig ist, um uns und unsere Familien, Freunde bzw. Bekannten zu schützen", so die Vorstandschaft des Bayernligisten TSV Großbardorf. Kopfzerbrechen macht den Grabfeld Galliern auch die sportliche wie wirtschaftliche Situation. In einem Positionspapier erklärt der Bayernliga Nord-Tabellenvierte, warum er bei der Abstimmung der Vereine zur etwaigen Fortführung der Saison 2019/20 ab September sehr deutlich mit NEIN gestimmt hat.

"Zu befürchten ist auch ein erheblicher und vielleicht sogar existenzbedrohender Zustand für unseren Verein. Aktuell ist bisher jetzt nur klar, dass wir vor September 2020 keine Spiele mehr bestreiten werden. Hierzu hat uns der Verband gebeten Position zu beziehen, was wir mit beigefügtem Papier tun", erklärt die Vorstandschaft der Grabfeld Gallier. Es folgt die Stellungnahme des Vereins im Wortlaut.




Gallier-Positionspapier zum BFV-Vorschlag der Saisonverlängerung ab 01.09.2020

Vorweg möchten wir festhalten, dass wir mit dem Vorgehen des BFV und der einhergehenden Informationspolitik seit der Krise sehr zufrieden sind. Man sieht das Bemühen der handelnden Personen mit den Vereinen zu kommunizieren und mit den Webinaren hat man hierfür einen tollen Weg gefunden. Da wir bisher aber immer nur Zuhörer sein durften und somit unsere Sichtweise nicht darstellen konnten, möchten wir dies nun hiermit tun.

Bisher waren auch wir für eine mögliche Beendigung der Saison 2019/2020 auf sportlichem Weg. Dies aber bisher immer in der Hoffnung, dass man dies ggf. bis 30.06., 30.07. oder längstens 30.08.2020 umsetzen kann. Dann hätte man auf kleinem Dienstweg sicher Lösungen für die unten aufgeführten Probleme finden können. Dies ist nach dem neuen Ansatz nicht mehr der Fall, wodurch wir aufgrund der nachfolgend aufgeführten Beweggründe nun einer sportlichen Beendigung nicht mehr zustimmen.

Am Freitagabend wurden die Verbandsligisten der Landes- und Bayernligen vom BFV in einem Webinar informiert, welchen Weg man sich von Verbandsseite aus wünscht bzw. als Ideallösung erachtet. Bei einer Abstimmung soll man einer Saisonverlängerung bis weit in den Herbst des Jahres 2020 hinein zuzustimmen.

Mit nachfolgendem Positionspapier möchten wir mitteilen, dass wir uns gegen den Vorschlag des BFV entscheiden und deshalb bei der Verbandsfrage mit NEIN stimmen, was unsere Gründe hierfür sind und welche Position wir einnehmen in Bezug auf das Saisonende der laufenden Runde und der Saison 2020/2021.

Nachfolgend beleuchten wir die Position des Verbandes bzw. die nach unserer Meinung vorliegenden Probleme bzw. Fragestellungen in Bezug auf Fortsetzung bzw. Abbruch von unserer Seite aus und konkretisieren anhand von praktischen Beispielen unseres Vereins, die sicherlich nicht generell zu verallgemeinern sind, die aber doch auch auf viele weitere Vereine zutreffen könnten...

1. Das Hauptargument des Verbandes bzw. die größte Sorge bei einem sportlich nicht zu Ende
gespielten Saisonende ist, dass der Verband eine Klagewelle auf Vereine und letztendlich den
Verband zukommen sieht.

  • Für uns als Verein sehen wir keine Klagewelle und wir haben mit unseren Sponsoren und Gönnern einen offenen Umgang. Welcher Verein wird in eine größere Diskussion mit einem Sponsor einsteigen, falls dieser eine Reduktion seines Sponsorings fordert?? Wir alle sind auf Gönner angewiesen und werden dann flexibel Lösungen finden, weil wir alle auf gerade diese Partner angewiesen sind und ganz sicher nicht in eine Diskussion oder gerichtliche Auseinandersetzung steuern werden.
  • Wenn man für weit über 90% der Vereine eine vernünftige Lösung eines vorzeitigen Saisonendes findet, einem aktuellen Tabellenführer den Aufstieg ermöglicht und gleichzeitig niemand absteigen lässt, wer soll dann noch klagen? Der aktuell Zweit- oder Drittplatzierte der sich ggf. noch vielleicht auch berechtigte Hoffnungen auf einen Aufstieg macht? Wir erläutern später warum es auch für diese wenigen Vereine vielleicht besser ist die Saison jetzt zu beenden und auf die nächste zu setzen.
  • Die Argumentation des BFV Vorstands zur privaten Haftung bzw. Klagewelle an den BFV verstehen wir voll und ganz. Hier würden wir deshalb dringend die Empfehlung aussprechen sofort einen außerordentlichen Verbandstag einzuberufen und eine Haftungsfreistellung durch die Mitglieder – und das sind ja die Vereine – zu beantragen. Diese würde sicher auch durchgehen. Zudem könnte dieser Verbandstag dann auch den Umgang mit Saisonende 2019/2020 abstimmen und eine größtmögliche Flexibilität für die Durchführung der Saison 2020/2021 beschließen.
  • Auch die Vergleiche zu anderen Ländern wie England oder Österreich, wo Klagewellen angedroht sind, sehen wir nicht, wenn man den Tabellenführer aufsteigen lässt. In diesen Ländern und in Deutschland auch wird mit Klagen nur von den Vereinen gedroht, die vorne stehen bzw. weil der Abbruch in England und Österreich komplett ohne Wertung vorgenommen wurde bzw. werden soll. Auch wir sehen es so, dass man den führenden Vereinen nach 2/3 der Saison nicht den Aufstieg nehmen darf. Einer wird bzw. soll profitieren. Und die 2-3 die ebenfalls noch hoffen pro Liga, für die erklären wir unten warum es ggf. auch für sie besser ist die Saison jetzt zu beenden.


2. Das zweite große Hauptargument des BFV ist, dass man ja nicht weiß, ob überhaupt im September wieder gespielt werden kann bzw. wann denn dann und man sich im schlimmsten Fall zwei Saisons „zerschießt“ falls man diese Saison nicht beendet. Das soll heißen, dass man zumindest diese Saison bis spätestens Juni 2021 beendet haben will.

  • Wir sind hier ganz anderer Meinung, denn für uns ist mit höchster Wahrscheinlichkeit klar, wenn wir die Saison 2019/2020 zu Ende spielen wollen, dass es keine Saison 2020/2021 geben wird und es für alle die es jetzt um nicht mehr allzu viel geht in Wirklichkeit erst ab Juli 2021 wieder Fußballspiele gibt, die sportlichen Reiz haben. Was das vor allem auch für Zuschauerzahlen bedeutet, kann sich jeder ausmalen.
  • Mit der Wiederaufnahme der alten Saison frühestens zum September 2020 beraubt man sich mindestens bis November 2020 der Möglichkeit Spiele einer neuen Saison auszutragen. Im schlechten Fall, dass man erst im Oktober wieder starten kann, können heuer gar keine Spiele mehr der Saison 2020/2021 ausgetragen werden. Und Worst Case tritt ein, wenn z.B. ein paar Spiele der alten Saison aus witterungstechnischen, pandemietechnischen oder karantänetechnischen Gründen vielleicht einzelner Teams ins Jahr 2021 verlegt werden müssen. Spätestens dann ist klar, dass viele weitere Teams warten müssen, keine neue Saison begonnen werden kann und viele Teams damit mindestens ein weiteres Halbjahr auch noch in 2021 ohne Ligaspiele dastehen.
  • Mit Beendigung der laufenden Saison und einer potentiellen Wiederaufnahme einer neuen zum September 2020 hätte man die größere Chance eine neue gute und für alle wieder sportlich reizvolle Liga zu beginnen. Das Spielsystem kann man offen halten bis wirklich klar ist wann man starten kann. Selbst im absoluten Worst Case Fall, dass man erst im März 2021 starten kann, könnte man auch noch ein Model finden, dass bis Juni 2021 durchsetzbar ist mit kleinen Gruppen innerhalb der Ligen und einem Playoff-Modus. Sehr wahrscheinlich wäre für jedenfalls alle Teams, dass spätestens ab März 2021 wieder eine richtige Liga gespielt wird, bei der es für alle um etwas geht und nicht nur für einen kleinen Teil, der aktuell noch um Aufstieg oder Abstieg spielt.
  • Und hier möchten wir dann auch nochmal auf die potentiellen Gegner bzw. Kläger gegen ein vorzeitiges Saisonende eingehen. Alle die jetzt ggf. Zweit- oder Drittplatzierte sind und sich noch Hoffnungen auf einen Aufstieg machen, können darauf natürlich setzen. Was ist aber, wenn sie auch im letzten Saisondrittel den aktuell führenden nicht einholen? Wenn ggf. sowieso keine Relegation stattfindet, was wir für diese aktuelle Saison für sehr wahrscheinlich halten? Wenn sie vielleicht nach ein paar weiteren Spielen schon abgeschlagen sind? Dann spielen auch sie den Rest der Saison um die „Goldene Ananas“. Und im für uns wahrscheinlichen Fall, dass die Saison 2020/2021 komplett entfällt, können sie dann erst ab Juli 2021 wieder einen neuen Angriff auf den Aufstieg dann im Sommer 2022 nehmen. Lieber sollten sie jetzt einem Abbruch mit Aufstieg des Tabellenführers bzw. Konkurrenten zustimmen. Somit haben sie in der neuen Saison einen Mitbewerber weniger und können vielleicht bereits im Juni 2021 dann als Meister der neuen Saison aufsteigen. Also würden auch sie ein Jahr gewinnen und letztendlich ein weiteres Team verspätet vom Abbruch profitieren.


3. Ein weiterer wichtiger Aspekt des BFV Vorschlages wird mit Planungssicherheit für die Vereine überschrieben. Wir finden größtmögliche Planungssicherheit würde man den Vereinen geben, wenn man alles darauf setzt, die alte Saison jetzt zu beenden und eine neue mit allen Mitteln versuchen umzusetzen, denn nur mit einer neuen Saison und den zum Sommer üblichen großen Kaderveränderungen kann man eine langfristige Planungssicherheit erzielen.

  • Für unseren Verein und sicher für viele weitere sind die Planungen zur neuen Saison weit fortgeschritten. Neuer Trainer ist vertraglich fixiert. Neue Spieler sind vertraglich fixiert. Zudem ändert sich für viele aktuelle Spieler ab September grundsätzliches. Sie studieren, ziehen weg, beginnen Beruf, verändern sich privat und/oder räumlich, wollen kürzertreten etc. Wie sollen wir mit diesen Spielern bis Herbst 2020 oder sogar Frühjahr 2021 planen bzw. umgehen? Bei uns speziell fallen sicher mindestens 4-5 Spieler aus dem aktuellen Kader weg.
  • Was würde es dann heißen?? Wir können ggf. die Saison gar nicht zu Ende spielen, falls die getätigten bzw. geplanten Wechsel zu uns nicht vollzogen werden können, weil die Spieler bei ihren aktuellen Vereinen die Saison beenden müssen.
  • Schlimmstenfalls könnten wir im Herbst 2020 oder Frühjahr 2021 dann mit einer unserer Mannschaften gar nicht mehr antreten und würden dann noch ans Tabellenende gesetzt und absteigen? Würde derjenige dem das passiert dann nicht klagen?
  • Für den Fall, dass der Verband im Sommer doch ein Wechselfenster öffnet und alle Wechsel wie gewohnt umgesetzt werden können. Was hätte die Restsaison dann noch mit der jetzigen Saison zu tun, wenn dann komplett neue Kader gegeneinander antreten?
  • Wir befürchten bei einem solchen Szenario, dass sich die Teams hinten in der Tabelle oder auch die führenden im Sommer 2020 auf dem Transfermarkt überbieten und im schlimmsten Fall auch übernehmen?
  • Und wenn es auf die Kooperation der Vereine untereinander ankommt ob Spielerwechsel zu Stande kommen können oder nicht? Erst dann sehen wir sehr großes Konfliktpotential unter den Vereinen – und dann nicht nur innerhalb der Ligen, sondern sogar ligenübergreifend. Denn der abgebende Verein wollte mit seinem Spieler vielleicht noch aufsteigen bevor er zum anderen Verein wechselt und verweigert aufgrund der Saisonfortsetzung dann den Wechsel. Und der andere Verein braucht genau diesen Spieler, um im Herbst 2020 überhaupt antreten zu können, da bei ihm selbst viele Spieler nicht bereit sind bzw. es logistisch nicht können so weit wie benötigt über die getätigte Zeit der Vertragszusage 30.06.2020 hinaus zu spielen.


4. Der BFV appelliert sportliche Entscheidungen auf dem Platz zu treffen. Das sehen wir genauso. Wir sind aber der Meinung bei fast 2/3 gespielter Runde kann man dies als eine sportliche Entscheidung nehmen, da dieses Tabellenbild sehr aussagekräftig ist. Mit einem Quotienten könnten man den Ausgleich fehlender Spiele berechnen und somit eine Abschlußtabelle erstellen, die voraussichtlich sehr nahe an einer Endtabelle liegen wird.

  • Durch Aufstieg der Meister und keine Absteiger wäre das potentielle Klage- und Konfliktpotential sehr gering.
  • Die Ligen würden bei einigen etwas größer ausfallen, was im nächsten Jahr mit Mehreinnahmen an mehr Heimspielen helfen würde den Ausfall heuer zu kompensieren.
  • Der Toto-Pokal sollte 2020/2021 aussetzen, um Termine freizuhalten für ggf. größere Ligen. Dafür könnte z.B. der beste bayerische Drittligist der Saison 2020/2021 den DFB-Startplatz einmalig erhalten.
  • Je nach Ligen weiter unten müsste man garantieren, dass immer mindestens die Ligastärke 2020/2021 der Ligastärke der laufenden Saison erhalten bleibt. Dies könnte man weiter unten ggf. durch jeweils auch zwei direkte Aufsteiger möglich machen. Bei den untersten Ligen könnte man regional dann zuletzt ggf. eine Staffel auflösen, um die Ligastärke auch dort zu garantieren.
  • In der Saison 2020/2021 und ggf. noch in der Saison 2021/2022 könnte man durch Mehrabsteiger, dann wieder in Richtung der gewünschten Ligastärke steuern.


Unser Fazit:
Wir sehen die Beendigung der laufenden Saison als alternativlos und bitten deshalb darum eine einheitliche Lösung zu finden indem sportlich die aktuellen Tabellenführer direkt aufsteigen. Sollte dies abgelehnt und der Vorschlag des BFV durchgesetzt werden, sehen wir alle Probleme, die aktuell vielleicht der Verband für sich sieht, auf die Vereine abgewälzt. Wie sollen wir eine neue Saison planen, ohne zu wissen, welche Spieler uns ggf. noch wann zur Verfügung stehen? Der Verein muss die kompletten Vertragsplanungen mit allen Spielern, Trainern etc. überarbeiten und an was anpassen was ich heute noch gar nicht weiß? Wir müssen im schlimmsten Fall noch 1 1⁄2 Jahre spielen, ohne dass es einen sportlichen Reiz hat? Wir haben mittlerweile mit dem aktuellen Kader und Trainern eine einheitliche sehr gute Lösung bis zum Vertragsende 30.06.2020 gefunden. Auch mit dem Kader, der ab 01.07. für uns spielen soll, kann man sehr einfach jetzt eine vertragliche Vereinbarung finden bzgl. einem etwaigen neuen späteren Saisonstart. Aber Spieler, die im Sommer wechseln wollen bzw. bereits ihren neuen Vereinen zugesagt haben, bzw. sich räumlich oder privat verändern – wie soll ich mit denen einen Vereinbarung finden, dass sie ggf. noch bis 2021 weiterspielen sollen oder müssen??

Deshalb ist unsere Entscheidung ganz klar gegen eine weitere Hängepartie mit der laufenden Saison zum Wohle nur einer extremen Minderheit der Vereine die aktuell davon betroffen sind. Den BFV würden wir aber natürlich weiter unterstützen einen Saisonabbruch und eine etwaige Wertung ohne Klagen mit einem Verbandstag umzusetzen und eine dann sicher mögliche Saison 2020/2021 für alle Vereine des BFV planungstechnisch und sportlich interessant und umsetzbar anzugreifen.

Sollte aber natürlich der Weg einer Saisonverlängerung die überwiegende Mehrheit der BFV-Vereine wünschen, würden auch wir uns natürlich dieser Empfehlung anschließen bzw. die unterstützen, auch wenn sie uns vor die nächsten Herausforderungen stellt.

Mit sportlichen Grüßen
Die Grabfeld Gallier
TSV 1923 Großbardorf e.V.
Vorstandschaft und sportliche Leitung





Aufrufe: 019.4.2020, 20:23 Uhr
redAutor