2024-06-06T14:35:26.441Z

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Der Budenzauber hat seinen Reiz verloren. Immer weniger Vereine beteiligen sich an der Hallenmeisterschaft. Dieter Metzler
Der Budenzauber hat seinen Reiz verloren. Immer weniger Vereine beteiligen sich an der Hallenmeisterschaft. Dieter Metzler

Futsal? Fürstenfeldbrucker Vereine sagen "Nein, danke!"

FUSSBALL-MEISTERSCHAFTEN IN DER HALLE

Das Fußballjahr neigt sich seinem Ende zu. Höchste Zeit, die Hallenschuhe auszupacken. Doch die Begeisterung hält sich bei den Kickern in der Region in Grenzen. Viele Fußballer pfeifen auf den Budenzauber namens Futsal und machen lieber Winterpause.

Landkreis 41:144 – ein Resultat, das mehr nach Basketball-Ergebnis klingt. Tatsächlich ist es aber das Spiegelbild einer Entwicklung, die Fußball-Verantwortliche im Kreis Zugspitze ins Grübeln bringt. 41:144 – so verhalten sich nämlich die Teilnehmerzahlen an der Hallenmeisterschaftsrunde in den vier Zugspitz-Gruppen im Vergleich des Jahres 2019 mit 2007. Damals wurde noch nach altem Modus gespielt. Seit sechs Jahren gelten die Futsal-Regeln. Innerhalb von zwölf Jahren ist das Interesse um 70 Prozent zurückgegangen, Fußball in der Halle ist aus der Mode gekommen.

Dabei hatte der Bayerische Fußballverband doch so große Visionen. Attraktiver, schneller und ungefährlicher sollte der Hallenkick werden. Das sollte Vereine und Zuschauer wieder in die Hallen locken. Deshalb gab’s den großen Umbruch: Weg vom zweikampfbetonten Fußball mit Rundumbande, hin zum technisch geprägten Futsal.

Keine Extra-Einladungen verschickt hat Spielleiter Bernd Reiser.

Auch in der Brucker Fußballregion hielt sich die Futsal-Begeisterung von Beginn an in Grenzen, was sich auch in den Meldungen der Vereine zu dem Hallenspektakel widerspiegelt. Von Jahr zu Jahr verkleinerte sich das Teilnehmerfeld. In der vom Mammendorfer Verbandsfunktionär Bernd Reiser geleiteten Nord-Gruppe hat sich das Feld gegenüber dem Vorjahr um die Hälfte von 24 auf zwölf Mannschaften halbiert. Ein Grund: Reiser hat die Vereine heuer nicht extra zur Teilnahme aufgefordert. In der Regel machen das die Vereine im Mai, wenn sie ihre Mannschaften für die neue Freiluftsaison melden. Heuer haben nur zwölf die Halle mit angekreuzt. Als sich auch noch der SV Inning abmeldete, sprang Günzlhofen ein. „Ich habe mal ein Exempel statuiert, weil ich es leid bin, den Vereinen immer nachzulaufen,“ erläutert Reiser. Lediglich der FC Puchheim habe nachträglich noch angeklopft. Reiser musste vertrösten: „Falls noch eine Mannschaft kurzfristig aussteigt, rückt Puchheim nach.“

Warum die Vereine auf den Hallenkick auf die kleineren Tore und mit dem sprungreduzierten Ball keinen Bock haben, kann Reiser nicht nachvollziehen. Die Verletzungsgefahr könne es jedenfalls nicht sein. Denn: „Seitdem wir im Futsal-Modus spielen, haben wir im Gegensatz zu Turnieren herkömmlicher Art mit Rundumbande keine schweren Verletzungen mehr zu beklagen.“ Die Vertreter der drei ranghöchsten Vereine im Landkreis bestätigen das nicht ganz. „Aufgrund der Verletzungssituation und der für uns wichtigen Rückrunde wollen wir jedes Risiko vermeiden“, sagt Olchings Landesliga-Manager Reinhold Miefanger. „Die Halle ist stets ein Risiko.“

Oberweikertshofens Manager Uli Bergmann erklärt, dass der Bezirksliga-Verein trotz dreier Mannschaften im Punktspielbetrieb stets Probleme habe, ein Hallenteam ins Rennen zu schicken. „Unsere Torhüter mögen in der Halle nicht zwischen die Pfosten.“ Weshalb Bergmann, der auch Geschäftsführer beim Bayernligisten FC Pipinsried ist, sportliche Gründe für den Hallenverzicht anführt: „Wenn wir melden, wollen wir auch erfolgreich sein.“ Was er heuer offenbar für ausgeschlossen hält. Aber: „Es kann durchaus sein, dass wir beim nächsten Mal wieder dabei sind.“

Unterpfaffenhofens Sportdirektor Jürgen Kapfer nennt „viele angeschlagene Spieler“ als Grund fürs Fernbleiben des Bezirksliga-Vereins in der Halle. „Es war bisher eine harte Saison. Die Spieler brauchen auch mal Abstand vom Fußball. Und sie wollen den Kopf frei und Zeit haben, auch mal für etwas anderes.“

Für Zugspitz-Spielleiter Heinz Eckl (Altenstadt), liegt das Problem auf der Hand: „Der Futsal ist es.“ Und das, obwohl diese Art des Hallenfußballs für ihn die bessere ist, weil das Verletzungsrisiko deutlich geringer sei, da Fouls wesentlich strenger bestraft werden. Bei einer gewissen Anzahl pro Mannschaft gibt es einen Strafkick für das gegnerische Team vom Zehn-Meter-Punkt. Von diesen Argumenten lassen sich die Fußballer aber nicht überzeugen. Eckl: „Die wollen im Winter einfach ihre Ruhe haben.“

Reiser schließt sich der Meinung seines Verbandskollegen an. Die Vereine wollen grundsätzlich in der Winterpause ihre Ruhe haben und die Zeit zur Regeneration nutzen. Dass einige Privatturniere nach den alten Regeln durchführen, wird häufig damit begründet, dass damit Geld in die Vereinskasse gespült wird.

Eckl plagt neben der geringen Beteiligung noch ein anderes Problem: Zu wenige Vereine wollen ein Futsal-Turnier um die Zugspitz-Meisterschaft ausrichten. In der Gruppe West wird auch diesmal wieder in Peiting und Utting gespielt. „Mehr Vereine haben sich leider nicht angeboten“, bedauert Eckl. Die gleiche Situation herrscht in der Gruppe Mitte: Dort wird seit vielen Jahren nur in Penzberg und Huglfing gespielt. Reiser hatte im Brucker Landkreis dagegen mit der Hallenbeschaffung noch nie Probleme. Im Gegenteil: „Die Vereine haben mich teilweise bekniet, ihnen den Zuschlag zu geben. Und denen ich das Vertrauen schenkte, haben das Turnier stets perfekt über die Bühne gebracht.“

Für das am 28. Dezember terminierte Turnier der Gruppe Nord in Brucks Wittelsbacher Halle sind vertreten: SV Althegnenberg, ASV Biburg, SC Fürstenfeldbruck, SpVgg Wildenroth, RW Überacker, SC Maisach, VSST Günzlhofen, BVTA Fürstenfeldbruck, TSV Hechendorf, TSV West, TSV Gernlinden und SV Mammendorf. Eine Woche später steigt an gleicher Stelle die Finalrunde auf Zugspitz-Ebene. Nachdem sich von jeder Gruppe (Mitte/Ost, Nord, West) jeweils drei Mannschaften qualifizieren, beschloss der Kreisausschuss zur Komplettierung des Zehnerfeldes, erstmals eine Wildcard zu vergeben. Zur Auswahl standen Penzberg und der TSV West. Das Gremium entschied sich für den Brucker Verein, der das Turnier seit Jahren auch ausrichtet.

Wer sich nach einer kräfteraubenden Freiluftrunde im Winter in der Halle austoben will, kann sich bei kleineren Gaudi-Turnieren austoben. „Die laufen ganz gut“, berichtet Eckl. Der Spaßfaktor spielt eine große Rolle. Und den gibt’s eben dort, wo es eine Rundumbande gibt – ganz so wie in früheren Zeiten. Was den Futsal betrifft, setzt Eckl seine Hoffnungen auf den Nachwuchs. Kommende Generationen würden mit dieser Variante des Hallenfußballs aufwachsen.

Mitarbeit: Max Edinger

Aufrufe: 06.12.2019, 17:07 Uhr
Fürstenfeldbrucker Tagblatt / Dieter MetzlerAutor