2024-05-15T11:26:56.817Z

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Christian Brucia (li.) rennt in Buchbach seit 2013 die Außenlinie rauf und runter.
Christian Brucia (li.) rennt in Buchbach seit 2013 die Außenlinie rauf und runter. – Foto: Michael Buchholz

Buchbachs Supersprinter: Am Dorf hat er sein Glück gefunden

Der gebürtige Offenbacher Christian Brucia (32) gehört zum Inventar der Regionalliga Bayern

In Buchbach besitzt er schon Legendenstatus: Christian Brucia. Seit Sommer 2013 läuft der gebürtige Hesse aus Offenbach für den Dorfklub auf. Nur Aleks Petrovic ist noch länger da. Die beiden sind die letzten Verbliebenen einer Buchbacher Spielergeneration, die sich langsam aber sicher verabschiedet.

Da musste auch Christian Brucia erst einmal schlucken. Echt jetzt? Was kaum einer für möglich hielt, wurde Realität: Maxi Hain und Markus Grübl, ihres Zeichens Spielführer des TSV, wurde eher uncharmant eröffnet, dass für sie in Zukunft kein Platz mehr im Kader sein wird. "Im ersten Moment war ich darüber auch verwundert. Die genauen Hintergründe kenne ich auch nicht, und möchte daher auch zu dem Thema nicht viel sagen. Aber aus Mitspielern sind über die Jahre hinweg Freunde geworden. Deshalb war das auch für mich nicht ganz so einfach", schildert Brucia. Die Corona-Krise hat beim "Kultklub" einen eher sanft angedachten Umbruch beschleunigt. Auch Stefan Denk und Thomas Breu haben sich verabschiedet, ohne noch einmal mit ihren langjährigen Anhängern gebührend feiern zu können.

Oft ein wenig unterschätzt, fühlt sich Christian Brucia (re.) mit Buchbach in der Rolle des Underdogs pudelwohl.
Oft ein wenig unterschätzt, fühlt sich Christian Brucia (re.) mit Buchbach in der Rolle des Underdogs pudelwohl. – Foto: Sven Leifer

Der Vertrag mit Christian Brucia wurde hingegen um zwei Jahre bis 2022 verlängert. Obwohl er mit bald 33 Jahren sicher nicht mehr zu den Perspektivspielern zählt, ist Brucia immer noch sehr zügig unterwegs. Er hat in all den Jahren kaum an Schnelligkeit eingebüßt und ist mit seinen Tempoläufen über die Außenbahn nach wie vor eine Waffe. Bis zu ersten Corona-bedingten Zwangspause war er mit fünf Treffern und fünf Vorlagen zudem so effektiv wie noch nie in seiner Laufbahn. Woher kommt die neue Torgefahr? "Das weiß ich auch nicht so genau", muss er lachen, hat aber dann doch einen Erklärungsansatz parat: "Unter Markus Raupach werde ich ein wenig anders eingesetzt. Bei Anton Bobenstetter war ich weiter außen, jetzt ziehe ich immer wieder in die Mitte und komme so automatisch öfter zum Abschluss."

In Offenbach aufgewachsen, lebt er mittlerweile in Mühldorf.

In Oberbayern ist er mittlerweile heimisch geworden. Er lebt in Mühldorf, seine Brötchen verdient er bei der Firma Bauer, dem Buchbacher Hauptsponsor. Nach erfolgreich absolvierter Ausbildung arbeitet er dort inzwischen in der Finanzbuchhaltung. Er schätzt die familiäre Atmosphäre am Dorf: "Ich fühle mich in Buchbach wohl, ich weiß das hier alles zu schätzen. Auch wenn es manchmal nicht immer hochprofessionell abläuft, hier habe ich den Spaß am Fußball wieder gefunden. Wir waren eigentlich immer die Underdogs, dazu die Volksfeststimmung bei den Heimspielen. Das taugt mir einfach." Mit seinen vorherigen Stationen Burghausen, Waldhof Mannheim und Eintracht Frankfurt sei das Ganze nur schwer zu vergleichen. "Das war etwas komplett anderes. Auch in Burghausen war das ja damals noch Profifußball. Da war wesentlich mehr Druck da, weil`s eben auch um viel Geld ging."

Auch nicht ganz einfach war seine Zeit in der Jugend von Eintracht Frankfurt. Aus einem triftigen Grund: "Ich komme aus Offenbach und muss zugeben, dass ich eigentlich Kickers-Fan bin", schmunzelt er und kann heute sogar lachend einen Tabubruch zum Besten geben: "Ich darf das eigentlich gar nicht laut sagen, aber zu meiner Zeit in Frankfurt spielten die Kickers im DFB-Pokal eben gegen die Eintracht - mit mir im OFC-Fanblock."

»Ich kann mich nur ganz schwer motivieren, alleine was zu tun.«

Bis Sommer 2022 hat Christian Brucia noch Vertrag in Buchbach. Auch er harrt im Moment der Dinge, die da noch auf die Gesellschaft zukommen. "Man weiß halt gar nichts", stöhnt er und vermag keine Prognose zu stellen, wann es denn endlich wieder auf den Platz gehen könnte. Nutzt er denn die Zwischenzeit, um sich etwa wie Teamkollege Aleks Petrovic körperlich zu stählen? Da muss er lachen: "Ich bin nicht wie Petro. Ich mache schon Stabi-Übungen und meine Läufe, aber nicht ganz in dem Ausmaß, wie es Aleks macht. Ich bin ein anderen Typ, ich kann mich nur ganz schwer motivieren, alleine was zu tun. Ich brauche das Mannschaftstraining. Ich sag's mal so: Wenn's wieder losgeht, werde ich voll da sein." Und wie lange will er sich noch auf höchstem Amateurniveau bewegen? Regionalliga-Fußball neben einem Vollzeitjob ist anstrengend. "So lange ich noch konkurrenzfähig bin, bleibe ich auch am Ball. Wenn ich merke, es reicht nicht mehr, ich komme den Jüngeren nicht mehr nach, dann höre ich auf." Dürfte dank seiner Schnelligkeit noch ein paar Jahre dauern.

Aufrufe: 030.1.2021, 10:30 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor