2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielvorbericht
Auch Buchbach hat einen Bierofka: Erwin, 59, sein Name – er ist der Onkel von Daniel Bierofka und mag den weiß-blauen TSV genauso wie den rot-weißen. Foto: Schlaf
Auch Buchbach hat einen Bierofka: Erwin, 59, sein Name – er ist der Onkel von Daniel Bierofka und mag den weiß-blauen TSV genauso wie den rot-weißen. Foto: Schlaf

Bieros Onkel: Darum gibt's kein Spanferkel in Buchbach

TSV 1860 reist zum Kult-Klub

Daniel Bierofkas Onkel Erwin ist Buchbacher und im örtlichen 1860-Fanclub engagiert – wie so viele im 2000-Seelen-Dorf. Vor dem Duell zwischen Buchbach und den Löwen haben wir ihn zum Interview getroffen.

Erwin Bierofka, Sie leben seit zwei Jahrzehnten in Buchbach, sind Chef des TSV-Förderkreises – und Vorsitzender des örtlichen Löwen-Fanclubs. Das dürfte beim Duell am Mittwoch zu einem Gewissenskonflikt führen, oder nicht?

Erwin Bierofka: Ich sag immer: Der Bessere soll gewinnen. Für Buchbach dürfte das aber schwer werden, wenn ich an den Löwen-Sieg am Freitag gegen Burghausen denke. Die zweite Halbzeit war schon beeindruckend. Ein Punkt gegen 1860 wäre ein Traum – aber um den zu holen, müsste schon alles für uns laufen, also in dem Fall für uns Buchbacher.

Der Löwe in Ihnen dürfte eher Neffe Daniel die Daumen drücken...

Bierofka: Voriges Jahr, kurz vor Saisonende, hatten wir schon mal diese Konstellation. Da hätte Buchbach wirklich jeden Punkt benötigt, aber dieses Geschenk hat uns der Daniel leider nicht gemacht (lacht). Zum Glück ist der Abstiegskampf dann doch noch gut für uns ausgegangen.

Und wie sehen Sie sonst die Trainerkarriere Ihres Neffen?

Bierofka: Meines Erachtens hat er sich brutal weiterentwickelt. Ganz ehrlich: Als er noch Spieler war, hätte ich’s nicht für möglich gehalten, dass er diesen Weg einschlägt. Gut: Ein paar Gene hat er wahrscheinlich mitgekriegt von Papa Willi. Daniels Standing im Verein ist enorm, er kommt auch wirklich authentisch rüber.

Sie selbst haben dafür aktiv am Buchbacher Märchen mitgewirkt. Schließlich war der TSV vor 25 Jahren noch in der C-Klasse.

Bierofka: Und aus der sind wir dann auch noch abgestiegen . . . Der Verein lag damals wirklich am Boden, aber wir waren ein Team aus vier, fünf Freunden – und haben das dann langsam aufgebaut.

Langsam ist gut. Der TSV ist einfach immer weiter aufgestiegen – bis er 2012 in der Regionalliga angekommen ist.

Bierofka: Das stimmt. Wir haben nach jedem Aufstieg gesagt: Super, aber das ist jetzt das Ende vom Lied. Und trotzdem ist es immer weitergegangen – bis zur 4. Liga, an die wirklich kein Mensch geglaubt hat.

Liegt das am viel gepriesenen Zusammenhalt im 2000-Seelen-Dorf?

Bierofka: 3400 sind es – mit den angrenzenden Ortsteilen. Der Zusammenhalt ist wirklich überragend, aber es waren auch gute Leute am Werk. Allen voran natürlich Günther Grübl, unser Abteilungsleiter und Macher, der wirklich alle Fäden in der Hand hält. Georg Hanslmaier ist dann als Sportlicher Leiter dazugestoßen. Und nicht zu vergessen: Trainer Anton Bobenstetter. Ohne den können wir anscheinend nicht existieren. Es waren schon viele Trainer da, aber bei den meisten hat’s nicht so recht funktioniert.

Fast 1200 Buchbacher sind Mitglied im TSV. Wie ist das zu erklären?

Bierofka: Die Einheimischen stehen einfach hinter dem TSV. Wir haben ja nicht nur Fußball, sondern auch Turnen, Stockschießen, die spielen sogar in der Bundesliga. Auch eine Faschingsgesellschaft gibt es, aber Aushängeschild ist natürlich der Fußball. Bis vor ein paar Jahren wussten die wenigsten, wo Buchbach liegt – das hat sich durch unsere Erfolge geändert.

Stimmt es, dass Trainer Bobenstetter glühender Löwen-Fan ist?

Bierofka: Ja, und nicht nur er (lacht). Auch der Grübl Günther und der Hanslmaier Georg. Anton war auch schon immer ein Blauer, er ist Gründungsmitglied unseres Fanclubs und hat sogar die 1860 in seiner Telefonnummer. Er ist ein hundertprozentiger Löwe – außer vielleicht am Mittwoch.

Dann ist ja mit einer großen, friedlichen Löwen-Party zu rechnen?

Bierofka: Auf jeden Fall. Schon in den letzten Jahren, als die U 21 der Löwen hier war, ging es sehr familiär zu, sehr fair. Wir haben uns immer gefreut, wenn 1860 gekommen ist.

Und hinterher essen dann alle zusammen das berühmte Buchbacher Spanferkel?

Bierofka: Das ist wirklich sehr zu empfehlen, aber leider müssen wir am Mittwoch darauf verzichten. Aus Sicherheitsgründen. Die Auflagen sind brutal, da müssten wir Geschirr ausgeben, sprich Messer und Gabel – und dann hätten wir ein Problem von der Polizeiseite her. Dafür gibt es gutes Augustiner-Bier (weil Erwin Bierofka als Brauerei-Angestellter dafür gesorgt hat/Red.).

Also sollten die Fans noch mal kommen...

Bierofka: Unbedingt. Buchbach hat zwar keine Sehenswürdigkeiten in dem Sinne, aber der Ort ist gemütlich und liegt schön. Jeder kennt jeden, und alle Spiele des TSV haben Volksfestcharakter.

Was ist Ihr Tipp: Wo landen beide Klubs am Saisonende?

Bierofka: Schwer zu sagen. Für Buchbach ist der sechstletzte Platz die Meisterschaft – weil man da sicher nicht absteigt. Und 1860 hat starke Konkurrenz, vor allem mit Schweinfurt. Von der Qualität her müssten sie aber auf jeden Fall im vorderen Drittel dabei sein.

Aufrufe: 026.7.2017, 12:34 Uhr
Münchner Merkur - Uli KellnerAutor