2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Wolfgang "Ignaz" Schmidt, seit 47 Jahren Schiedsrichter. F: Ig0rZh – stock.adobe/Leichtfuß
Wolfgang "Ignaz" Schmidt, seit 47 Jahren Schiedsrichter. F: Ig0rZh – stock.adobe/Leichtfuß

"Ich möchte die 50 voll machen"

"Nachspielzeit" mit Wolfgang "Ignaz" Schmidt +++ Seit 47 Jahren Schiedsrichter +++ „Mir gefällt das ewige Gejammer der Fußballer nicht“

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Wolfgang "Ignaz" Schmidt vom TSV Bleidenstadt, Schiedsrichter im Rheingau-Taunus-Kreis.


Wolfgang Schmidt ist 75 Jahre alt. Er pfeift seit sechs Jahren für den TSV Bleidenstadt, bei dem er bis zu seinem Karriereende bleiben möchte. Schiedsrichter ist er aber schon seit 47 (!) Jahren, in denen er für verschiedene Vereine die Spiele leitete. Er pfeift ab der Kreisliga A Herren abwärts und ist auch im Jugendbereich aktiv.

FuPa: Hallo Herr Schmidt, Erstmal zu Ihrer Person: Wie enstand der Spitzname "Ignaz"?

Schmidt: Damals in meiner Zeit in Orlen, gab es einen Kollegen, der mich immer Ignaz Emmanuel rief. Anfangs habe ich mich noch darüber geärgert, aber dann meinten immer mehr Leute, der Name sei doch von berühmter Abstammung und irgendwann habe ich mich gegen den Spitznamen "Ignaz" nicht mehr wehren können und ihn angenommen.


Jetzt zu Ihrer Tätigkeit als Schiedsrichter. Sehen Sie einen Wandel im Fußball, gerade was die Themen Fairplay oder auch die Härte im Amateurbereich angeht?

Das meiste ist wie früher, so viel hat sich also nicht geändert. Höchstens die Jugendspieler sind "aufmüpfiger" geworden. Aber dafür haben wir ja die Zeitstrafen im Jugendbereich, die uns die Sache deutlich einfacher machen. Bei mir ist es sowieso so, dass mich viele kennen und sich freuen, wenn der "Ignaz" kommt. Und sie wissen, dass ich auch nicht der bin, der immer hart durchgreift, obwohl ich die Spiele eigentlich immer im Griff habe. Im letzten Jahr habe ich beispielsweise keine rote Karte gegeben. Vor allem die letzte Saison empfand ich auch vom Härtegrad sehr entspannt.


Haben sie ein Highlight oder eine Anekdote, die Sie uns aus Ihrem langen Schiedsrichter-Dasein berichten können.

Damals in den 80er Jahren habe ich ein Spiel auf dem Wehener Halberg gepfiffen. Es war eine Alte-Herren Partie bei verregnetem Wetter. Ich musste dringend pinkeln und als der Ball im Aus war, nutzte ich die Gelegenheit, um mich hinter der Bande zu erleichtern. Der Ball war allerdings schneller wieder im Spiel, als ich dachte (lacht). Am nächsten Tag war dann ein Bild von mir in der Zeitung mit der Unterschrift: "Wasser marsch!"


Schöne Geschichte! Haben Sie Wünsche und/oder stört sie etwas am heutigen Fußball bzw. an dessen Regeln?

Mir gefällt das ewige Gejammer der Fußballer nicht. Wenn etwas entschieden wurde, dann ist es so. Außerdem habe ich Probleme mit der Regelauslegung von Abseits und Handsspiel. Wenn der Ball offensichtlich an die Hand geht, dann gibt es bei mir Freistoß. Was ich sehe, pfeife ich! So einfach ist es.


Wie ist Ihre Haltung zum Videobeweis?

Ich finde, da wird zu viel draus gemacht. Ich bin gegen den Videobeweis. Man kann zwar als Schiedsrichter nicht alles sehen, aber mit diesen Videos funktioniert es ja auch nicht reibungslos. Es sollte eben sein, wie früher: Was man sieht, das pfeift man.


Ihr Verein, der TSV Bleidenstadt, spielt mit seiner 1. Mannschaft in der Kreisoberliga. Wie sind dort die Ziele?

Ich denke, dass die Kreisoberliga dieses Jahr viel Spannung bieten kann. Die Absteiger aus Orlen und Hahn machen die Liga besser. Wir wollen weiterhin in der Liga bleiben. Am besten wäre es wenn wir vorne noch mitmischen könnten, aber einen Aufstieg halte ich für utopisch.


Zu guter Letzt: Was ist Ihre Motivation weiterhin als Schiedesrichter tätig zu sein?

Schiedsrichter zu sein, ist mein Hobby und es bereitet mir eine Menge Spaß. Meine größte Motivation ist aber die 50 Jahre als Schiedsrichter vollzumachen. Diese drei Jahre, bis ich das geschafft habe, will ich jetzt auch noch durchhalten (lacht).


Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Schmidt!

Aufrufe: 025.7.2018, 12:00 Uhr
Johannes LahrAutor