2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Treffpunkt Alter Kranen: Das Gespräch fand in Christopher Biebers Heimatstadt Würzburg statt.
Treffpunkt Alter Kranen: Das Gespräch fand in Christopher Biebers Heimatstadt Würzburg statt. – Foto: Dieter Rebel

Bieber-Bau Aubstadt

Ex-Profi Christopher Bieber, der inzwischen für den TSV Aubstadt aufläuft, im Gespräch mit FuPa-Reporter Dieter Rebel

Karlsruhe, Würzburg, Erfurt - Christopher Bieber stand immer wieder an der Schwelle zum Profifußball, die er ab und an auch überquerte. Vergangenheit. Denn seit dieser Spielzeit ist der 31-jährige Würzburger für den TSV Aubstadt im Einsatz. Immerhin auch 4. Liga. Und im Rahmen des Gespräches mit FuPa-Reporter Dieter Rebel wird deutlich, dass "Abscht" mehr ist als nur eine Station für den Offensiv-Riesen...

Christopher, ohne zu schummeln: Auf welchem Tabellenplatz rangiert der TSV Aubstadt mit wie vielen Punkten?
Auf Rang 5 (überlegt). Und die Punktzahl weiß ich leider nicht.

Ist es bei Dir auch so, dass der Regelspielbetrieb der Regionalliga Bayern irgendwie in weiter Ferne ist?
Die Pause ist inzwischen extrem lang, das stimmt. Es fühlt sich an wie ein Kreuzbandriss. Und ja, man verliert dadurch das Ganze etwas aus den Augen, wobei uns der Verein Aufgaben stellt, die uns immer wieder deutlich machen, dass wir Fußballer sind.

Wie überbrückst Du die Fußball-freie Zeit?
Man entwickelt einen anderen Alltag. Beruflich bin ich derzeit sehr eingespannt. Ich mache eine Umschulung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Natürlich bleibt nun auch mehr anderweitige Freizeit. Der Tag geht also auch ohne Fußball rum.


Erinnerungen an Markus Kauczinski und Hakan Calhanoglu



Du bist bald seit zwei Jahren in Aubstadt, aber halt doch nur 25 Spiele. Hast Du Dich bereits vollumfänglich akklimatisiert beim TSV?
Ja - das war eigentlich bereits zwei Wochen nach meinem Wechsel der Fall. Ich bin ein offener Typ, tue mich leicht, auf andere zuzugehen. Deshalb hatte ich noch nie Probleme bei einem neuen Verein. Zudem sind die Jungs in Aubstadt prima. Da müsste man sich schon sehr dumm anstellen, um nicht integriert zu werden.

Ist eine Profikarriere endgültig abgeschlossen?
Ja, das ist vorbei. (überlegt) Es war schon eine irre Zeit damals, als ich mit 15 Jahren zum KSC gewechselt bin. Dort war Markus Kauczinski mein Trainer und u.a. Hakan Calhanoglu mein Mitspieler. Eine coole Phase, ich war früh erwachsen und habe Erfahrungen gesammelt, die mir jetzt noch zu Gute kommen. Und ich bin ganz ehrlich: Für die große Profikarriere hätte es ohnehin nicht gereicht.

Von den Profis zu den Amateuren in der Regionalliga - oder doch nicht? Ist die 4. Liga aus Deiner Sicht eine Profi- oder eine Amateur-Spielklasse?
Keins und beides. In der Regionalliga muss man professionell arbeiten, um mithalten zu können - auf allen Ebenen. Wir beim TSV Aubstadt sind aber alles Amateursportler und trainieren nur 3,4 Mal pro Woche. Bei uns ist jeder berufstätig, Fußball ist ein Hobby. Aber wir investieren natürlich sehr viel, um den Profis Paroli bieten zu können.



Wie soll es in dieser Spielzeit weitergehen? Und wie wird es weitergehen?
Ich hoffe, dass wir diese Saison irgendwie zu Ende spielen können. Wir stehen super da, können die letzten Spiele also genießen, etwas testen und uns so weiterentwickeln.

Ist der doch sehr ländliche TSV Aubstadt nach Stationen bei großen Vereinen wie dem KSC, Würzburg und Erfurt für Dich ein Kulturschock?
Es ist was anderes und man muss sich erst daran gewöhnen. Das stimmt schon. Mich hat die Hingabe, die die TSVler in ihren Verein stecken, noch nie auf diese Art und Weise gesehen.

Was zeichnet die Truppe von Viktor Kleinhenz aus Deiner Sicht aus? Warum ist Aubstadt die Überraschung der Saison?
Wir können auf ein sehr gutes Fundament zurückgreifen, das unter Josef Francic entstanden ist. Die neuen Ideen von Viktor Kleinhenz sind dann noch das i-Tüpfelchen. Aubstadt hat darüber hinaus eine sehr talentierte Mannschaft, der ab und an etwas die Regionalliga-Erfahrung fehlt. Aber das ist erstens gut, weil man dann mehr Begeisterung aufbringen kann und zweitens wird sich das nach und nach erledigen.

Christopher Bieber - der Herr der Lüfte.
Christopher Bieber - der Herr der Lüfte. – Foto: Michael Buchholz


Bleibt der aktuelle Erfolg nur eine Eintagsfliege?
Ich hoffe, nicht. Wir haben die Qualität, über längere Zeit hinweg bestehen zu können. Jeder muss es aber schaffen, die vorher angesprochene Begeisterung zu bewahren und sich gleichzeitig weiterzuentwickeln. Vorbild für uns in dieser Hinsicht ist der TSV Buchbach. Das dort seit Jahren geleistet wird, ist absolut lobenswert.

Du hast nicht nur als Spieler Anteil an dieser Entwicklung, sondern auch als Co-Trainer. Interessiert Dich das Trainerwesen? Kannst Du Dir hier mehr vorstellen?
Es war für mich selbst überraschend, als der Verein mir dieses Angebot unterbreitet hat. Ich liebe und lebe Fußball. Zu dieser Leidenschaft kommt inzwischen die Erfahrung hinzu. Und ich hab gemerkt, dass ich mit meiner Art bei den Jungs gut ankomme. Es wäre also alles gegeben für eine Trainerkarriere. Mal schauen.

Und wie ist Eure Aufteilung innerhalb des Trainerteams?
Der Viktor Kleinhenz ist der Chef. Er delegiert gewisse Aufgaben an seine Assistenten. Ich bin eher für offensive Inhalte zuständig. Insgesamt muss man schon feststellen, dass ich noch mehr Spieler bin als Trainer.

Du bist gerade einmal 31 - neigt sich Deine Zeit als Spieler dennoch bereits mit großen Schritten dem Ende zu?
Ja, würde ich schon sagen. Die kleinen Verletzungen werden immer mehr. Gerade wenn ich wieder in Form komme, wirft mich etwas zurück. Ich hoffe aber dennoch, noch das ein oder andere Jährchen spielen zu können.

Vielen Dank für das Interview, alles Gute für die Zukunft - und ganz wichtig: Gesund bleiben.

Aufrufe: 024.2.2021, 09:00 Uhr
Dieter Rebel/Helmut WeigerstorferAutor