2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Tobi Strobl muss mit dem TSV 1860 Rosenheim noch um den Klassenerhalt bangen. F: Meier
Tobi Strobl muss mit dem TSV 1860 Rosenheim noch um den Klassenerhalt bangen. F: Meier

Strobl-Befehl an Team: "Ordentlich die Lichter ausschießen"

Rosenheim-Coach im Interview

Sieben sieglose Spiele in Folge, für den TSV 1860 Rosenheim läuft es derzeit nicht. Nach der 1:2 Niederlage gegen die Amateure von Bayern, bei der die Strobl-Elf besonders in der zweiten Halbzeit mutig mitspielte, spricht der Trainer mit uns über den Abstiegskampf, taktische Vorlieben und seine Zukunft in Ingolstadt.

Am Dienstagabend verlor der TSV 1860 Rosenheim trotz 1:0-Führung noch knapp mit 1:2 gegen die Reserve des FC Bayern München. Gäste-Trainer Tobi Strobl stellte sich nach der Partie in der Mixed Zone den Fragen der Journalisten.

Wie seid ihr taktisch an das Spiel rangegangen?

Wir wollten die Ballverlust-Sequenzen ausnutzen. Und das Witzigste am Tag ist, dass wir heute zwei Gegentore nach Ballverlusten bekommen haben. Die Sequenzen, die wir für uns nutzen wollten, haben die Bayern genutzt. In der zweiten Halbzeit sehe ich für Bayern keine klare Torchance mehr, während wir ein, zwei Möglichkeiten hatten, die mit ein bisschen mehr Glück auch reingehen.

Gibt die gute Leistung heute Rückwind für die nächsten Partien?

Natürlich können wir auf diesem Spiel aufbauen. Aber am Ende des Tages schauen wir auf die Tabelle und haben immer noch 39 Punkte. Wir brauchen jetzt dringend Punkte.

Fehlt momentan einfach das Selbstverständnis, die Spiele zu gewinnen?

Natürlich, du fängst an zu überlegen. Wir hatten schon in den letzten zwei Spielen unglückliche Szenen, die gegen uns gelaufen sind. Wenn du fünf Spieltage vor Schluss im Abstiegskampf die Scheiße am Fuß hast, ist das enorm gefährlich. Wir müssen schauen, dass wir uns da rausarbeiten.

Wie kann man diesem Negativlauf entgegenwirken?

Das ist etwas, was mich persönlich, und natürlich auch die Mannschaft sehr zermürbt. Das Selbstverständnis, das man selbst mal hatte, ist einfach weg. Und auch das Glück, das man mal hatte, ist weg. Es läuft gegen uns und wir müssen schauen, dass wir da rauskommen. Wir trainieren jetzt noch zwei Mal, um den Kopf freizubekommen und dann sollen sich die Jungs beim Mannschaftsabend mal alle Lichter ausschießen. Dann treffen wir uns am Sonntag und bereiten uns auf Seligenporten vor. Am Wochenende haben wir ja spielfrei.

Fehlt der Mannschaft derzeit das nötige Vertrauen?

Ich habe mir in den letzten Tagen viele Gedanken gemacht. Du weißt, du gehst im Sommer, erreichst du die Mannschaft noch? Haben sie schon abgeschlossen? Es kommt ein neuer Trainer, es kommt ein neuer Co-Trainer. Also gab es auch intern einige Sachen, die den einen oder anderen zum Nachdenken bringen können. Aber mit was für einer Gier die Jungs rausgehen und mit was für einer Leidenschaft sie Fußball spielen, da sind die Zweifel schnell weg.
Es fehlt momentan einfach das berühmte Quäntchen Glück. Schweinfurt ist ein klares 0:0-Spiel, aber wir laufen in der 80. Minute frei aufs Tor und können den Treffer erzielen. In Pipinsried haben wir in der 85. Minute einen Drehschuss, unser einziger Schuss im Spiel. Wir hatten es auch nicht verdient, die Partie zu gewinnen. Aber, wenn das Ding reingeht, gewinnen wir 1:0 und es fragt keiner mehr danach. Das ist der rote Faden, der sich jetzt schon durch viele Spiele zieht. Diesen Faden müssen wir auseinanderschneiden.

Fünf Spiele noch: Wieviele Punkte braucht ihr noch für den Klassenerhalt?

Mindestens 45. Dann bin ich mir nicht mal sicher, ob es reicht, aber mit 45 Punkten müsste schon extrem viel schief laufen, dass es nicht reicht.

Woran kann dein Nachfolger anknüpfen können und was hat dir heute trotz Niederlage gefallen?

Genau an dem Spiel heute. Dass sie das Herz am richtigen Fleck haben, dass sie verschiedene Phasen im Spiel für sich verstehen. Wann jagen sie gemeinsam? Wann verteidigen sie gemeinsam? Dass sie mutig am Ball sind, so wie heute. Bei vielen Attributen, die wir heute gesehen haben, bin ich froh, wenn die Spieler auch beim neuen Trainer so auftreten.

Trotz der prekären Lage wirst du sicherlich auch schon an deine nächste Station denken. Wie sieht deine genaue Aufgabe in Ingolstadt aus?

Co-Trainer der U21 und Schnittstellentrainer für die U19-Spieler, die dann zur U21 hochkommen. Ich halte mich ein bisschen im Hintergrund und freue mich, mal raus aus der Verantwortung zu sein und vielen anderen Leuten über die Schultern zu schauen. Was der FC Bayern II heute am Ball gezeigt hat, ist mit das Beste, was ich je erlebt habe. Leck mich am Arsch, die machen Sachen, da schaust du von draußen zu und dir ist schon schwindelig. In der zweiten Halbzeit haben sie nicht mehr so klar gespielt und ein bisschen den Faden verloren. Aber die Elemente der ersten Halbzeit sind Sachen, die ich mir dann auch gerne von Anderen abschaue, um mich selbst taktisch breiter aufzustellen. Bei Ingolstadt werde ich dann besonders für die individuelle Klasse und die Weiterentwicklung der Spieler verantwortlich sein.

Wie erklärst du den doch eher ungewöhnlichen Schritt vom Cheftrainer einer Regionalligamannschaft zum Co-Trainer?

Ich habe nicht so ein krasses Ego und sage: "Co-Trainer mache ich nicht". Es wird eine interessante Aufgabe und ich werde mich auch selbst neu kennenlernen. Meine Vorfreude. von anderen Trainern was zu lernen, ist groß.

Welche Erkenntnisse hast du bisher aus der Regionalliga mitgenommen?

Viele verschiedene Spielsysteme und wie sie interpretiert werden. Aber auch was Ergebnissport ist, den viele spielen und der überhaupt nicht attraktiv ist, aber halt ergebnisorientiert.

Aufrufe: 018.4.2018, 17:11 Uhr
Nico-Marius SchmitzAutor