2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielvorbericht
Einst und jetzt: Das Plakat für das Pokalspiel des FC Langengeisling gegen die Löwen 1985 war deshalb rot, weil es die Hausfarbe der Langengeislinger Videothek war, die die Plakate spendiert hatte. Foto: Weingartner
Einst und jetzt: Das Plakat für das Pokalspiel des FC Langengeisling gegen die Löwen 1985 war deshalb rot, weil es die Hausfarbe der Langengeislinger Videothek war, die die Plakate spendiert hatte. Foto: Weingartner

Toto-Pokalfieber: Das Spiel des Lebens – vor 32 Jahren

Redakteur Wolfgang Krzizok erinnert sich

Die Fußballer des TSV Dorfen fiebern dem Pokalschlager morgen gegen den TSV 1860 München entgegen. Vor 32 Jahren gastierten die Löwen im Pokal beim FC Langengeisling. Redakteur Wolfgang Krzizok, damals Kapitän des FCL, erinnert sich sein Spiel des Lebens.

In der Saison 1983/84 waren wir in die Bezirksliga – damals die 5. Liga – aufgestiegen, mit lauter einheimischen Spielern. Als Auswärtige kamen danach Günther Neef vom TSV Isen (1984) und Anton „Ante“ Lechner vom SC Moosen (1985) dazu. Das Pokalspiel gegen den Bayern- beziehungsweise Drittligisten TSV 1860 war für uns alle das Spiel des Lebens. Am Ende hatten wir 0:1 verloren, waren aber moralischer Sieger und wurden gefeiert.

Damals gab es noch nicht so einen Hype um die Löwen, die 1982 nach dem Lizenzentzug von der 2. in die 3. Liga mussten. Es gab keinen Kartenvorverkauf und keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen. Nur eine Polizeistreife schaute kurz vorbei. Gut 1200 Zuschauer waren da, die größte Kulisse, vor der ich jemals gespielt habe.

In den Punktspielen zuvor hatten wir nicht gerade berauschende Leistungen gezeigt, hatten wir doch immer das Löwen-Spiel im Kopf. Zu gut kann ich die Dorfener Mannschaft verstehen, die jetzt zweimal schlecht gespielt hat. Du nimmst dir zwar vor, immer dein Bestes zu geben, aber wenn es hart auf hart geht, dann ziehst du im Zweifel unbewusst zurück, weil du dich vor so einem großen Spiel nicht verletzen willst.

Unser Trainer Adi Maier, der beste Coach, den ich je hatte, war ein akribischer Arbeiter – ähnlich wie heute ein Anton Bobenstetter in Buchbach – und stellte uns stets bestens ein. Wir machten uns so intensiv warm, wie noch nie, und Adi meinte schmunzelnd: „So habt ihr beim Aufwärmen noch nie geschwitzt. Seid ihr vielleicht nervös?“ Ja, das waren wir.

Bei uns im Kader waren Scholler, Stenzel, Faltlhauser, Leiner, Lechner, Neef, Tauber, Wiesheu sowie die Mehringer- und die Perzl-Brüder. Ich durfte die Mannschaft als Kapitän aufs Feld führen. Im Tor stand Manfred Eicher, Vater des späteren Löwen-Keepers Vitus, – und er brachte die Löwen schier zur Verzweiflung. Nur kurz vor der Pause musste er bei einem Flachschuss von Andreas Peuckert hinter sich greifen. Ansonsten hielt er einfach überragend.

Die Sechzger waren mit ihrer besten Besetzung angetreten, wie etwa mit Netolicka im Tor, den erst- und zweitligaerfahrenen Kurt Eigl, Helmut Schmitz, Joachim Goldstein, Toni Schmidkunz, Jürgen Korus und Udo Horsmann, der mit dem FC Bayern zweimal Meister (1980, 1981), einmal Pokalsieger (1982) und einmal Europapokalsieger (1976) geworden war. Daneben waren einige junge Talente im Kader wie Andi Löbmann, Reiner Leitl oder Michael Frühbeis. Trainer war damals Wenzel Halama, der stocksauer war, weil seine Mannschaft nicht viel zustande brachte.

Und dann die dramatische Szene Mitte der zweiten Hälfte, als Neef von Löbmann im Strafraum gefoult wurde und Schiri Korbinian Meister aus Moosburg auf Elfmeter entschied. Aber Neef schoss drüber, und so blieb es beim 1:0 für den TSV 1860. „Krallen der Löwen blieben stumpf – FCL war dem Bayernligisten ein ebenbürtiger Gegner“ titelte damals die Heimatzeitung.

Mein persönlicher Triumph war, dass mein Gegenspieler Jürgen Korus keinen Stich machte und nach einer Stunde ausgewechselt wurde. Noch einige Zeit danach wurde ich immer mit „Servus Korus-Killer“ begrüßt.

Nach der Partie hat uns Werner Brombach noch in seinen Weißbräu zum Essen eingeladen. Während bei den Löwen kaum Stimmung aufkam und sie bald gefahren sind, ging es bei uns noch lange rund. Uns war klar: So ein Spiel gibt es nie wieder.

Einer von unserer damaligen Truppe wird morgen ganz besonders mitfiebern: „Ante“ Lechner, dessen Sohn Maxi im Aufgebot der Gastgeber steht. Ich wünsche ihm und allen Dorfenern viel Erfolg. Genießt das Spiel. Oft wird man nicht in seiner Fußballerlaufbahn in einem Pflichtspiel gegen die Löwen antreten dürfen.

Aufrufe: 020.8.2017, 18:45 Uhr
Erdinger Anzeiger - Wolfgang KrzizokAutor