2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
Verletzungs-Schock beim TSV 1860. F: Leifer
Verletzungs-Schock beim TSV 1860. F: Leifer

Schock! Muskelbündelriss bei Gebhart

1860-Spielmacher fällt länger aus

Die „Timo Gebhart“-Sprechchöre hallten durch alle Winkel des Grünwalder Stadions, doch der Anlass war am Freitagabend ausgesprochen unerfreulich. Nach 20 Minuten im Heimspiel gegen Ingolstadt II war der beste Scorer der Löwen in den Rasen gesunken, fasste sich mit schmerzverzerrter Miene an den Oberschenkel und signalisierte sofort mit den Armen: auswechseln. Schon da ahnten die 12 500 Zuschauer, dass das nicht der Abend des TSV 1860 werden würde. 70 Minuten später stand dann das zweite 0:0 in Folge für den Spitzenreiter der Regionalliga fest.

Hatte in Seligenporten noch der Trainer dafür gesorgt, dass Gebhart vorzeitig vom Platz musste, so war es diesmal ein Grasbüschel des regennassen Rasens, in dem der Star des Teams ohne Fremdeinwirkung hängen geblieben war. Sturmhüne Sascha Mölders half noch mit, den verletzten Kollegen zur Seitenlinie zu tragen, danach begann das Experiment, auf das Daniel Bierofka gerne verzichtet hätte: Würde es seinem Team gelingen, auch ohne Gebhart seiner Favoritenstellung gerecht zu werden?

Die Antwort lautete: Nein. Zwar erarbeiteten sich die Löwen erneut unzählige Chancen, doch wie schon in Seligenporten war es haarsträubend, was Nico Karger, Markus Ziereis und Co. vor dem Tor anstellten. Dazu kam das kreative Vakuum. Linie und Struktur waren ohne Gebhart kaum noch vorhanden, mit fortschreitender Spieldauer wurden die Bemühungen dann vollends planlos und überhastet. Die Folge: Ein weiterer Rückschlag, begleitet von Zukunftssorgen, denn dem verletzten Gebhart droht ein vorzeitiges Aus für den Rest der Hinrunde.

„Wahnsinnig bitter“ sei die Verletzung, so Bierofka: „Er wurde gleich abtransportiert, ist gerade beim MRT. Nach Aussage des Doktors sieht es gar nicht gut aus.“ Die Diagnose kam zwei Stunden nach Abpfiff: Muskelbündelriss. Bierofka: „Brutal für uns. Individuell können wir ihn gar nicht ersetzen. Das müssen wir als Mannschaft auffangen. Leicht wird es nicht.“

Mit Gebhart fehlt den Löwen der Dreh- und Angelpunkt – zwei Elftel der Seligenporten-Besetzung waren zudem in der letzten Transferwoche von Bord gegangen: Kilian Jakob wechselte zum FC Augsburg, Lino Tempelmann zum SC Freiburg. Bierofka reagierte auf die personellen Verluste mit einer spontanen Systemänderung. Eine Mittelfeldraute war seine taktische Antwort, was drei Reservisten zugute kam. Aaron Berzel und Jan Mauersberger rückten in die neue Abwehrkette ein, vorne bildete Ziereis einen Zwei-Mann-Sturm mit Mölders.

Es blieb auch bei dieser Grundordnung, als Gebhart nach 20 Minuten verletzt ausschied. Karger ersetzte den Schlüsselspieler der Löwen und fügte sich mit einer Doppelchance ein. Zunächst hatte er nach einer Hackentrickablage Pech, im Nachsetzen scheiterte er am Außenpfosten. So ging es weiter. Ob Karger, Ziereis oder Mölders – der Ball wollte partout nicht rein. Pech kam auch noch dazu, als Schiedsrichter Haslberger Mölders wegen angeblicher Abseitsstellung zurückpfiff. Eine äußerst zweifelhafte Entscheidung. „In der zweiten Halbzeit waren wir zu verkrampft“, fasste Bierofka zusammen: „Wir wollten unbedingt das Tor machen, aber da hat uns dann die Lockerheit gefehlt.“

Unter dem Strich ging das 0:0 aber in Ordnung, denn auch die Ingolstädter hatten nach der Pause beste Chancen, mit denen sie allerdings ähnlich fahrlässig umgingen. Wie es nun weitergeht mit dem schwer deprimierten Sechzigern? „Der Transfermarkt ist jetzt leider zu“, sagte Bierofka. Denkbar ist aber, dass nun erst recht die Bemühungen um Daniel Adlung, 29, intensiviert werden.

Aufrufe: 01.9.2017, 23:04 Uhr
Uli Kellner - Münchner MerkurAutor