2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
– Foto: Sampics

Nach erstem Zu-Null - Löwen-Keeper Hiller erklärt Mega-Rettungstat

1860-Torhüter im Interview

Marco Hiller hat mit seiner Rettungsaktion gegen Haching mit für den Sieg gesorgt. Im Interview spricht er über Karrierepläne nach der aktiven Zeit und Tattoopläne.
  • Der TSV 1860 München hat das Derby gegen Unterhaching mit 2:0 gewonnen.
  • Die Löwen stehen an der Tabellenspitze.
  • 1860-Torwart Marco Hiller spricht über seine Rettungstat und Sascha Mölders‘ Running Gag.

München - Seine Rettungsgrätsche war die spektakulärste Aktion des Derbys, am Ende konnte sich Löwen-Keeper Marco Hiller (23) über das erste Zu-null der neuen Saison freuen. Das tz-Interview über weiße Westen, verlorene WG-Mitbewohner und einen tattoobereiten Knöchel.

Marco Hiller, die erste Gratulation nach dem 2:0-Derbysieg kam von Sascha Mölders: „Zu null!“ Ein Running Gag?

Hiller: Der Sascha kommt vor jedem Spiel zu mir mit der Ansage: „Heute spielen wir zu null.“ Sechsmal ist es jetzt schiefgegangen, umso schöner, dass es im Derby geklappt hat. Für einen Torwart ist das die Bestätigung, dass du deinen Job gemacht hast – das ist gut fürs Ego.

Marco Hiller (TSV 1860 München): „Haching liegt uns“

Es war Ihre erste weiße Weste seit Ende Juni – auch damals beim 3:0 hieß der Gegner Haching…

Hiller: Ja, die liegen uns einfach. Unser Matchplan am Montag war, dass wir sie hoch pressen und nicht ins Spiel kommen lassen. Das ist über weite Strecken gut aufgegangen.

Führen Sie Buch über Ihre gegentorlosen Serien?

Hiller: Nein, aber ich kann mich trotzdem erinnern. Die letzte war in der Regionalliga, sechs Spiele zu null.

Wenn Sie die brechen wollen, darf das nächste Gegentor erst wieder im Dezember fallen…

Hiller: Ich hätte nix dagegen.Von mir aus auch erst nach Weihnachten (lacht). Aber es ist uns schon allen klar, dass wir einige richtig starke Gegner vor der Brust haben.

Marco Hiller (TSV 1860 München): „Das Rauslaufen war die richtige Entscheidung“

Ihre größte Rettungstat im Derby war die Abfanggrätsche gegen Lucas Hufnagel. Wie sah die Risikoabwägung aus?

Hiller: Ich hab gesehen, dass er den Steilpass von Marseiler bekommt und wusste, dass ich den Querleger zum 1:1 verhindern muss, also bin ich raus. Und dann gibt’s nur noch durchziehen. Klar kann das auch mit Rot enden, aber im Nachhinein war’s die richtige Entscheidung.

Gab’s Szenenapplaus bei der Videoanalyse?

Hiller: (lacht) Nein, das lief ganz sachlich. Der Trainer hat gesagt: „Hiller, gut entschieden.“ Und dann kam schon die nächste Szene dran.

Wie geht’s Ihnen beim Blick auf die Tabelle?

Hiller: Schaut gut aus, der Start ist uns geglückt – das war in den letzten zwei Jahren anders.

14 Punkte aus sieben Spielen – mit diesem Schnitt wäre der Aufstieg nicht zu vermeiden.

Hiller: Wenn wir den Zweier-Schnitt halten könnten, wäre jeder zufrieden, klar. Aber in dieser Liga wäre es verrückt, weiter zu denken als bis zum nächsten Spiel. Das dürfen die Fans tun und die Journalisten. Bei uns geht’s jetzt um Duisburg.

Marco Hiller (TSV 1860 München): „Wir müssen mit den sozialen Kontakten noch mehr aufpassen“

Heimspiel, keine Fans. Sind Sie manchmal neidisch auf die Ost-Vereine wie Rostock? 7500 Zuschauer…

Hiller: Das haben wir ja neulich erst erlebt. Auch in Zwickau war richtig Stimmung. Aber neidisch? Nein, es ist, wie es ist – wir sind’s inzwischen gewohnt. Und mich pusht es auch, wenn nur der Gegner angefeuert wird.

Ansonsten ist das Leben als Fußballprofi in der Corona-Blase wahrscheinlich eher wenig aufregend.

Hiller: Kann man so sagen. Wir müssen mit den sozialen Kontakten noch mehr aufpassen, um den Spielbetrieb nicht zu gefährden. Noch eine Pause kann keiner wollen. Ich nutze die Zeit, um mein Sportmanagement-Studium voranzutreiben. Im Optimalfall habe ich noch drei Semester vor mir, realistisch sind eher vier. Ich bin echt froh, dass ich was für die Birne daheim hab – nur rumsitzen, das geht aufs Gemüt.

Marco Hiller (TSV 1860 München): „Marketing bei 1860 kann ich mir vorstellen“

Ihr bester Freund und WG-Genosse Eric Weeger ist nach Ansbach gewechselt. Was machen Sie mit dem frei gewordenen Wohnraum?

Hiller: Den nutzt meine Freundin, sie ist bei mir eingezogen. Ich werde also nicht vereinsamen (lacht). Und mit Eric chatte ich praktisch jeden Tag.

Ihr älterer Bruder Felix arbeitet bei 1860 im Marketing – wäre das auch was für Sie nach der Profikarriere?

Hiller: Da sind ja hoffentlich noch einige Jahre hin, aber klar kann ich mir das vorstellen. Sechzig ist wie eine Familie für mich – Jan Mauersberger ist diesen Weg ja auch gegangen.

Ist Ihr Bruder auch noch als Taferlmann im Stadion aktiv?

Hiller: Ja, das gefällt ihm. Ich hoffe, dass ich ihm die Arbeit auf der Gästeseite am Samstag so leicht wie möglich machen kann.

1860-Torwart Hiller: „Social Media interessiert mich nicht“

Social Media scheint für Sie Fußballer-untypisch keine große Rolle zu spielen. Oder täuscht der Eindruck?

Hiller: Nein, das interessiert mich echt nicht besonders. Meine Freunde kann ich auch auf anderem Wege erreichen. Und meine Erinnerungen muss ich nicht ständig und mit jedem teilen. Ich brauch das nicht.

Ein Tattoo haben Sie allerdings schon…

Hiller: Aber nur eines. Im Malle-Urlaub nach dem Aufstieg 2018 haben wir uns zu viert (Felix Weber, Eric Weeger, Felix Bachschmid, Hiller) jeder ein „Up“ auf den Knöchel stechen lassen.

Dann wäre ja noch einer frei für ein „Up 2.0“ im Frühjahr 2021.

Hiller: (lacht) Schon klar… Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. -

Interview: Ludwig Krammer

Aufrufe: 029.10.2020, 10:30 Uhr
Ludwig Krammer - tzAutor