2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
Drin das Ding: Torschütze Stefan Schimmer bejubelt mit Sascha Bigalke den kaum noch für möglich gehaltenen Ausgleich. 	foto: Rauchensteiner
Drin das Ding: Torschütze Stefan Schimmer bejubelt mit Sascha Bigalke den kaum noch für möglich gehaltenen Ausgleich. foto: Rauchensteiner

Haching sorgt für Löwen-Frust

Schimmer ist der Held von Haching

Unterhaching – Ein Löwe am Boden, ein Pfiff – dann war es vorbei, das sehnsüchtig erwartete Drittligaderby zwischen Unterhaching und dem TSV 1860, das erst nach der Pause so richtig Fahrt aufgenommen hatte. Herbert Paul trug spät eine Beule davon (getroffen von einem Hachinger Stollen), und letztlich auch der ganze TSV 1860, der sich wie so häufig grämen muss, die Ernte nicht zeitig eingefahren zu haben.

1:1 hieß es am Ende, weil die Blauen nach Adrianos Grimaldis Führung (55.) und Marco Hillers Heldentat am Elfmeterpunkt (79.) mal wieder schliefen und dem eingewechselten Stefan Schimmer den Ausgleich ermöglichten. „Scheiße einfach, das haben wir schon öfter erlebt“, kommentierte 1860-Kapitän Felix Weber: „Wir müssen mal ein dreckiges 1:0 zu Ende spielen.

Einer war schon auf Betriebstemperatur, als die Sonne noch hoch über dem Sportpark stand. Manni Schwabl, Hachings Hans Dampf in allen Gassen, tauchte gefühlt an zehn Orten gleichzeitig auf, den Kopf leicht gerötet. Sehr viele Hände musste er schütteln – als oberster Repräsentant der SpVgg und als Ex-Löwe mit noch immer hohen Sympathiewerten im Lager der Blauen. Aber: Schwabl war so heiß auf den Hachinger Sieg, dass er vor dem Anpfiff sogar jedes Einlaufkind mit einem präsidialen Klaps motivierte.

20 Minuten lang tat sich aber wenig – auf den Rängen nicht, weil sich die 1860-Fans ein Stimmungsboykott auferlegt hatten. Und auf dem Rasen auch nicht. Die Löwen wirkten kompakt im erstmals erprobten 3-4-1-2-System. Nach zwei sieglosen Spielen schienen die Sinne durch den Taktikwechsel geschärft zu sein. Auch die Hereinnahme von Sascha Mölders tat dem blauen Offensivspiel gut.

Folgerichtig war es auch Mölders, der die erste richtige Chance des Spiels auf dem Schlappen hatte. Sein Schuss kurz vor dem Halbzeitpfiff strich jedoch um Haaresbreite vorbei am Hachinger Tor.

Die Gastgeber schienen überrascht zu sein, wie abgeklärt der Giesinger Aufsteiger auftrat, trotz der zwei sieglosen Spiele zuletzt. 1860 ließ Ball und Gegner laufen, die Hachinger suchten, aber fanden keine Lösungen. Von der Spielfreude, für die die Rotblauen stehen, war wenig zu sehen. Entsprechend nachdenklich wirkte SpVgg-Trainer Claus Schromm, als er kurz vor dem Halbzeitpfiff in die Kabine trottete. Nicht mal Markus Schwabl, der seinem Vater an der Seitenlinie beim Mitfiebern assistierte, hatte Erfolg mit seinen Protesten gegen manche Foulauslegung von Schiedsrichter Kampka.

Ein echtes Derby wurde es dann erst nach der Pause. Plötzlich rollte eine Angriffswelle nach der anderen Richtung Hachinger Tor. Die Folge war ein massiver Orientierungsverlust in der Defensive vor Lukas Königshofer – und der Führungstreffer der Gäste durch Grimaldi. Mölders hatte Moll von Höhe der Mittellinie bedient, der frühere Hachinger ein so gut getimtes Zuspiel nach innen geschickt, dass der Topscorer der Liga keine Mühe hatte, seinen dritten Saisontreffer zu erzielen.

Haching damit K.o.? Noch lange nicht. Mit dem ungünstigen Spielstand im Rücken erwachte der Kampfgeist der Gastgeber doch noch, beide Mannschaften machten sich nun mit leidenschaftlich geführten Zweikämpfen um eine intensive Schlussphase verdient. Zunächst ließ sich Porath von Mölders umrempeln, was einen Elfmeterpfiff zur Folge hatte. Hart, aber vertretbar. Hachings Kapitän Josef Welzmüller trat an, doch der starke Hiller hielt nicht nur einmal, sondern krallte sich auch gleich noch den Nachschuss. Auch als dann schon die Nachspielzeit lief, schien Hiller den Löwen den Sieg festzuhalten, dann aber war der eingewechselte Schimmer zur Stelle – und besorgte mit der letzten sich bietenden Chance den Ausgleich – sehr zur Freude von Manni Schwabl. „Wir nehmen den Punkt gerne mit“, sagte er: „Meine persönliche, subjektive Meinung ist, dass er zu 49 Prozent verdient war.“

Aufrufe: 027.9.2018, 12:57 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Uli KellnerAutor