2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
F: Staudinger
F: Staudinger

Fluch oder Segen? Das sagen die Löwen-Gegner aus der RL

München – Der steile Abstieg des TSV 1860 hat viele Facetten.

Eine davon betrifft die künftigen Gegner. Wenn man an die tumultartige Relegation denkt, an randalierende Fans und fliegende Sitzschalen, kann man sich schwer ausmalen, wie ein Gastspiel der Löwen in der Provinz aussehen wird. Stadien sind hier noch echte Sportplätze, keine Arenen. Wir haben uns in der Regionalliga umgehört.

TSV Buchbach

Anton Maier macht sich keine Sorgen. Der 1. Vorstand des TSV Buchbach sagt, er sehe einem Besuch des TSV 1860 und seiner Fans „völlig entspannt“ entgegen. 2500 Zuschauer fasst die SMR-Arena. Bisher reichte die Kapazität in der Regionalliga locker, und wenn demnächst die Löwen anrücken, wird es halt ein bisschen voller. Maier vertraut auf die regulierenden Kräfte des Vorverkaufs: „Wenn ausverkauft ist, ist ausverkauft.“ Dass Münchner Fans ohne Ticket in die 3000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Mühldorf am Inn strömen und sich mit Nachdruck Einlass verschaffen könnten, schließt er aus. Man habe „schon andere Großereignisse“ beherbergt, sagt er und verweist auf U 15-Länderspiele oder den Regionalliga-Auftritt des FC Bayern II. Die erste Mannschaft des TSV 1860 dürfte ein anderes Kaliber bedeuten, doch das schreckt die Buchbacher nicht. In ein größeres Stadion umzuziehen, kam für Maier nie in Frage: „Wir spielen in Buchbach und nirgendwo anders.“

FC Unterföhring

Franz Faber, Präsident des FC Unterföhring, sieht den Abstieg des TSV 1860 mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Als Fußball-Fan ist man traurig, wenn so eine traditionsreiche Marke leidet – für unseren Verein ist es aber eine Riesengeschichte. Ich hätte nichts dagegen, wenn dank dieser Einnahmen 20, 30 Prozent mehr in unseren Etat schwappen.“ Allerdings seien viele Fragen offen – etwa, was den Andrang bei den Spielen betrifft. „Das ist alles so, als wäre man schwanger: Alles passiert für uns jetzt zum ersten Mal. Werden Massen die Sechziger begleiten – oder ist das ein Phantom, über das wir diskutieren?“ Die Saison müsse wohl erst einmal beginnen, ehe man Antworten findet. „Ich denke, der BFV wäre gut beraten, die ersten Auswärtsspiele der Löwen in größeren Stadien anzusetzen.“ Dann bekommt der Rest ein Gefühl dafür, was anrollt. Der FC Unterföhring spielt in Heimstetten. „Das ist eine moderne Anlage, wir stehen gut da im Vergleich“, sagt Faber, „aber die Kapazität liegt bei 2500 Besuchern. Kommen mehr, dann haben wir natürlich Chaos.“ Eine Möglichkeit sei, bei der SpVgg Unterhaching anzuklopfen. Er habe den Präsidenten Manfred Schwabl noch nicht kontaktiert, sagt Faber, „aber man müsste das mal durchrechnen: ,Manni, ginge da etwas, was willst du an Miete?’ Vielleicht müsste man dann da einen einmaligen Deal einfädeln.“

VfR Garching

So richtig, sagt Franz Hölzl, wissen sie beim VfR Garching noch nicht, wie sie die Duelle mit 1860 bewerten sollen. „Wenn den Löwen 5000, 6000 der treuesten Fans folgen, haben wir ein Problem“, so der Leiter der Fußballabteilung. „Wir haben 2600 Plätze, da startet irgendwann der Ticketverkauf, und wenn die Karten weg sind, sind sie weg.“ Eventuell könnte man Zusatztribünen errichten, „aber das müssten wir erst einmal ausrechnen, ob sich das trägt“, sagt Hölzl, der auch ein Ausweichen nach Unterhaching oder ins Grünwalder Stadion in Erwägung ziehen würde. „Das wäre dann paradox, sollte 1860 in der Allianz Arena bleiben – dann haben sie ihr Heimspiel in der Arena und ihr Auswärtsspiel im Grünwalder. Aber unsere Bilanz im Grünwalder ist sehr gut.“ Generell meint Hölzl: „Wir geraten nicht in Panik, aber das Ganze ist schon ein Unsicherheitsfaktor. Mein Rat an den BFV wäre, dass man 1860 erst einmal in Burghausen, Bayreuth und Schweinfurt antreten lässt. Dann kann man sich ein Bild machen.“

FC Pipinsried

Erst neulich hat Konrad Höss mit Manfred Schwabl telefoniert. Der 1. Vorsitzende des FC Pipinsried und der Unterhachinger Präsident kennen sich schon lange, und nun gab es akuten Gesprächsbedarf. Höss fragte an, ob man für das Punktspiel gegen 1860 in den Sportpark umziehen könne. An Schwabls Antwort erinnert er sich gut: „Er sagte mir: Lös’ Du Deine Probleme, ich löse meine.“ Dabei sieht Höss das Gastspiel der Löwen gar nicht als so problematisch an. Sicher, das große 1860 im kleinen Pipinsried (Landkreis Dachau), die Vorstellung ist kurios: „Hier gibt es weder eine Wirtschaft noch einen Bäcker.“ Aber gerade deshalb wird das Duell auch charmant – oder wie Höss es ausdrückt: „Eine Sensation.“ Der FC wird nun halt die 2000 verfügbaren Karten im Vorverkauf absetzen, und für den Fall der Fälle vertraut Höss auf eine Polizei-Hundertschaft: „Die haben es schon im Griff.“ Theoretisch könnte sich der Vereinsboss auch einen Umzug ins Augsburger Rosenau-Stadion vorstellen. Aber intern hat er gemerkt, dass der Widerstand groß ist: „Unser Kassier sagt: Wir spielen in Pipinsried.“

TSV 1860 Rosenheim

Am 19. Juni tagt die Rosenheimer Fußballabteilung, dann wird es auch um die Löwen gehen. 2800 Menschen fasst das Jahnstadion, der Schnitt lag zuletzt zwischen 300 und 400. Wenn die Sechzger kommen, „sagt Abteilungsleiter Franz Höhensteiger, „werden wohl alle Karten vergriffen sein“. Er weiß selbst, dass das eine starke Untertreibung ist. „Es wird einiges auf uns zukommen. So ein Spiel haben wir im Ligabetrieb noch nicht gehabt.“ Aber irgendwann ist immer das erste Mal. Höhensteiger verspürt jedenfalls „eine große Portion Vorfreude.“

Aufrufe: 09.6.2017, 08:02 Uhr
Münchner Merkur: Kathrin BrackAutor