2024-05-10T08:19:16.237Z

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Und raus war die Spannung: Nicolas Andermatt (Rückennummer 5) nach seinem frühen Führungstreffer gegen Pipinsried (2. Spielminute). Foto: mis
Und raus war die Spannung: Nicolas Andermatt (Rückennummer 5) nach seinem frühen Führungstreffer gegen Pipinsried (2. Spielminute). Foto: mis

Die Löwen sind gerüstet für die großen Derbys

Vorne top, hinten top

Bierofkas Überflieger können entspannt zum Auswärtsspiel nach Augsburg reisen. Und dann beginnt die Vorfreude auf die „kleinen“ Bayern.

„Derbysieger“ sangen die Fans am Freitagabend, was die Neun-Punkte-Woche des TSV 1860 mit einer doppeldeutigen Botschaft abrundete. Zum einen ist ja fast jedes Spiel in der Regionalliga ein Derby, und das 3:0 der Giesinger gegen Pipinsried (60 km entfernt) war so verdient wie ungefährdet, nach dem frühen 1:0 durch Andermatt (2.). Zum anderen war der Fangesang auf subtile Weise in die Zukunft gerichtet, denn nach den Derbysiegen im kleinen Rahmen bricht jetzt die Zeit an, in der die Löwen auch in etwas größeren Nachbarschaftsduellen ihre Vormachtstellung unter Beweis stellen können.

Zunächst steht am Sonntag der Südgipfel gegen den FC Augsburg II an – vor einer Bundesligakulisse in der WWK-Arena (30 660 Plätze). Sieben Tage später folgt die Mutter aller Derbys – der Klassiker Blau gegen Rot, der nur den Makel hat, dass dort die erste Löwen-Mannschaft der Reserve des Erzrivalen FC Bayern begegnet. Zwei Sonntagsdienste, zweimal erhöhter Adrenalinfaktor. Ehe Daniel Bierofka die Seinen in ein verlängertes Wochenende entließ, sagte er: „Es ist wichtig, dass wir jetzt vom Kopf her regenerieren.“

Die sportliche Brisanz ist zwar raus aus dem Titelkampf der Regionalliga – zu einsam ziehen die Löwen ihre Kreise: Schweinfurt hat bereits 13 Punkte Rückstand, Augsburg 18, Bayern 19. Aber: Derby ist Derby, und die weißblaue Euphorie könnte einen Dämpfer erhalten, wenn die stolze Erfolgsserie (seit zwölf Spielen ungeschlagen) ausgerechnet in den Duellen mit den ungeliebten „Datschiburgern“ oder den „Seitenstraßlern“ beendet würde. Der genesene Kodjovi Koussou, 25, sprach von einem „Highlight“, als er nach dem Pflichtsieg gegen Pipinsried an das Derby gegen den FC Bayern dachte.

Doch egal ob Bayern, Augsburg oder Schweinfurt: Alle Vereine, die sich vor der Saison zu Höherem berufen fühlten, wurden unsanft aus ihren Träumen gerissen. Ein Titelanwärter nach dem anderen streicht die Segel, weil es fast nicht möglich ist, mit dem atemberaubenden Tempo Schritt zu halten, das die Löwen nach ihrem historischen Absturz an den Tag legen. Dass sich der Klub so schnell berappelt, ist vor allem ein Verdienst des Vereinsheiligen Bierofka, der nach dem Sieg gegen Pipinsried meinte: „Es sieht momentan ganz gut aus für uns.“

TSV 1860: Beinahe konkurrenzlos in der Regionalliga

Das war eine fast schon freche Untertreibung, denn Bierofka hat es geschafft, ein Team zu formen, das in dieser Liga in jeder Kategorie außer Konkurrenz läuft. Die Löwen haben die mit Abstand meisten Tore geschossen (38), die Defensive ist kaum zu bezwingen (9 Gegentore, 9 x zu Null). Nicht mal die Rotation in der Englischen Woche (18 Spieler eingesetzt) hatte einen Qualitätsabfall zur Folge. Dem blauen Luxuskader fehlt es also auch nicht an Tiefe.

Dazu kommt, dass es Bierofka offenbar gelungen ist, einen Teamgeist zu schaffen, der die Grundlage ist für das ertragreiche Miteinander. Ein Beispiel dafür war die spektakuläre Rettungstat von Jan Mauersberger im Topspiel gegen Schweinfurt. Das 2:2 schien unausweichlich, als der Oldie sich materialisierte, um den Ball im Sprint von der Linie zu köpfen. Ob er auch im Abstiegsjahr die innere Spannung für solch heroische Taten aufgebracht hätte? Sein drei Wochen alter Post bei Instagram lässt tief blicken. „Einer für alle, alle für einen“, textete Mauersberger, als sich gegen Fürth gleich drei Kollegen ernster verletzt hatten.

Der Letzte aus diesem Trio, Kapitän Felix Weber, bearbeitet nun schon wieder den Crosstrainer, nachdem seine Knöchelverletzung planmäßig heilt. Bei Timo Gebhart, dem Star des Teams, leistet sich Bierofka gar den Luxus, ihn ohne Zeitdruck genesen zu lassen. Läuft ja auch ohne ihn. Die Konkurrenz, sofern man sie noch so nennen kann, dürfte das zusätzlich beunruhigen.


Aufrufe: 09.10.2017, 17:48 Uhr
Florian Fussek - tzAutor