2024-05-10T08:19:16.237Z

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Wieder einsatzbereit: 1860-Torjäger Nico Karger. Foto: MIS
Wieder einsatzbereit: 1860-Torjäger Nico Karger. Foto: MIS

Bierofka über Ausschreitungen: "Das geht gar nicht"

1860-Coach vermittelt seiner Mannschaft Lockerheit vor dem Derby

TSV 1860 München - An sein erstes Erfolgserlebnis bei einem Münchner Lokalderby kann sich Daniel Bierofka noch gut erinnern.

2001 ist das gewesen, als der damals 22-Jährige im ausverkauften Olympiastadion seinen Bewacher Willy Sagnol austanzte und in der neunten Minute von der Strafraumgrenze energisch abzog. Der Ball flog zur 1:0-Führung ins Netz der Bayern. „Das war schön, dass ich als gebürtiger Münchner vor 70 000 Zuschauern treffen konnte“, erinnert sich der 38-jährige Löwe: „im Tor der Bayern stand Oliver Kahn – ein tolles Gefühl.“ Im Laufe des Spiels wandelte sich aber die Hochstimmung. „Die Bayern haben uns zerlegt. Die hatten eine Bombenmannschaft mit Elber, Scholl, Pizarro, Sagnol, Kuffour ...“ Am Ende stand es 1:5.

Am Sonntag beim Regionalliga-Derby (15 Uhr, live auf Sport 1) wird zumindest die Ausgangslage umgekehrt sein. Der TSV 1860 tritt am Sonntag im schon lange ausverkauften Grünwalder Stadion als souveräner Tabellenführer und somit als Favorit an. Der FC Bayern II, Achter der aktuellen Rangliste, befindet sich in der Außenseiterrolle. Für Münchner Verhältnisse ist das natürlich so etwas wie verkehrte Fußballwelt. Ob man in solch einem Fall aber noch von einem richtigen Derby sprechen könne? Bierofka gab sich in dieser Frage betont nüchtern. „Weiß ich nicht“, sagte er, „interessiert mich auch nicht. Für mich sind nur die drei Punkte wichtig.“ Und diese, so der 1860-Trainer, seien alles andere als leicht zu erringen: „Das ist eine Mannschaft mit sehr hoher Qualität. Da sind Spieler dabei, die wir uns nicht leisten könnten. Das wird eine schwere Aufgabe.“

Dazu gehört nicht zuletzt Kwasi Okyere Wriedt (23). Der bullige Deutsch-Ghanaer, der letzte Saison noch beim Drittligisten VfL Osnabrück stürmte, erzielte bislang in elf Punktspielen neun Tore. Zuletzt traf er unter der Woche beim 2:0-Auswärtssieg beim TSV 1860 Rosenheim, wo die Bayern nach mageren Wochen wieder Aufwärtstrend offenbarten. „Wir haben endlich mal über 90 Minuten Vollgas gegeben und alles reingehauen. Das ist es, worauf es ankommt“, belobigte Bayern-Trainer Tim Walter. Für das Münchner Duell deutete er den Auftritt als gutes Omen: „Wir freuen uns auf das Derby.“

Bierofka mühte sich unterdessen, die blau-roten Rivalitäten etwas herunterzuspielen. Von seiner Mannschaft, in der sich die wiedergenesenen Jan Mauersberger und Nico Karger zurückmeldeten, forderte er: „Wir müssen diese Spiel angehen wie jedes andere auch. Wir müssen einfach locker bleiben.“

Bei Teilen des Löwen-Anhangs war es allerdings zuletzt mit der Lockerheit nicht weit her. Vor einer Woche beim Gastspiel beim FC Augsburg II war es zu schweren Ausschreitungen gekommen. Nicht auszuschließen, dass sich die Ultras gegen ihren Lieblingsfeind erneut danebenbenehmen. „Das geht gar nicht“, sagte Bierofka zu den Augsburger Vorkommnissen. Wobei ihn die Turbulenzen überraschten: „In den kleinen Stadien hatten sich unsere Fans zuvor super verhalten.“ Sein frommer Derby-Wunsch: „Ich hoffe, dass beide Fanlager die Mannschaften tatkräftig unterstützen – und dann wieder nach Hause gehen.“

Aufrufe: 021.10.2017, 11:25 Uhr
Armin Gibis - Münchner MerkurAutor